Friedensgala: Cinema for Peace: Und der Mann im Mond schaut zu
Mit Buzz Aldrin und Sean Penn hat Cinema for Peace wieder große Namen in die Stadt geholt. Aber neu geschürte Konflikte mit der Berlinale werfen einen Schatten auf die gut gemeinten Ziele der Glamour-Veranstaltung.
Sean Penn und Bob Geldof reden sich abwechselnd in Rage. Der kleine Salon im Hotel Regent ist am Montagmittag bei der alljährlichen Pressekonferenz zur Cinema for Peace Gala gestopft voll mit Kamerateams und ziemlich warm. Man wetteifert mit guten Taten und will mehr davon sehen, will auch die Journalisten mitreißen. „Ihr müsst mehr für Afrika tun“, fordert Geldof. „Deutschland hält seine Versprechen von Heiligendamm nicht. Investieren Sie in die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Erde!“ Sean Penn wirbt mit Leidenschaft um Aufmerksamkeit für seine Stiftung „J/P Haitian Relief Organization“. Er ist kurz nach dem Erdbeben mit Ärzten nach Haiti geflogen. Eigentlich wollte er nur eine Woche dort sein, dann sah er eine Chance, dort Notfallhilfe mit nachhaltiger Entwicklung zu verbinden und blieb. Unter anderem baute er ein großes Lager, verhalf über 75 000 Patienten zu medizinischer Behandlung.
Anna Loos und Jan Josef Liefers haben es sich angeschaut und waren beeindruckt von der Effizienz der Organisation und dem geringen Verwaltungsaufwand. „Seans Zimmer da besteht aus einem Bretterverschlag mit einer Matratze und einem Rucksack drin“, erzählt Anna Loos. „Man kann hier wirklich eine Menge bewirken“, fügt der zweifache Oscar-Preisträger hinzu. „Es reicht aber nicht, kurz vorbeizuschauen und alles zu kritisieren“, sagt er den Journalisten. „Berichtet endlich sachlich, statt immer nur alles schlecht zu machen“, redet sich nun auch Geldof in Rage. Das nennt man wohl „heiligen Zorn“.
Buzz Aldrin lächelt derweil milde. Der Astronaut hat die Erde immerhin schon vom Mond aus gesehen. Er trägt einen blauen NASA-Anzug. Sein Gesicht schimmert rosig, und er ist da als Schirmherr der neuen Opel-Kampagne „Project Earth“, Bei der 10. Gala will Vorstandsmitglied Alain Visser, der neben Aldrin sitzt, den „Green Film Award“ präsentieren und das erste europäische Elektroauto für den Alltagsgebrauch lancieren. „Project Earth“ kümmert sich um den Umweltschutz in der Arktis, der Savanne, dem Regenwald und den Ozeanen. Buzz Aldrin liegen die Ozeane besonders am Herzen, er ist auch Taucher.
Beim Vorabdinner habe es bereits tolle Spenden gegeben, berichtet Jaka Bizilj, der Chef von Cinema for Peace. Sean Penn bekam einen Opel und 15 Computer für sein Lager gespendet. Ein Teilnehmer habe sich bereit erklärt, Medikamente im Wert von einer Million Euro zu stiften. Insgesamt habe Cinema for Peace bereits drei Millionen Euro für gute Zwecke aufgebracht.
Eigentlich könnte also alles auf einem wunderbaren Weg sein, wenn es nicht immer wieder zu Streitigkeiten mit der Berlinale gekommen wäre. Ursprünglich war die Gala gedacht als ein großes gesellschaftliches Ereignis im Rahmen der Filmfestspiele. Maßgeblich beteiligt war 2001 Isa Gräfin von Hardenberg. Volker Schlöndorff war anfangs dabei, Berlinale-Chef Dieter Kosslick und als Newcomer Jaka Bizilj. Nach großen Erfolgen wie der Rede von Dustin Hoffman gegen den Irakkrieg kam es zu Konflikten, am Ende übernahm Jaka Bizilj die Gala. Der Eindruck, dass er sich nicht mit einer Gala begnügte, sondern ein eigenes paralleles Festival schaffte, ärgerte Dieter Kosslick.
Am Montagabend sollte es nicht bei dem Cinema-for-Peace-Ehrenpreis für Sean Penn mit Außenminister Guido Westerwelle als Laudator und dem Green Film Award bleiben. Auf dem Programm standen außerdem noch vier weitere Awards, unter anderem für den wertvollsten Film des Jahres, die wertvollste Dokumentation, für Gerechtigkeit und Menschenrechte im Film. Nastassja Kinski und Bianca Jagger waren engagiert worden, die Preisträger zu ehren. Auch das könnte die Berlinale verschmerzen.
Allerdings ließ Bizilj über die Presseagentur dapd verlauten, dass Kosslick einen gemeinsamen Fototermin mit der Kanzlerin, Sean Penn und ihm selbst für die Haiti-Hilfe abgelehnt habe. Das klingt wie eine unnötige Provokation, den vielfältig engagierten Berlinale-Chef dastehen zu lassen, als wolle er sich nicht für Haiti einsetzen. Warum sollte er das ausgerechnet auf dem Höhepunkt einer Berlinale tun, die schon so viele eigene Kampagnen fährt für eine bessere Welt, zum Beispiel im Hinblick auf die Menschenrechte im Iran? Schade um den Glanz, den Cinema for Peace ausstrahlt. Die Schatten solcher hausgemachter Konflikte lenken doch nur ab von den großen Zielen. Nun überlege man, hieß es bei der Pressekonferenz, „Cinema for Peace“ umzutaufen in „Cinema for Change“.