Andras Schiff im Kammermusiksaal: Blütenlese zwischen Beethoven und Schumann
Der Pianist Andras Schiff hat Beethoven so gründlich verstanden, wie kein anderer. Im Kammermusiksaal kommt er ihm außerdem mit dessen gefürchteten Vorbild: Schumann.
Was bewog wohl den Fan von András Schiff, die Rose schon am Ende der ersten Konzerthälfte, nämlich nach Beethovens Sonate op. 10 Nr. 3, auf das Podium des Kammermusiksaals zu werfen? Vielleicht das richtige Gefühl, dass der Schumann-Interpret Schiff den Beethoven-Interpreten kaum mehr würde übertreffen können. Schiff hat Beethoven so gründlich, bis in die feinste motivische Verwandtschaft hinein verstanden – und er weiß die Klangdelikatesse der Instrumente, für die der Komponist schrieb, so natürlich auf den Steinway zu übertragen –, dass ihm der Bonner Meister zu jenem Monument wird, das das ganze 19. Jahrhundert in den Schatten stellte.
Dass es zur Gegenüberstellung Schumanns mit seinem gefürchteten Vorbild kommt, ist allerdings nicht geplant. Mit Beethovens Sonate, zur der nach der Pause noch die „Quasi una fantasia“ in cis-moll tritt, füllt Schiff lediglich die Lücke aus, die der erkrankte Bassbariton Robert Holl im geplanten Schumann-Programm hinterlassen hat. Und natürlich hört man auch Schiffs Schumann mit großem Gewinn – weil spürbar wird, wie viel von Beethovens logischem motivischen Denken in den „Papillons“ und erst recht in der fis-Moll-Sonate steckt.
Das Irrationale, Blumige im Werk Schumanns, der ja auch Jean Paul und Chopin verehrte, integriert Schiff allerdings weniger; er inszeniert die Fiorituren in den Papillons eher als Kontrast und hält sein Rubato in kontrollierten Grenzen. Am stärksten ist er in Momenten lakonischen Witzes, die ja einen bewusst gestalteten Bruch der Logik darstellen. In der letzten Zugabe kommt Schiff noch einmal explizit auf Beethoven zurück und spielt die Variationen aus op. 14 Nr. 2 mit einer derartigen Leichtigkeit und geistreichen Differenziertheit, dass man nur so mit Blumen um sich werfen möchte.
Carsten Niemann
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