Kultur: Der letzte Hippie
Congas für den Frieden: Santana in der Arena
Die Erdkugel rotiert vor der Unendlichkeit des Sternenfirmaments. Aus dem Globus schält sich langsam eine weiße Taube, die sich kraftvoll aufschwingt. Unter Trommelfeuer bahnen sich neun Musiker ihren Weg auf die Bühne. Und zu den immer überwältigender sich verdichtenden Rhythmen von „Jingo Lo Ba“ betritt ein Gitarrengott die Bühne: Carlos Santana, der sich vor langer Zeit mit Hits wie „Samba Pa Ti“, „Oye Como Va“ und „Black Magic Woman“ in die Ohrmuscheln der Hippie-Generation einzuschmeicheln wusste.
In der ausverkauften Berliner Arena präsentiert der Latinrock-Veteran die ganze Geschichte seiner Karriere, der er zuletzt mit der Unterstützung von Rappern wie den Black Eyed Peas oder Lauryn Hill zu neuer Dynamik verhalf. Es ist eine Welt lachender Kinder und solcher, die sich mutig ihren Weg über Stacheldrahtbarrikaden bahnen, wie sie die über den Köpfen von Santanas Band eingespielten Videos zeigen.
Der Meister hat den Berlinern eine Botschaft mitgebracht: „Berlin. Ost und West. Was ist daraus geworden? Eine Einheit. Es war nicht Ronald Reagan, der das geschafft hat. Es waren Bob Marley und John Lennon.“ Tosender Beifall. Und zu klopfenden Congas und wabernden Orgelteppichen hebt Santana zu einem Instrumental mit scheinbar ins Unendliche sich zerdehnenden Gitarrenakkorden an: „Europa (Earth’s Cry Heaven’s Smile)“. Es ist eines diese Kuschelstücke, für das man Santana entweder hasst oder abgöttisch liebt: jede Note – ein spiritueller Orgasmus.
Hans von Seggern
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