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Tragikomisch: Eine Seite aus "Hexe Total".
© Avant

„Hexe total“ von Simon Hanselmann: Das Böse liegt so nah

Nachhaltig verstörend: Der tasmanische Autor Simon Hanselmann erzählt in seinem Episodencomic „Hexe total“ von einer schrägen Wohngemeinschaft - und provoziert damit Lachen und Ekel gleichermaßen.

Lange gab es unter den Neuerscheinungen auf dem deutschen Comicmarkt kein Werk, das es vermag, den Leser gleichermaßen abzustoßen und zu faszinieren. Und das nachhaltig. „Hexe total“ ist ein solch seltenes Werk. Der Band, der jetzt in deutscher Übersetzung im Avant-Verlag erschienen ist, versammelt Strips und kürzere Geschichten, die der in Tasmanien geborenen Zeichner Simon Hanselmann zuvor auf seinem Blog publizierte.

Darin erzählt er aus dem Leben einer reichlich schrägen Wohngemeinschaft. Die Hexe Megg und ihr Kater Mogg tun die meiste Zeit des Tages nicht viel mehr, als zu kiffen, in ihrer Wohnung herumzuhängen und sich ihrer Langeweile hinzugeben. Ihr Freund und Mitbewohner Owl, einer anthropomorphen Eule, ist der Einzige, der einen festen Job hat. Und er wird immer wieder zum Opfer der bösen Scherze und Streiche, mit denen Megg und Mogg ihre Langeweile zu bekämpfen versuchen.

„Hexe total“ könnte man also als Stoner-Komödie lesen. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn Hexe und Kater schießen mit ihren Scherzen immer wieder weit über das Ziel hinaus. So setzen sie den betrunkenen Owl zum Beispiel nackt in einen Einkaufswagen und lassen ihn an den Drive-In-Schalter eines Fastfood-Restaurants rollen und danach ungebremst einen Abhang hinab in ein Auto schießen. In einer anderen Szene wird er gar Opfer einer Massenvergewaltigung.

Ein Abgrund aus Verzweiflung und Langeweile

So schwankt man beim Lesen ständig zwischen Lachen und Ekel. Und es sind nicht nur die bösen Streiche, die schockieren. Nachhaltig verstörend ist vor allem die Langeweile, die das Leben der Protagonisten vollständig beherrscht und zumindest bei Hexe für depressive Zustände sorgt.

Hanselmann selbst sagt über den Comic, er sei zur Hälfte eine Kiffer-Komödie und zur anderen Hälfte eine Grube aus Verzweiflung und Depression. Und er weiß wovon er spricht, denn wer in Tasmanien aufgewachsen ist, der weiß, was es bedeutet, sich zu langweilen. Mit zehn Jahren begann er nach eigener Aussage zu kiffen. Vieles in „Hexe total“ ist autobiografisch, doch darum geht es Hanselmann nicht. Er will vielmehr zeigen, wie nah Humor und Tragik, Lachen und Verzweiflung oft beeinander liegen.

Fortsetzung folgt: Das Cover des Bandes auf Deutsch - auf Englisch gibt es bereits weitere Episoden.
Fortsetzung folgt: Das Cover des Bandes auf Deutsch - auf Englisch gibt es bereits weitere Episoden.
© Avant

Dass er für seinen Comic Figuren aus einem britischen Kinderbuchklassiker adaptiert hat, macht dieses Nebeneinander von Komik und Tragik besonders deutlich. Auch wenn man über Hexe, Katze und antropomorphe Eule vielleicht eher lacht als über menschliche Figuren, berührt die Verzweiflung von Hanselmanns Charakteren nicht weniger. Und genau das macht die Faszination aus, die einen den Comic eben doch nicht aus der Hand legen lässt, egal wie abstoßend er streckenweise ist. Man blickt immer wieder in diesen Abgrund aus Verzweiflung und Langeweile. Was man dort erblickt ist nachhaltig verstörend.

 Simon Hanselmann: Hexe Total, Avant, 176 Seiten, 24,95 Euro

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