Dokumentarfilm über die Operndiva: Das zerrissene Herz der Maria Callas
Erfolg und Zusammenbruch: In dem Dokumentarfilm „Maria by Callas“ hat die große Sopranistin das Sagen - und singt ihre Arien aus.
Über 40 Jahre ist es her, dass die Diva Assoluta der Oper in ihrem Pariser Apartment im Alter von 53 an einer Lungenembolie starb, vereinsamt, vergessen. Doch der Mythos Maria Callas, dick umrandet wie ihre Augen, scheint seitdem unaufhörlich zu wachsen, gut genährt von einer schicksalhaften Verbindung aus Talent und Unglück, Erfolg und Zusammenbruch, unterlegt von den großen Wahnsinnsarien der Operngeschichte. Maria Callas verkörpert die Tragödie, lebt sie letztlich unentrinnbar, während ihre Zuhörer in sicherer Entfernung auf die Regungen der eigenen Tränendrüse warten.
Der französische Fotograf Tom Volf verfällt der Callas, als er 2013 im Netz recherchiert. Er sieht und hört, was es dort kostenlos zu klicken gibt. Und er ist sich sicher, dass dies noch nicht alles sein kann. Keine 30 Jahre alt, spezialisiert auf Fotos mit historischen Kameras, macht sich Volf daran, Material zusammenzutragen, Menschen zu treffen, Musik zu hören. Drei Bücher und eine Ausstellung über die Callas entstehen, und ein Dokumentarfilm scheint Volf die natürliche Krönung seiner Bemühungen zu sein. „Maria by Callas“: Ein Film, in dem sie selber das Sagen hat und ihre Arien aussingen kann, insgesamt zehn Aufnahmen.
Der Regisseur steht seiner traurigen Heldin bei, wo immer er kann
Ein Coup gelingt Volf mit einem TV-Interview, das niemals ausgestrahlt wurde und den Ton für seinen Dokumentarfilm setzt. Callas gibt es dem britischen Journalisten David Frost 1970 – und gewährt schonungslose Einblicke in eine große, keineswegs glückliche Seele. Im Grunde klingt es nach Missbrauch, was die früh verstummte Sängerin hier preisgibt: lieblose Kindheit, Karriere erst durch Zwang der Mutter, dann durch Zwang des ersten Ehemanns. Der Druck, die gefühlte Lynchjustiz, wenn sie einmal absagen muss, die Hoffnung, durch die Liebe eines Mannes gerettet zu werden vor dem alles verschlingenden Opernbetrieb. „Ich trage zwei Personen in mir“, sagt sie mit fester Stimme. „Ich möchte Maria sein. Aber da ist auch die Callas, der ich gerecht werden muss. Denn Callas war einst Maria.“
Aus diesem Motiv entwickelt Volf seinen Film konsequent bis in den Titel hinein. Der Regisseur steht seiner traurigen Heldin bei, wo immer er kann. Reporter kommen dabei ganz schlecht weg, so ungestüm, wie sie den international gefeierten Star hier bedrängen. Bilder furchtbarer Einsamkeit, die die Sängerin im ungesendeten Interview oder in Briefen an ihre Lehrerin mit illusionsloser Offenheit kontert. Doch der Klang wird immer müder. So wie die frühe, furchtbar ungeschützte Karriere ihre Stimme vor der Zeit verschleißt, laugt die Sehnsucht nach privatem Glück Maria Callas aus. Und etwas Seltsames geschieht: Die Musik wiegt plötzlich nicht mehr alles auf, die fragile Kunst der Callas überstrahlt diesen Dokumentarfilm nicht mehr. Vielleicht kommt sie uns gerade dadurch noch einmal ganz nah, um danach gehen zu können, in Frieden.
In den Kinos Blauer Stern, Cinema Paris, CinemaxX Potsdamer Platz, Union Filmtheater; OmU: Babylon Kreuzberg, Delphi LUX, Filmtheater am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Xenon
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