Vom Mittagessen mit Obama und Trauerarbeit: Biden veröffentlicht Buch mit Human-Touch-Faktor
Welche persönliche Frage stellte Obama Biden bei einem Essen im Oval Office? Und wie ging Biden mit dem Tod seines Sohnes um? In seinem Buch liefert er Einblicke.
Als Barack Obama und Joe Biden sich im Januar 2015 zu ihrem wöchentlichen gemeinsamen Mittagessen im Oval Office treffen, geht es zunächst um aktuelle politische Themen, besonders die US-Außenpolitik, um den Zuständigkeitsbereich Bidens, den Irak, Mittelamerika und die Ukraine.
Dann jedoch wird es persönlicher, beide unterhalten sich über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur von Biden, und Obama fragt seinen Vize: „Joe, haben Sie überhaupt schon einmal darüber nachgedacht? Wie Sie den Rest Ihres Lebens verbringen wollen?“ Und Biden, der zu diesem Zeitpunkt 72 Jahre alt ist, überdenkt seine Optionen.
Die eine davon lautet, „zehn schöne Jahre mit meiner Familie zu verbringen.“ Und die andere: „Ich könnte mich die nächsten zehn Jahre dafür einsetzen, das Land und die Welt zum Besseren zu verändern.“
Joe Biden erzählt von diesem Mittagessen in seinem Buch „Promise Me, Dad. A Year of Hope, Hardship and Purpose“, das in den USA 2017 erschien, kurz nachdem Donald Trump sich im Wahlkampf gegen Hillary Clinton durchgesetzt hatte und ins Weiße Haus eingezogen war.
Der Human-Touch-Faktor in Bidens Buch ist hoch
Diese Woche ist das Buch auf Deutsch veröffentlicht worden, unter dem Titel „Versprich es mir. Über Hoffnung am Rande des Abgrunds“, beim Münchener Verlag C.H. Beck.
Ein Buch des kommenden US-Präsidenten, das seinerzeit wochenlang die US-Bestsellerlisten angeführt hat, verspricht ein gutes Geschäft zu werden. Allerdings dürften sich Verkaufszahlen und Umsätze auf dem deutschen Buchmarkt (und sicher auch anderen europäischen Ländern) bescheiden ausnehmen im Vergleich mit denen, die Barack Obamas Erinnerungen „A Promised Land“ erzielt, bei einer Druckauflage in den USA von drei Millionen Exemplaren und einem Zehntel davon hierzulande.
Ganz zu schweigen von den Memoiren von Michelle Obama, die sich seit ihrem Erscheinen 2018 über zehn Millionen Mal verkauft haben und das mit dem Erscheinen von „A Promised Land“ abermals vermehrt tun.
Doch wer weiß? Zum einen besteht Bidens Buch nur sekundär aus Innenansichten des Weißen Hauses, geht es ihm weniger darum, seine politischen Motive und Handlungen zu erklären als das bei Obama in dessen tausend Seiten zählenden Erinnerungen der Fall ist. Biden leistet vor allem Trauerarbeit, der Human-Touch-Faktor seines Buches ist hoch.
Er schildert, wie sein ältester Sohn Beau sich gegen einen unheilbaren Hirntumor stemmt und daran 2015 stirbt. Und wie er als Vater und die gesamte Familie versuchen, mit diesem Verlust fertig zu werden.
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Zum anderen hat die Präsidentschaft von Donald Trump gerade dem Sachbuchmarkt enorme Umsätze und ein signifikant gestiegenes Interesse an politischen Titeln beschert, und zwar nicht nur in den USA, wo in den vergangenen Jahren über 1200 Bücher über Trump erschienen sind, sondern genauso hierzulande.
Davon könnte Bidens Trauerbuch profitieren, so wie das sicher ergiebigere Biden-Buch des für den „New Yorker“ schreibenden Journalisten Evan Osnos, der den gewählten Präsidenten oft interviewt und sich dazu mit Angehörigen und politischen Weggefährten unterhalten hat. Osnos’ Porträt kam kurz vor den Wahlen in den USA bei Suhrkamp auf Deutsch heraus und steht inzwischen in den Top-Ten der Sachbuchcharts.
Nun mag sich Bidens Glamour in Grenzen halten, gerade im Vergleich zu den Obamas, strahlt er nur wenig heller als der des hiesigen politischen Führungspersonals von Merkel über Söder bis Scholz. Doch steht ihm in den nächsten Jahren mit Kamala Harris erstmals in der Geschichte der USA eine Vizepräsidentin zur Seite. Sonnenklar also, dass es auch Bücher von oder über Harris gibt.
"The Truth We Hold" heißt Harris' Autobiografie
Im Januar erscheint zeitgleich in den USA und in Deutschland „An American Life“, eine Biografie des ehemaligen „Los-Angeles-Times“–Journalisten Dan Morain, der Harris angeblich lange „begleitet“ hat.
Und seit vielen Wochen schon steht in der Bestsellerliste der „New York Times“ mit „The Truths We Hold. An American Journey“ ein Buch, in dem Kamala Harris selbst Auskunft gibt über ihr Leben als in Kalifornien geborene und aufgewachsene Tochter von Einwanderern, die es bis zur demokratischen Senatorin und jetzt US-Vizepräsidentin geschafft hat.
Erschienen ist Harris’ bei dem zum Bertelsmann-Imperium gehörenden Verlag Penguin Books, und da dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, dass diese Autobiografie bei einem der Random-House-Verlage ebenfalls auf Deutsch erscheint.
Doch zurück zu Biden: Weil sein Sohn immer wollte, dass er 2016 als demokratischer Präsidentschaftskandidat antritt, erzählt der neue US-Präsident in seinem Buch schließlich auch, wie er sich erst anschickt, unter anderem gegen Hilary Clinton ins Rennen zu gehen, um dann doch wieder Abstand davon zu nehmen.
Am Ende fragt Joe Biden sich noch einmal, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen solle. Die Antwort lautet nicht anders als zuvor, nur hat sie jetzt im Nachhinein bei aller Wohlfeilheit geradezu etwas Visionäres.
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