Neue Reihe im Maxim Gorki Theater: Die gefährdete Demokratie
Auftakt der "Berliner Korrespondenzen": Das Gorki Theater und das Auswärtige Amt organisieren gemeinsam eine Debatten-Reihe über die neue Welt-(Un-)Ordnung.
Shermin Langhoff tritt gleich die Flucht nach vorne an. Eine Veranstaltungsreihe, die das Maxim Gorki Theater mit dem Auswärtigen Amt organisiert, da stellt sich gleich die Frage nach der korrumpierenden Nähe zur Macht. Zumal zunächst Frank-Walter Steinmeier am Pult referiert (und ein Böhmermann-Gedicht zitiert, ein anderes, über Deutschland!). Gewöhnlich, betont die Gorki-Chefin, mag das Theater ein Raum für Machtkritik sein, aber wenn die Demokratie in Gefahr ist, müssen neue Allianzen geprobt werden.
Langhoff verweist auf Merkels aktuellen Besuch in der Türkei und den Umstand, dass in wenigen Stunden womöglich ein Rechtspopulist zum Bundespräsidenten in Österreich gewählt werde. Jan-Hendrik Olbertz, Ex-Präsident der Humboldt Universität, benennt derweil die Tradition, an die man mit diesen „Berliner Korrespondenzen“ anknüpfen möchte – auch die Humboldt-Uni ist mit von der Partie. Hier, auf dieser Bühne der damaligen Sing-Akademie zu Berlin, hielt Alexander von Humboldt im Winter 1827/1828 seine zehn naturwissenschaftlichen „Kosmos“-Vorlesungen über das, was die Welt im Innersten zusammenhält – und alle kamen, vom Handwerker bis zum König. Und genau hier will man nun in zehn Foren darüber diskutieren, was die heutige Welt auseinanderfliegen lässt.
Geht Demokratie auch mit Andersdenkenden, anders Aussehenden?
„Eure Ordnung ist unsere Unordnung“: Achille Mbembe, Philosoph und Politikwissenschaftler aus Südafrika, umreißt die Destabilisierung des postkolonialen Zeitalters, in der die Bevölkerungen Afrikas und Asiens wachsen, während die Gesellschaft im Westen überaltert und das Management der Fluchtbewegungen zur größten globalen Herausforderung wird. Ist Demokratie immer nur eine Gemeinschaftsform Gleichgesinnter, also derer, die so aussehen wie ich selber, fragt Mbembe? Oder geht sie auch mit Andersaussehenden? Der indische Historiker Dipesh Chakrabarty, ebenfalls Vordenker des Postkolonialismus, fügt hinzu, es genüge nicht, den Anderen, den Flüchtling, als Menschen zu sehen. Vielmehr gelte es, die Endlichkeit des Planeten zu realisieren – als gemeinsames Schicksal.
Lauter kluge Stichworte, bloß wo bleibt die „Korrespondenz“? Anders als Olbertz und auch Außenminister Steinmeier es wünschen, findet an diesem Sonntagmittag im Gorki kein Transfer zwischen Politik, Wissenschaft und Kultur statt: Die Gelehrten bleiben – von Esar Küçük moderiert – unter sich, Politik und Kultur lauschen im überfüllten Saal. Diskussion? Keine Zeit. Noch bringt die geografische Nähe zwischen Theater, Uni und Auswärtigem Amt gleich um die Ecke die Ordnung der Disziplinen nicht durcheinander. Die Humboldtforum-Baustelle liegt vis-à-vis: Vielleicht gelingt es dort ja eines Tages.
Die nächste „Berliner Korrespondenz“ im Gorki: 12.6., 12 Uhr, mit Herfried Münkler und Michael Borgolte
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