PAUKEN & Trompeten: Christus und Krishna
Jörg Königsdorf hat ein erstaunliches Weihnachtskonzert entdeckt
Gäbe es das Deutsche Kammerorchester nicht, könnte man über das weihnachtliche Konzertangebot schier verzweifeln: Seit Jahren sorgt das Ensemble aus Musikern der Berliner Spitzenorchester zwischen den Jahren zuverlässig für einen Lichtblick im Anspruchsdumping heruntergefidelter „Vier Jahreszeiten“ und geschrummelter „Kaiserwalzer“. Und immer wieder gelingt es ihnen dabei zu zeigen, dass man das Bedürfnis nach weihnachtskompatibler Klassik auch intelligent befriedigen kann. Zum Beispiel durch die Musik des Bach- und Händelzeitgenossen Jan Dismas Zelenka: Auch 30 Jahre, nachdem die Deutsche Grammophon mit einer Einspielungsserie auf den 1679 geborenen Tschechen aufmerksam machte, ist Zelenka immer noch der große Unbekannte unter den Barockgenies, und Aufführungen seiner kühn-bizarren Orchesterwerke und geistlichen Kompositionen besitzen Seltenheitswert. Das Deutsche Kammerorchester bietet am Mittwoch (11.30 und 15.30 Uhr) im Kammermusiksaal aus beiden Werkgruppen je ein repräsentatives Beispiel, kontrastiert durch zwei Violinkonzerte Telemanns. Spektakulärster Programmpunkt ist allerdings die Uraufführung des Marimbakonzerts von Jeremy Woodruff. „Divyam Janma“ – Göttliche Geburt – hat der 34-jährige Amerikaner, der als Mitbegründer der Neuen Musikschule Berlin normalerweise bezirkliche Basisarbeit leistet, das Werk genannt. Gemeint ist in diesem Fall allerdings Krishna, der in Indien auch manchmal als Baby dargestellt wird. Das Jesuskind können derweil ja die anderen besingen.
Jörg Königsdorf
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