New York feiert 50 Jahre Denkmalschutz: Der Tag, als die Penn Station verschwand
New York ohne das Chrysler Building, Radio City Music Hall oder Grand Central? Unvorstellbar. Und doch gäbe es all diese Gebäude und Touristen-Attraktionen heute möglicherweise nicht mehr - wäre nicht vor 50 Jahren das „Landmarks Preservation Law“ erlassen worden.
Lichtdurchflutete Bahnhofshallen mit Kuppeln und eine Außenfassade mit hohen Säulen - die ursprüngliche Pennsylvania Station in New York war ein majestätisches Gebäude. „Es war wahrscheinlich das schönste öffentliche Gebäude, das New York je hatte“, sagt der Architekturhistoriker Anthony Robins. „Aber 1910 gebaut, wurde es 50 Jahre später schon wieder abgerissen und durch einen ganz besonders hässlichen Komplex ersetzt.“ Der Madison Square Garden steht heute an der Stelle der alten Penn Station im Südwesten Manhattans, eine Mehrzweckhalle mit runder Betonfassade. Der Bahnhof ist in den Untergrund verlegt worden.
„Einst kam man wie ein Gott in New York an“, kommentiert Vincent Scully, Architekturhistoriker der Yale Universität. „Heute krabbelt man herein wie eine Ratte.“ Aber der Abriss der alten Penn Station brachte auch etwas Gutes mit sich. „Das war der eine große Verlust, der die öffentliche Meinung wirklich wachgerüttelt hat“, sagt Architekturhistoriker Robins. Die Menschen kamen zusammen und organisierten sich - und heraus kam das erste Denkmalschutzgesetz New York, das am 19. April 2015 vor genau 50 Jahren verabschiedete „New York City Landmarks Preservation Law“.
100 denkmalgeschützte Bezirke in New York
Verglichen mit Deutschland, wo bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts Denkmalschutzgesetze existieren, wirkt 1965 ziemlich spät, muss auch Architekturhistoriker Robins zugeben. „Anders als Europa haben wir uns hier immer als ein sehr neues Land wahrgenommen. Im 19. Jahrhundert haben wir alle möglichen Gebäude verloren, weil wir gedacht haben, wir hätten eine Zukunft, aber keine Vergangenheit. Das hat sich nur langsam geändert.“
Ein halbes Jahrhundert nach Verabschiedung des Gesetzes gibt es in der Millionenmetropole nun rund 100 denkmalgeschützte Bezirke, erkennbar an den braunen Straßenschildern, und rund 31 000 denkmalgeschützte Strukturen. Sie dürfen nicht abgerissen werden und alle baulichen Veränderungen müssen von einer Kommission genehmigt werden, für die auch Robins lange arbeitete. „Ohne dieses Gesetz sähe die Stadt völlig anders aus.“ Selbst heute so berühmte Gebäude wie das Chrysler Building, der Grand Central Terminal, die ursprüngliche Metropolitan Oper, Radio City Music Hall oder die Carnegie Hall waren alle einmal vom Abriss bedroht und wurden durch das „Landmarks Preservation Law“ gerettet.
Das Wyckoff-Haus ist das älteste Gebäude der Stadt
Als allererstes war das Wyckoff-Haus dran. Das unscheinbare kleine Häuschen im Stadtteil Brooklyn ist mit mehr als 350 Jahren das wohl älteste Gebäude der Stadt. „Das Image von New York in Europa ist immer das der modernen Metropole, aber wir haben eine ziemlich lange Geschichte. An europäischen Standards gemessen vielleicht nicht, aber an US-Standards gemessen sind wir eine alte Stadt, 400 Jahre alt und damit älter als St. Petersburg in Russland. Und wir haben auch sehr alte Gebäude - nicht viele und nur sehr kleine, aber immerhin.“
Als erster Bezirk wurde dann Brooklyn Heights zum Denkmal erklärt. „Das war ein großer Sieg.“ Doch trotz des Denkmalschutzgesetzes werden auch heute noch immer wieder historische Gebäude abgerissen oder stark verändert - gerade in Zeiten explodierender Immobilienpreise wie momentan. „Die Denkmalschutzkommission bemüht sich, aber kann nicht schneller arbeiten, als sie es schon tut. Außerdem wollen auch viele Hausbesitzer nicht, dass ihr Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird, und wehren sich.“
Denkmalschutzgesetz ein großer Gewinn
Manchmal mache die Kommission auch schlicht Fehler. „Der Hearst-Turm war meiner Meinung nach ein absoluter Fehler. Ein Wolkenkratzer mit 36 Stockwerken auf einem alten Haus mit sechs Stockwerken, das hätte nicht erlaubt werden dürfen.“ Meist werde aber bei Renovierungsarbeiten konstruktiv zusammengearbeitet. „Gebäude müssen renoviert werden, die Zeit kann ja nicht angehalten werden, und es gab da in jüngster Zeit ein paar wunderbare Beispiele. In der Lobby des Empire State Buildings haben sie die alte Decke wiedergefunden und renoviert - das sieht spektakulär aus.“
Architekturhistoriker Robins arbeitet auch als Touristenführer und hat zum Jubiläum besonders viele Touren geplant. Das Denkmalschutzgesetz ist für ihn nach wie vor ein großer Gewinn. „Die Erfolge übertreffen inzwischen die Verluste bei weitem. Man kann durch das Greenwich Village schlendern, durch die Upper East Side, durch die Upper West Side, durch Brooklyn Height - und es ist alles noch da.“ (dpa)
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