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Komm' mit mir ins Disney-Wunderland. George Lucas (rechts) schickt Darth Vader in neue Obhut.
© dpa/pa

Star-Wars-Fans zum Disney-Coup: Das Imperium sind wir

Star Wars als Disney-Produkt - für Erfinder George Lucas ist das offenbar kein Problem. Für viele Fans in den sozialen Netzwerken ist die Vorstellung zumindest gewöhnungsbedürftig. Eine Twitter-Umschau.

Twitter-Nutzerin Sandy Goldberg alias @sandykate brachte es auf den Punkt: „Ich habe noch nie erlebt, dass die Zeitspanne zwischen dem Eintreffen einer Nachricht und den nachfolgenden Witzen auf Twitter so kurz war wie bei den #Disney #Lucas news“, schrieb die PR-Managerin aus San Francisco am Dienstagmittag (Ortszeit) – wenige Minuten, nachdem die Nachricht von der Übernahme der Lucasfilm des Star-Wars-Erfinders George Lucas durch den Disney-Konzern die Runde gemacht hatte.

Da quollen die sozialen Netzwerke bereits über vor Kommentaren zum Thema. Über Nacht wurde #LucasFilm zu einem der meistverwendeten Twitter-Schlagworte auch in Deutschland. Bilder von Micky-Mäusen mit Darth-Vader-Masken wurden verbreitet, Star-Wars-Kultphrasen wie „Luke, ich bin dein Vater“ fanden in der Version „Donald, ich bin dein Onkel“ ihren Weg nach Entenhausen. Darunter mischten sich indes auch ernsthaft erschütterte Stimmen. So ließ der deutsche Blogger Merlin Schumacher auf seinem Twitter-Account @popkalender zunächst nur das von Star-Wars-Bösewicht Vader bekannte „Noooo“ verlauten, um derb anzufügen: „Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte.“

Dass die Nachricht derart viele und derart leidenschaftliche Reaktionen auslöst – für den Medienwissenschaftler Mathias Mertens ist das nicht weiter verwunderlich. „Wir haben es mit zwei Unternehmen zu tun, die aufgrund ihrer Ikonen extrem unterschiedlich wahrgenommen werden.“ Gerade Lucasfilm habe dabei durch „Star Wars“ für Fans eine Bedeutung, die weit über den materiellen Wert der Firma hinausgehe. Warum die eher konventionelle Geschichte von Erwachsenwerden, Freund- und Feindschaft in Science-Fiction-Umgebung dabei eine feste Größe in der Welt der Internetnerds ist – auch dafür hat Mertens eine Erklärung: „Weil es so anspielungsreich ist, so viele popkulturelle Topoi direkt oder indirekt zitiert, ist es etwas, wo man sich hervorragend gut auskennen kann.“ Das passt laut Mertens zur Nerdkultur. In der gehe es schließlich auch oft darum, etwas besser zu wissen als andere.

Dass diese eher pubertäre Kultur sich nun dagegen wehrt, in den kindlichen Disney-Kosmos eingemeindet zu werden – für solche Feinheiten scheint George Lucas indes keine Antennen zu haben: In einem Interviewausschnitt, der am Dienstag auf den Star-Wars-Youtube-Kanal hochgeladen wurde, schwärmen er und Lucasfilm-Vize Kathleen Kennedy davon, wie Disney dem Star-Wars-„Universum“ besseren Schutz geben könne als die Lucasfilm. Für Mathias Mertens schreibt sich damit eine Geschichte fort, die längst begonnen hat - die Geschichte einer Entfremdung von Machern und Fans: „George Lucas ist für die Fans mitnichten der Beschützer des Universums, sondern spätestens seit dem dritten Teil sein größter Gegner. Er ist ihr Darth Vader: Sie hoffen, dass in ihm noch das Gute verborgen ist – aber alle Veränderungen, die er zuletzt vorgenommen hat, waren aus ihrer Sicht böse.“ Bei Twitter findet sich für diese These gleich hundertfach Bestätigung. „Wird Disney Star Wars ruinieren? Nun, das hat George Lucas längst getan“, schreibt Nutzer @GamingFeud am Donnerstagmittag – und trifft damit genau den Ton, der sich durchsetzt, nachdem der erste Schock verklungen ist.

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