Nachruf: Der Ur-Rapper
Er war einer der Pioniere des HipHops und wird von seinen amerikanischen Kollegen kultisch verehrt. Jetzt ist der große Straßenpoet Gil Scott-Heron in New York gestorben.
Weiße Bartstoppeln, geschlossene Augen, die heruntergebrannte Zigarette dicht an den Lippen. Als alter, erschöpfter Mann ließ sich Gil Scott-Heron letztes Jahr auf dem Cover seines Comeback-Albums „I’m New Here“ ablichten. Die Schwarz-Weiß-Fotografie beschönigte nichts – genau wie der Sänger und Rap-Pionier es immer in seinen Texten gehalten hatte. Schonungslos prangerte er seit seiner ersten Platte „Small Talk At 125th & Lennox Ave“ von 1970 Armut, Ungerechtigkeit und Rassismus in den USA an. Geradezu programmatisch das erste Stück: „The Revolution Will Not Be Televised“. Ein Frontalangriff auf die Medien, den Kapitalismus und die weiße Mehrheitsgesellschaft, vorgetragen in beißendem Sprechgesang – bis heute ein Meilenstein.
Gil Scott-Heron wurde 1949 in Chicago geboren. Seine Mutter war Bibliothekarin, sein Vater jamaikanischer Profifußballer. Er wuchs jedoch bei seiner Großmutter in Tennessee auf und kam mit 13 Jahren nach New York. Ein Jahr lang studierte er an der Lincoln University in Pennsylvania, wo er den Musiker Brian Jackson kennenlernte, mit dem er später viele Jahre zusammenarbeitete. Die beiden gründeten eine Band, die Jazz, Soul und Sprechgesang verband. Doch zunächst widmete sich Scott-Heron jedoch dem Schreiben. Bis 1972 veröffentlichte er zwei Romane und einen Lyrikband. Einige der Gedichte daraus vertonte er für sein Debütalbum, das live in einem New Yorker Club aufgenommen wurde.
Seinen größten Erfolg hatte Scott-Heron 1973 seinen größten Hit mit dem Funkstück „The Bottle“. Der später oft nachgespielte Song rechnete mit dem Alkohol ab. Überhaupt sang Scott-Heron oft gegen Drogen an, obwohl er selbst immer wieder große Probleme damit hatte, vor allem mit dem Kokain. So klafften zwischen seinen Platten immer wieder lange Pausen, die er teilweise im Gefängnis zubrachte. Seine einst warme Singstimme konnte man 2010, bei seinem Comeback nach 16 Jahren, nur noch erahnen. Doch Sprachmächtigkeit und Rhythmusgefühl waren hellwach geblieben. Am Freitag ist Gil Scott-Heron mit 62 Jahren in New York gestorben.
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