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Bitte kaufen! Die Ornamente der Schlossfassade können erworben werden.
© Kitty Kleist-Heinrich

Humboldt Forum ohne Gerüste: Das Außenmuseum

Gute Nachrichten vom Humboldt Forum: Demnächst sollen die Gerüste vor der Fassade verschwinden. Ende 2019 wird der Betrieb aufgenommen. Das Riesenprojekt liegt im Plan, das Spendenaufkommen steigt.

Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten hat die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss – so ihr offizieller Name – ein Buch über die Arbeit der Steinbildhauer für die Fassaden der Schloss-Rekonstruktion herausgebracht (Tsp v. 19. 12.). In einigen Wochen wird nun mit dem Abbau der Gerüste begonnen; dann wird die fertige Außenhülle des Schlosses zur Gänze sichtbar sein. Bis das Innere zugänglich sein wird, werden allerdings noch zwei Jahre vergehen. Für Ende 2019 ist die Eröffnung des Humboldt Forums vorgesehen.

„Wir liegen weiterhin voll im Plan“, betont Johannes Wien, der Vorsitzende der Stiftung, beim Gespräch in seinem Büro im Kronprinzenpalais. Vor dem Haus ist der Boulevard Unter den Linden von Bauzäunen versperrt. Die U-Bahn, deren künftige Station „Museumsinsel“ seitlich unter dem Schloss liegt und sicherlich Tausende von Besuchern vor die Haustür bringen wird, kommt aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse erst mit Verspätung.

Beim Schloss hingegen geht offensichtlich alles glatt. Im kommenden Spätsommer soll es wieder Tage der offenen Tür geben, um den dann fertiggestellten Schlüterhof mit seinen prachtvollen Portalen besichtigen zu können. Auch die Kosten bleiben im Rahmen, der vom Bundestag schlussendlich auf 595 Millionen Euro gesetzt worden ist. Würden alle „baulichen Optionen“, wie vom Bundestag beschlossen, durch Spenden ermöglicht – so kam die Kuppel erst nachträglich auf die Wunschliste –, werde man bei 620 Millionen Euro abschließen.

Gut 70 Millionen Spenden sind eingegangen

Wien freut sich über das kontinuierlich wachsende Spendenaufkommen. Früher war einmal von 80 Millionen Euro die Rede; jetzt sind es 105 Millionen, die zusammenkommen sollen und benötigt werden, rechnet man alle „baulichen Optionen“ hinzu. Gut 70 Millionen sind bereits eingegangen – und zwar ausschließlich Geldspenden. Anfangs hatte es über die Berechnungsmethode der Schloss-Freunde um Wilhelm von Boddien, die auch Sachleistungen verbuchten, Verwirrung gegeben.

In beiden noch anstehenden Baujahren sollen also jeweils 15 Millionen Euro eingenommen werden. Überwiegend kommen die Spenden aus Berlin, berichtet Wien, und insgesamt fast ausschließlich aus Deutschland; anders als etwa bei der Dresdner Frauenkirche, für deren Wiederaufbau sich ganze Freundesgruppen im Ausland begeisterten. „Sehr viele Kleinspenden sind dabei“, sagt Wien, „viel kommt übers Internet: Die Leute sehen die Webcam von der Baustelle.“ Objektbezogenen Spenden gibt es nach wie vor, manche früheren Spender „tauschen“ bereits einen anfangs erworbenen Stein gegen ein höherwertiges Objekt, eine Fenstergewandung oder eine Skulptur. Für die ganz großen Spenden wird es später im öffentlichen Bereich des Schlosses Namenstafeln geben; eine entsprechende Broschüre mit Modellbeispielen liegt auf. Wer Gutes tut, möchte – meist, nicht immer – genannt werden.

Kürzlich hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters, in deren Zuständigkeitsbereich die Bundeseinrichtung Humboldt Forum fällt, ein „Vier-Säulen-Modell“ für die Leitungsstruktur des Hauses verkündet. Den verhaltenen Äußerungen Wiens ist zu entnehmen, dass da noch Feinarbeit zu leisten ist. Alles hängt an der Bestellung einer Intendantin oder eines Intendanten. Die Gründungsintendanz mit Neil MacGregor an der Spitze wird mit der Eröffnung des Hauses aufgelöst sein. Wer dann kommt, wird insbesondere für „Ausstellungen, Veranstaltungen, öffentlichen Raum und das Haus insgesamt“ die Verantwortung tragen.

