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Glorreiches Dutzend. Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker.
© Uwe Arens/Sony

20 Jahre "Live Music Now": Der Klassik Beine machen

Die 12 Cellisten feiern gleich doppelt im Konzerthaus: Yehudi Menuhins 100. Geburtstag und 20 Jahre "Live Music Now"

Der Ruhm verklingt so schnell. Wie selten hört man heute im Radio den Namen von Yehudi Menuhin oder auch den von Herbert von Karajan – dabei waren sie zu Lebzeiten doch omnipräsente Medienstars. Mit Platten und CDs aber verhält es sich nicht anders als mit Partituren: Wenn sie keiner zum Leben erweckt, dämmern sie geduldig im Regal ihrem Vergessen entgehen. Was von den einst so gefeierten Künstlern aber bleibt, sind ihre guten Taten: im Falle Karajans die Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker, die Generationen von Hochschulabsolventen Praxiserfahrungen und dem Ensemble viele großartige Neuzugänge beschert hat. Yehudi Menuhins Andenken wiederum wird höchst vital gepflegt von „Live Music Now“, einem Verbund von Vereinen, die im Geist ihres Gründers Klassik zu Menschen bringen, die nicht selber zur Klassik kommen können: in Krankenhäuser und Pflegeheime, Gefängnisse und Behinderteneinrichtungen.

Seit 20 Jahren gibt es die Berliner Sektion von „Live Music Now“. Die beeindruckende Zahl von 3302 Konzerten haben die ehrenamtlich arbeitenden 25 Vereinsmitglieder seitdem organisiert, 621 Nachwuchskünstlerinnen und -künstler bei Probespielen ausgewählt und dann auf ihre Einsätze vorbereitet. „Wir Musiker wissen, wie wichtig Auftrittsmöglichkeiten für junge Menschen sind, die den größten Teil ihrer Zeit mit dem Üben im stillen Kämmerlein verbringen“, erklärt Ludwig Quandt, der Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker, am Dienstag beim Jubiläumskonzert. Für die Zuhörer wie die Interpreten sei „Live Music Now“ also eine „klassische Win-win-Situation“.

Daniela Schadt ist die Schirmherrin des Abends

Damit die geförderten Musiker eine kleine Gage bekommen können, veranstaltet der Verein regelmäßig Benefizkonzerte. Zum 20-Jährigen fällt die Klingelbeutelaktion besonders groß aus: Denn zum einen schenken die 12 Cellisten der Philharmoniker „Live Music Now“ einen ihrer raren Auftritte, und zum anderen ist das Konzerthaus Gastgeber. Drei Tage vor dem 100. Geburtstag Menuhins wird der Abend zum Präludium der zehntägigen Hommage auf den großen Geiger, Philanthropen und Weltbürger, die vom 22. April bis 1. Mai am Gendarmenmarkt ausgerichtet wird.

Ein glanzvolles Parkett hat sich versammelt, angeführt von Schirmherrin Daniela Schadt und Menuhins Tochter Zamira Benthall. 49 ehemalige LMN-Musiker sind ebenfalls gekommen, einer von ihnen, Joan Bachs, sitzt sogar auf der Bühne, als Einspringer für ein Mitglied des glorreichen Dutzends. Paris und Buenos Aires haben sich die Cellisten als programmatische Fixpunkte ausgesucht, auf seine angenehm lakonische, norddeutsche Art spricht Ludwig Quandt verbindende Worte zwischen den hochvirtuosen Arrangements. Die klingen wie immer grandios, dank des dichten, intensiven Spiels der Truppe – und ihrer fantastischen Klangfantasie. Wie basisdemokratisch die Nummern dabei angelegt sind, wie gerecht die schönen Melodien und effektvollen Soli durch die Stimmen wandern, das erschließt sich tatsächlich nur, wenn man die Zwölf nicht nur hört, sondern auch sieht.

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