Dirigent Zubin Mehta und das Israel Philharmonic Orchestra: Brüder sollt ihr sein
Zubin Mehta spielt mit dem Israel Philharmonic Orchestra Mahler und Schönberg. Orchester und Dirigent bilden eine Gemeinschaft.
„Es ist mein Traum“, sagt Maestro Zubin Mehta, dass im Israel Philharmonic Orchestra auch arabische Israelis mitspielen können. Solche Talente zu fördern, ist ein Projekt, das ihm am Herzen liegt. Das Orchester und sein Chefdirigent sind vom selben Jahrgang: 1936. Im April wurde in Bombay Zubin Mehta geboren, im Dezember debütierte das Orchester, geschaffen als Zufluchtsort verfolgter jüdischer Musiker aus Europa, in Tel Aviv. Toscanini dirigierte das Palestine Orchestra, das mit der Gründung des Staates Israel den heutigen Namen annahm. Seine Existenz ist eingeschlossen von Politik.
Zunächst arbeiten die Musiker ohne festen künstlerischen Leiter, bis Mehta erst als Berater, dann 1977 als Chefdirigent gewonnen wird. 1981 ernennen sie ihn zum Music Director auf Lebenszeit. Manchmal taucht gegenwärtig schon die Frage auf, ob einer so langen Verbindung nicht Abnutzung drohe. Für frischen Wind dürfte als Principal Guest Conductor Gianandrea Noseda einstehen, der kürzlich bei den Berliner Philharmonikern ein elektrisierendes Debüt gegeben hat. Beide Orchester sind befreundet, nicht zuletzt seit ihrem „Joint Concert“ 1990.
Orchester überzeugt mit Mahler und Schönberg
Der Weltstar Mehta und sein israelisches Orchester faszinieren als eingeschworene Gemeinschaft. Sie konzentrieren sich in der Philharmonie auf Mahler und Schönberg: Selten sind die beiden Zentralkomponisten des Musikfests einander so nahe wie an diesem Abend. Die Neunte, „das Herrlichste, was Mahler geschrieben hat“, so Alban Berg, repräsentiert einen Spätstil, der mit dem Denken in selbstständigen Stimmen in die Zukunft weist. Dazu die erste Kammersymphonie von Schönberg, Nachwagnerisches wie dort, aber ähnliche Differenzierung der Farben. Die 15 Solisten, in der Kammersymphonie dem Spaltklang dienend, stehen für die Qualität des Ganzen.
Wenn die Bratsche im Überleitungsthema den Doppelschlag intoniert, jene Verzierungsfloskel, die zum ausdrucksvollen Motiv der Romantik geworden ist, so nimmt sie das Adagio der Mahler-Symphonie quasi voraus. Diese Musik singt den Doppelschlag zu Ende. Das Orchester verfügt über glänzende Solisten, die sich bei Mahler als Gruppenführer auszeichnen. Mehta nimmt die „sehr gesangliche“ Melodie Schönbergs härter, während bei seinem Mahler das Füllhorn der Musik triumphiert, weniger das Versinken ins Transzendente. Wie das aber klingt, leiseste Langsamkeit „mit inniger Empfindung ersterbend“, große Erinnerung an Abbado, das verfehlt auch in dieser gesanglichen Interpretation kein Hörerherz.
Sybill Mahlke
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