Fußballmuseum Dortmund: Der goldene Schuh des Weltmeisters
Ein Besuch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zeigt: Fußball ist auch nur eine Religion. Eine Glosse.
Schürrle flankt von links, Götze stoppt den Ball mit der Brust und schießt ihn im Fallen schräg ins Tor. Rio de Janeiro, die 113. Minute. Finale gegen Argentinien. Deutschland wird zum vierten Mal Weltmeister.
Im Deutschen Fußballmuseum am Dortmunder Hauptbahnhof liegt der Schuh des Siegtorerzielers in einer Vitrine. Es gibt in der Hall of Fame des DFB viele historische Paar Fußballschuhe, Bälle und Trikots. Aber hier ist nur einer. An den Stollen klebt noch trockenes Gras vom Maracana-Stadion.
Fußball und Religion sind oft miteinander verglichen worden. In diesem Museum wird es evident. Auf den Bildern Apostel, Teufel, Märtyrer, und ein jedes Bild eine Ikone. In der katholischen Kirchen werden Körperteile von Heiligen aufbewahrt, Splitter vom Kreuz. Reliquien gehören hier wie da zum Geschäft, ebenso Fahnen und Schweißtücher. Keine Witze über Namen: Aber wenn einer Götze heißt, und Mario, also die männliche Form von Maria ... !
Der Fluch des Mario Götze
Wie hat der Spieler nach dem Triumph vom 13. Juli 2014 gelitten. Für das damals riesige Geld von 37 Millionen Euro zum falschen Verein gewechselt, dem Talente verschlingenden FC Bayern, dort nicht gewollt, endlich nach Dortmund zurückgekehrt und mit Gesundheitsproblemen geschlagen. Am vergangenen Samstag sollte er im Supercup auflaufen, wieder nichts. Rückenprobleme.
Der BVB verliert das Elfmeterschießen gegen den Münchner Club, der stets die Bundesliga von oben herab betrachtet und dafür in der Champions League bestraft wird. Auch in dieser Saison, die am 18. August beginnt? Halten wir im Fußballmuseum inne und beten, dass Mario Götze, inzwischen 25, seinen Verein noch in traumhafte Höhen schießt! Mit neuen Zauberstiefeln.
Eine seltsame Ruhe strahlt der gelb-goldene WM-Schuh aus. Als wollte er sogleich aufstehen und loslaufen. Mehr als Kleider repräsentieren Schuhe die Person. Die weißen Pumps der Marlene Dietrich in Robert Wilsons Sammlung, die im Louvre zu sehen war; die Ballettschuhe auf Sergej Diaghilews Grab in Venedig: Da beschleicht einen mächtig das Gefühl der Vergänglichkeit. Mode kommt ins Spiel, Abnutzung, die Physis. Schuhe sind wie Menschen nicht gern allein.