Eine starke Intendanz in Kooperation mit Land Berlin

Die vier tragenden Säulen sind neben dem Museumsbereich, der von den Staatlichen Museen mit den Sammlungen des Ethnologischen und des Asiatischen Museums sowie dem Land Berlin bereitgestellt wird, der Bereich Vermittlung/Akademie, der Programm- und Veranstaltungsbereich und die Verwaltung. Der Intendant wird zugleich Vorstand der Stiftung sein, die jetzt als Bauherrin tätig ist und später das Schloss als Eigentümerin betreibt. „Wir kümmern uns um den Betrieb“, erläutert Wien die Rolle der Stiftung und betont: „Wir wollen eine starke Intendanz.“ Er setzt hinzu: „In Kooperation mit dem Land Berlin.“

Bereits im neuen Jahr 2018 sollen rund 100 weitere Stellen im Bundeshaushaltsplan verankert werden, im Jahr darauf die doppelte Anzahl, bis mit der Eröffnung des Humboldt-Forums die volle Personenstärke von 320 bis 350 erreicht sein soll. „Das ist“, so Wien beiläufig, „angesichts der derzeitigen Vollbeschäftigung eine Herausforderung.“ Bislang dürfen nur befristete Arbeitsverträge geschlossen werden; erst mit der auf Dauer gestellten Aufnahme in den Bundeshaushalt werden unbefristete Einstellungen möglich sein.

Für 2018 müssten rund 25 Millionen Euro für die Vorbereitung des Betriebes in den Bundesetat eingestellt werden. Ab der Eröffnung wird der Gesamtetat für das Forum, wie längst unter Kulturpolitikern geläufig, bei 50 bis 60 Millionen Euro im Jahr anzusetzen sein. In dieser Summe sind allerdings die dem Museumsbereich zuzurechnenden Kosten einbegriffen. Wie die Detailrechnung aussehen wird – aus welchem Topf kommt was, und wer hat wo die Hand drauf –, das wird noch spannend zu beobachten sein. Darüber allerdings kann verbindlich erst gesprochen werden, wenn eine neue Bundesregierung im Amt ist und der parlamentarische Betrieb auf vollen Touren läuft.

Das Schloss als offenes Kulturhaus

„Wir müssen das Humboldt Forum als offenes Kulturhaus für Berlin sehen“, so Wien: „Viele Besucher werden nur so durchlaufen, aber auch das verursacht Kosten.“ Er sieht das Forum als „Begegnungszentrum“. Überschlägig soll es um die eintausend Veranstaltungen im Jahr geben, im Durchschnitt also drei am Tag – „und da sind nicht etwa die Museumsführungen gemeint“.

Und natürlich wird erwartet, dass das Haus vom ersten Tag an funktioniert, dass es das Programm zeigt, das die Öffentlichkeit erwartet. „Für uns ist es wichtig, dass es ein öffentlicher Ort für ganz viele Leute ist und ihnen Gelegenheit bietet, sich mit Themen zu beschäftigen, die ihnen in Zeiten der Globalisierung auf den Nägeln brennen.“ Und es müsse ein Projekt sein, so Wien, „das in ganz Berlin angenommen wird, von Kreuzberg bis Weißensee“.

Naturgemäß wir die Mehrzahl der Besucher von auswärts kommen. Das Schloss liegt in der Mitte Berlins, ja es markiert überhaupt diese Mitte. Mit vier Millionen Besuchern pro Jahr wird gerechnet, das sind gut 10 000 pro Tag, die durch nicht weniger als sechs Eingänge hineinströmen können.

Aber „das Haus hat eine große Leistungsfähigkeit, es können problemlos auch 20 000 am Tag werden“. Vor Überfüllung ist Wien nicht bange, immerhin weist das Schloss eine Bruttogrundfläche von 100 000 Quadratmetern aus, bei einer Nutzfläche von 41 000 Quadratmetern. Die Bruttogrundfläche des Pariser Centre Pompidou – schnell nachgeschaut, um einen Vergleich zu haben – wird mit 78 000 Quadratmetern angegeben, das Chinesische Nationalmuseum in Peking hat deren 195 000. Halb so groß wie das Riesenhaus in Peking, das als „größtes Museum der Welt“ gilt – das ist schon eine Dimension, die das Schloss aufweist.

Aber dann fällt einem wieder ein, dass das Humboldt Forum viel mehr sein soll, sein will als ein Museum – ein Veranstaltungshaus, ein großstädtischer Ort, eine Flaniermeile und nicht zuletzt ein gastronomischer Großbetrieb mit Restaurant auf der Dachterrasse. Und wenn dann erst einmal die U-Bahn bis vor die Haustür fährt!

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