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Schwiegersohn oder Pirat? Der Geiger David Garrett.
© dpa

Konzertkritik: David Garrett geigt in der Waldbühne ohne Esprit

Das Orchester sitzt im Hintergrund. Der Star ist der Geiger. David Garrett präsentiert sich als verwegene Mischung aus Kurt Cobain, Schwiegersohn und Pirat. Die Kindergeneration der André-Rieu-Anbeterinnen schmachtet.

Der schnellste Geiger der Welt lädt zur musikalischen Unterhaltung und 18.000 Menschen kommen in die Berliner Waldbühne. David Garrett, der selbsternannte Klassik-Apostel mit Juilliard-Abschluss, garantiert mit seiner „Rock Symphony“-Tour ausverkaufte Häuser. Schließlich will auch die Kindergeneration der André-Rieu-Anbeterinnen etwas zum Schmachten haben.

Die verwegene Mischung aus Kurt Cobain (passenderweise vergeigt er auf seinem neuesten Album dessen legendäres „Smells Like Teen Spirit“), Schwiegersohn und Pirat kommt eben an. Ebenso wie die perfekt einstudierte Choreographie mit Band und den Neuen Philharmonikern Frankfurt. Wobei erstere noch die Ehre hat, von fünf Nummerngirls ihre Doppelplatinplatten überreicht zu bekommen und dann im Alleingang „Whole lotta Rosie“ rocken zu dürfen.

Das Orchester dagegen sitzt unauffällig im Hintergrund und spielte die zweite Geige. Nur bei „He´s a Pirate“ aus dem Fluch-der-Karibik-Soundtrack lässt ihr Käpt'n sie auch mal ans Steuer. Den Hauptteil der Show aber dominiert der Virtuose selbst mit Feuerwerken wie „Asturias“, Tränendrückern wie der Paganini-Variation No. 18 und mehr oder weniger verrockten Klassikern oder auf Klassik getrimmten Rocknummern.

Ohrwürmer sind garantiert bei Crossover-Versionen von „Rockin' all over the world“ oder „Toto“- Evergreens. Seinem Anspruch des Crossover auf hohem Niveau kommt Garrett am nächsten bei „Vivaldi vs. Vertigo“, einer gekonnten Mischung aus U2 und dem „Winter“.

Darf's noch etwas mehr sein? Pyroshow, Lichteffekte und Lamettaregen sind auch noch im Angebot. Dazu jede Menge plump-vertrauliche Anekdoten über Ameisen im O-Saft und Senf auf der Nase, die Garrett ähnlich routiniert darbringt wie seine Musik.

„Ich bin kein spiritueller Mensch“, sagt er selbst. Und seiner Musik fehlt es leider auch an Esprit.

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