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Tugan Sokhiev
© Erik Weiss

Die Saison 2014/15 des DSO: Das wirklich Schöne sind die leisen Töne

Tugan Sokhiev, der Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters, redet nicht gern über Politik, schon gar nicht über Putin. Lieber schwärmt er von seinen musikalischen Plänen für die kommende Spielzeit

Über Politik möchte er nicht sprechen. „Ist es nicht gerade ein Privileg von Künstlern“, fragt Tugan Sokhiev, „sich musizierend frei durch die Welt bewegen zu können, ungehindert von jeglichen Grenzen?“. Als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters präsentiert er am Dienstag das Programm der Saison 2014/15. Doch der 1977 in Ossetien geborene Maestro trägt eben nicht nur in Berlin künstlerische Verantwortung, sondern auch in Moskau.

In einer für westliche Beobachter befremdlichen Hauruckaktion wurde Sokhiev am 20. Januar 2014 „mit sofortiger Wirkung“ zum Musikdirektor des Bolschoi-Theaters berufen. Eine russische Schlüsselposition. Anders als sein Kollege Valery Gergiev galt Sokhiev jedoch bislang nicht als Fan des russischen Präsidenten. Und er hat nicht vor, seine neutrale Schutzhaltung aufzugeben. Bislang, sagt er, habe man ihm noch nicht nahe gelegt, Pro-Putin-Deklarationen zu unterzeichnen. Mehr zum Thema ist dem Dirigenten am Dienstag nicht zu entlocken.

Viel lieber spricht er über seine Projekte mit dem DSO: Über die tolle Oper „Ariane“ des tschechischen Bohuslav Martinu von 1958, die er als Berliner Erstaufführung konzertant aufführen wird. Oder über die Wichtigkeit, französische Werke zu spielen, weil sich damit Flexibilität, Klangfarbensinn wie auch Pianissimokultur jedes Orchesters verfeinern lassen. Für seinen chronisch unterschätzten Landsmann Prokofjew wird sich Sokhiev in der kommenden Spielzeit weiterhin einsetzen, im deutschen Fach wird er Schwergewichtiges von Mahler, Brahms und Richard Strauss interpretieren.

Besonders warmherzig spricht Sokhiev von Ferenc Fricsay, der von 1949 bis ’54 erster Chef des damals noch nach dem Geldgeber RIAS benannten Orchesters war: „Diesem Mann verdanken wir alles! Was er gesät hat, ernten wir noch heute.“ Mit einem Festkonzert im November gedenkt das DSO des Österreichers, der 1914 geboren wurde.

Mit Kent Nagano und Ingo Metzmacher werden zwei weitere Ex-Chefs leibhaftig vor die Musiker treten, zu den Debütanten zählen Robin Ticcati, Jaap van Zweden und Thomas Söndergard. Roger Norrington wird seinen Zyklus mit Sinfonien von Ralph Vaugh Williams fortsetzen, ein reines Dvorak-Programm gestaltet Christoph Eschenbach, während David Zinman bei seinem Gastauftritt nur Werke von Jean Sibelius dirigieren wird.

2014/15 bietet das DSO insgesamt 74 Konzerte an, 62 davon in Berlin. Die Auslastung konnte im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 83 Prozent gesteigert werden. Insgesamt wurden über 96 000 Besucher gezählt.

Weitere Infos: www.dso-berlin.de

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