Kultur: Die Galerie Markus Richter zeigt in ihren neuen Berliner Räumen Skulpturen von Pedro Cabrita Reis
Es fällt leicht, fünf Schriftsteller aus Portugal zu nennen; aber bildende Künstler fallen einem außer Pedro Cabrita Reis nicht ein. Er verdankt seine Sichtbarkeit den beiden Kuratoren Christos Joachimides und Norman Rosenthal, die ihn 1991 an der Großausstellung "Metropolis" im Berliner Gropius-Bau beteiligten.
Es fällt leicht, fünf Schriftsteller aus Portugal zu nennen; aber bildende Künstler fallen einem außer Pedro Cabrita Reis nicht ein. Er verdankt seine Sichtbarkeit den beiden Kuratoren Christos Joachimides und Norman Rosenthal, die ihn 1991 an der Großausstellung "Metropolis" im Berliner Gropius-Bau beteiligten. Dass Cabrita Reis seine Sichtbarkeit bis heute erhalten konnte, verdankt er jedoch seinem Werk. Seine erste Soloschau in Berlin ließ sein Galerist klug mit der Teilnahme bei "Zeitenwende" in Bonn zusammenfallen. Cabrita Reis kann daher mit vagen Erinnerungen beim Publikum rechnen. 1991 hatte er unter dem an die sechziger Jahre anklingenden Titel "Berlin Piece" sechs liftfassartige, gipsverputzte Tonnen auf Parkett präsentiert. Lange, schmale Kupferrohre, die wie Anspielungen an manuelinisches Schmuckwerk aussahen, verbanden die Zylinder mit vorkragendem Dach. Das "Piece" war leise wie ein Nachtgedicht. Fast niemand sprach davon, aber fast jeder konnte sich bei Nachfrage daran erinnern. Es blieb im Verschwinden bestehen.
In der im Januar eröffneten Galerie in Berlin-Mitte von Markus Richter, der zuvor fünf Jahre lang in Potsdam mit Künstlern wie Thomas Florschuetz, H. N. Semjon und Thierry Urban kooperierte, zeigt der 1956 in Lissabon geborene Künstler "Das geteilte Haus", ein Ensemble von hoch aufgemauerten roten Hohlblockziegeln. Sie bilden zu den weißen Wänden einen warmen, in sich ruhenden Kontrast. Cabrita Reis ließ die Maurer drei Wände in einer Weise hochziehen, wie sie die Handwerker in eigener Verantwortung niemals akzeptieren würden: richtig schöne Pfuscharbeit. Aus den Fugen quillt der Mörtel. Mehrere Ziegel sind bis zu den Luftkammern aufgeschlagen. In einer Wand sind drei Lexika eingemauert, zu einer anderen schlängelt sich ein langes Kabel mit nackter Glühbirne in einem grob aufgeschlagenen Loch. Die drei Mauern stehen mehr oder weniger entlang der Wände und bilden einen Dreiklang mit Fluchtpunkt ins Büro.
Cabrita Reis arbeitet der Glätte der neuen Räume entgegen und vermisst den weißen Kubus, den man in seiner Ausdehnung nicht behalten und erinnern kann. Die sinnliche Wirkung der vergröberten Mauern behält man aber gut im Gedächtnis. Der Wahrnehmung kommt die Grobheit der Oberflächen und die Betonung des Materials in seinen sensuellen Eigenschaften entgegen. Man gewinnt zwei in eins. Daher der Titel, der sich mit anderen Werken wie "Kathedrale" oder "Das Haus des weißen Schweigens" verbindet.
Man spricht oft von der Mobilität heutiger Künstler. Davon ist den Werken von Pedro Cabrita Reis wenig anzumerken. Es sind Träume eines Sesshaften. Er wechselt manchmal die Stadt, lässt sich aber immer von den gleichen räumlichen und situativen Ensembles im Stadtraum beeindrucken. Diese verblassen zu vagen Bildern, bevor sie in mehrteiligen skulpturalen Anordnungen umgesetzt werden. Zwischen dieser Erinnerung und der Skulptur vermitteln Zeichnungen. Der Galerist zeigt sie im Büro neben zwei Türen, die nirgendwohin führen (25 000 Mark). Das Werk zu erkennen, heißt elementare Bestandteile der Stadtarchitektur wiederzuerkennen. Cabrita Reis hängt dem Ideal einer harmonisch organisierten europäischen Stadt langer Dauer nach, die sich über Achsen, Blickpunkte, Monumente definiert. Seinem Werk widerspräche es, exzessiv präsent zu sein. Es taucht auf, um einen dezenten Eindruck zu hinterlassen. Dann verschwindet es wieder und lässt seine Einsamkeit zurück. Damit kann Cabrita Reis großzügig umgehen. Er hat genug davon.Galerie Markus Richter, Schröderstraße 13 bis 31. März; Dienstag bis Freitag 13-19 Uhr, Sonnabend 12-17 Uhr.
Peter Herbstreuth
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