Ken Adam gestorben: Der Mann, der 007 bewaffnete
Er stammt aus Berlin und schenkte dem hiesigen Filmarchiv seine Schätze: Nun ist der Bond-Ausstatter und Production Designer Ken Adam mit 95 Jahren gestorben.
Der Aston Martin war leider hin, doch noch als Schrotthaufen nötigte er dem Gegner des glücklosen Fahrers Respekt ab: „Dieser interessante Wagen, den Sie fahren, Mr. Bond.“ So was hatte Goldfinger nie zuvor gesehen, die Kinozuschauer des Jahres 1964 auch nicht: ein silberner Sportwagen mit Maschinengewehren, Ölsprühern, Reifenaufschlitzern, einer Art Navi und vor allem einem Schleudersitz für unliebsame Beifahrer. Mögen die anerkennenden Worte des Erzschurken Goldfinger scheinbar nur dem Fahrer 007, indirekt vielleicht dessen Waffenmeister Q gegolten haben – an sich lobte hier die Filmfigur Goldfinger den Mann, der in der Realität diese fantastische Kampfmaschine ersonnen hatte. Sein Name: Adam, Ken Adam.
Hätte James Bond, seit 1962 in Kinodiensten, auch ohne den Production Designer der frühen 007-Filme eine solche Ausdauer entwickeln können? Schwer zu sagen, aber der sensationelle Anfangserfolg wäre ohne die gleichsam gleichsam „adameske“ Umsetzung der Drehbücher ins Visuelle wohl nur sehr abgeschwächt ausgefallen. Wirkten die bedrohlichen Räume in „Dr. No“ nicht fast wie eine Fortsetzung der überspannten expressionistischen Szenerien früher Ufa- Filme, von „Dr. Caligari“ bis zu „Dr. Mabuse“?
Ken Adam, der am Donnerstagabend in London im Alter von 95 Jahren starb, hat selbst gern auf diese frühen Einflüsse verwiesen, die in ihm wohl den Keim gelegt haben zu seinem ganz persönlichen Stil der Stilisierung, Überspitzung, des „Bigger Than Life". So war denn auch die Ausstellung betitelt, die ihm vor Jahresfrist im Berliner Museum für Film und Fernsehen gewidmet war. Sie war Ehrung und Dank zugleich: Zwei Jahre zuvor hatte Adam, den Kulturstaatsministerin Monika Grütters jetzt als einen der „kreativsten und einflussreichsten Filmarchitekten, einen stilsicheren und fantasievollen Weltenerschaffer“ rühmte, sein umfangreiches Archiv der Stiftung Deutsche Kinemathek überlassen.
Mit den 007-Filmen blieb er in der öffentlichen Wahrnehmung verbunden wie Sean Connery mit der Rolle des berühmtesten Agenten Ihrer Majestät. Doch wie dieser wurde auch Adam nie mit diesen Arbeiten identifiziert, es wäre ja auch ungerecht. Insgesamt 74 Filmen hat er seinen besonderen Look verpasst, nur sieben waren Bond-Filme, aber es waren einige der besten und fantasievollsten. Einen Minihubschrauber wie „Little Nelly“ in vier Koffer verpacken? Drei U-Boote von einem Riesentanker schlucken lassen? Einen Vulkan zur Startrampe für Weltraumraketen umbauen? War alles kein Problem. Und den imaginären „War Room“ eines fiktiven US-Präsidenten entwarf er so überzeugend, dass Ronald Reagan sich beim Amtsantritt erkundigte, wo genau sich der Raum befinde.
Eine Lieblingsanekdote von Adam, oft von ihm erzählt, nicht ganz verbürgt – es wäre ein Nebeneffekt seiner Arbeit für „Dr. Seltsam“ –ein Auftrag, den er Bond verdankte:„Dr. No“ hatte Stanley Kubrick so gut gefallen, dass er für seine Atomkriegssatire Adam engagierte. Auch für dessen „Barry Lyndon“ entwarf Adam den Look, der Film brachte ihm 1976 den ersten Oscar ein, der zweite folgte 1995 für „The Madness of King George“. An seinem letzten Film hatte Ken Adam – seit 2003 Sir Ken Adam!– in Berlin gearbeitet, das war 2001 für „Taking Sides –Der Fall Furtwängler“ von István Szabó. Für ihn kein Drehort wie jeder andere. Berlin war die Heimatstadt Ken Adams, hier war er am 5. Februar 1921 als Klaus Hugo Adam geboren worden, in einer großbürgerlichen Stadtvilla in der Tiergartenstraße, als Sohn des Inhabers eines damals bekannten Sporthauses an der Leipziger Ecke Friedrichstraße. Die jüdische Familie emigrierte 1934 nach England. Erste Filmkontakte und ein Architekturstudium beendete der Krieg, in dem Adam als Jagdflieger diente. Schon früh hatte er Zeichentalent bewiesen, dem Kriegsheimkehrer vermittelte seine Schwester eine Stelle in Londoner Studios, Start einer glänzenden Karriere.
Glitzernd wie der diamantenbestückte Lasersatellit im Foyer des Filmhauses am Potsdamer Platz in Berlin. Der Nachbau einer Adam-Erfindung für „Diamantenfieber“, Relikt der Ausstellung von 2015 – und nun quasi sein Denkmal. Auch die Berlinale feierte Ken Adams Verdienste um die Filmgeschichte, was dem Festival 2015 die erste Vorführung eines Bond-Films im Rahmen der Filmfestspiele bescherte.
Andreas Conrad
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