KUNST Stücke: Der Lichtarbeiter
Bekannt wurde Jakob Mattner in den achtziger Jahren mit raffinierten Lichtinstallationen. Die Galerie Haas entdeckt den Berliner Künstler jetzt neu
Wie Monde leuchten die goldenen Scheiben von der Wand. Schwarze Kreise schieben sich davor und verstärken den Eindruck, Jakob Mattner sei Phänomenen des Universums auf der Spur. Dabei zeigt er in der Galerie Michael Haas abstrakte Kompositionen aus Schellack und Acryl auf extrem dünnem Papier. Sein Geheimnis: Mattner, Jahrgang 1946, fängt in seinem Werk das Licht ein. Mit einfachsten Mitteln, da ist er Virtuose.
Bekannt wurde der in Berlin lebende Künstler in den achtziger Jahren mit Installationen aus Lampen und Spiegeln, die im dunklen Raum flüchtige Bilder erzeugen. Ganze Galaxien manifestieren sich, im Halbschatten gedeihen zarte Lichtreflexe. Bis heute arbeitet Mattner mit solchen Mitteln, fügt hier eine Scheibe aus Glas, dort einen Motor hinzu, sodass seine geometrischen Gebilde zu flirren beginnen. Frühe Filmprojektionen, Frottagen oder fotografische Experimente der zwanziger Jahre kommen einem in den Sinn. Was nicht abwegig ist, weil Mattner sich schon während seines Studiums an der Hochschule der Künste in Berlin mit russischen und ungarischen Konstruktivisten wie Kasimir Malewitsch oder László Moholy-Nagy beschäftigt hat.
Auch die Serie „Der ferne Klang“ von 2015 wirkt der Vergangenheit entlehnt. Von Nahem erkennt man kleine ausgestanzte Löcher auf den Goldscheiben, die sie wie historische Tonträger aussehen lassen. Pappplatten aus Zeiten der Organette aus dem späten 19. Jahrhundert – der ersten Möglichkeit, Klänge zu konservieren. Zum Licht gesellt sich mit dem Ton ein weiterer immaterieller Stoff. „Meine Ausstellungen erzeugen einen Grundklang“, sagt Mattner. Auch wenn es still bleibt in der Ausstellung, die nebenan von einer Retrospektive der Hamburger Malerin Almut Heise begleitet wird. Hier der gefrorene Moment, für den Heise unglaublich akribisch Alltagszenen in Öl festhält, als wären es sensationelle Ereignisse. Dort das Licht, dem Mattner einen Resonanzraum gibt. Wie vielgestaltig seine Arbeit ist, wird im Kunstlager sichtbar, in dem Installationen ab dem Jahr 1975 aufgebaut sind – ein Ausstellungsort, den die Galerie auf Anfrage öffnet. Noch besser wäre es, man könnte Mattner retrospektiv und öffentlich in einem Berliner Museum sehen. Die Zeit ist reif.
Galerie Michael Haas, Niebuhrstraße 5, bis 26. März, Mo–Fr 9-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr
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