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Der britische Sänger Morrissey.
© Ettore Ferrari/dpa

Neues Album von Morrissey: Der ewige Außenseiter

Auf seinem neuen Album "Low In High School" sucht sich der britische Sänger ganz neue Gegner.

Als provokanter Kommentator der Zeitgeschichte war Morrissey schon immer bekannt. Auf seinem mittlerweile elften Album "Low In High School", das in dieser Woche erscheint, sattelt der britische Sänger thematisch noch einmal drauf. In einer Zeit, in der Morrisseys Hang zu Anti-Establishment-Aussagen und Tierschutz-Parolen mühelos vom rechten Rand vereinnahmt werden kann, hat eine Medienschelte wie in seinem Opener „My Love, I´d Do Anything For You“ einen Beigeschmack von Wutbürgertum: „Lehre deine Kinder die Propaganda zu erkennen und zu hassen, die von den Mainstream-Medien des weltweiten Spionagenetzwerks verbreitet wird“, singt er.

Demonstrative Aversion gepaart mit Pathos bleibt bei dem in Manchester geborenen Sänger ein Konstante. Einst forderte er in einem Song die Enthauptung der britischen Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, bezeichnete die königliche Familie als Schnorrer und relativierte das Massaker von Anders Breivik mit einem Verweis auf die Massentierhaltung.

Morrissey ist wenig heilig

Kein Wunder, dass sein Zynismus ihm nicht nur Bewunderung einbrachte. Die Vorwürfe sind vielgestaltig: von pädophilen Anwandlungen über Nationalismus bis hin zu Rassismus. Fakt ist, dass ihm dieser Tage wenig heilig zu sein scheint. Selbst die eigene Krebserkrankung kommentierte er mit gewohnt sarkastischem Unterton: „Wenn ich sterbe, dann sterbe ich eben und wenn ich nicht sterbe, dann sterbe ich nicht.“

In den Achtzigern zelebrierte der Sänger mit seiner Band The Smiths noch das Dandytum. Gekleidet in bunte Damenblusen trug er mit seiner schwermütigen Stimme hellsichtige Texte vor und wurde zur Popikone. Das Musikmagazin NME wählte The Smiths noch vor den Beatles zum „Most Influential Artist Ever“.

Ein notorischer Einzelgänger

Doch allem Ruhm zum Trotz blieb Morrissey stets ein notorischer Einzelgänger. Das gilt in der britischen Popszene auch für seine proisraelische Haltung. Musikerkollegen wie Roger Waters, Thurston Moore, Lauryn Hill oder Carlos Santana unterstützen die BDS-Kampagne, jene antizionistische Bewegung, die für die Isolation Israels Stimmung macht. Morrissey hingegen vertritt auf seinem neuen Album dezidiert eine proisraelische Haltung: „Sie sind auch eifersüchtig auf dich. Liebe dich, wie du es solltest, Israel.“ Der 58-Jährige macht es seinen Kritikern nicht leicht, ihn politisch einzuordnen. Kein Wunder, dagegen hat er sich schließlich sein Leben lang gewehrt.

Hannes Soltau

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