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Peter Handke
© dpa-bildfunk

Handke, Knausgård und der Ibsen-Preis: Beschreibungspotenz auf Norwegisch

Alles Gewäsch: Peter Handke wird in Oslo mit dem Ibsen-Preis geehrt. Seine Laudatio wird Karl Ove Knausgård halten. Knausgård und Handke? Passt das überhaupt? Unser Autor findet: ein Traumduo!

Aaaah, die klingen wieder herrlich, diese Sätze, die Peter Handke diese Woche in der „Zeit“ gesagt hat: Dass heutzutage jeder so „mühelos“ schreibe und gleich den Deutschen Buchpreis dafür bekomme, und Handke „sieht sofort, es ist alles Gewäsch, alles gemacht“. Und dass die Buchpreisgewinner ihn womöglich alle gesehen haben, damals 1966 in Princeton, jedenfalls Bilder davon. Und dass sie dachten: „Wenn dieser Arsch das kann, kann ich es auch“.

Das müsste man wohl auch den 1968 geborenen norwegischen Schriftsteller Karl Ove Knausgård fragen, ob er Bilder von Handkes Gruppe-47-Princeton-Auftritt gesehen hat und sie ihn zum Schreiben animiert haben. Von der „Beschreibungsimpotenz“, die Handke damals der gesamten deutschsprachigen Nachkriegsliteratur attestierte, hin zur Beschreibungspotenz auf Norwegisch, gewissermaßen. Knausgård ist der Laudator von Handke, wenn dieser am Sonntag in Oslo den IbsenPreis erhält, den mit 300 000 Euro höchst dotierten internationalen Theaterpreis. Man stutzt da zunächst: Knausgård und Handke? Passt das überhaupt? Gibt es überhaupt eine Handke-Erwähnung in Knausgårds „Min-Kamp“-Saga? Und ob Handke wohl einen „Min-Kamp“-Band gelesen hat?

Handke findet sich toll, wie eh und je

Gut vorstellbar, dass Handke auch die vier bislang auf Deutsch unter den Titeln „Sterben“, „Lieben“, „Spielen“ und „Leben“ erschienenen Knausgård-Romane für „Gewäsch“ hält, weil sie nichts anderes als das Leben von Knausgård enthalten, einfach alles, weil sie so detailliert und aufrichtig, so scheinbar mühe- und schmucklos hingeschrieben sind, dass es wieder wie „gemacht“ wirkt. Klar ist, dass Handke sich toll wie eh und je findet. Er weiß aber auch, dass die Gegenwart, Ibsen-Preis hin, Sich-Toll-Finden her, gerade nicht so gut zu ihm ist: „Es dringt irgendwie nicht mehr durch.“ Das ist bei Knausgård anders: Über den spricht nicht nur ganz Europa, der ist auch in den USA ein Star. Princeton ist halt ziemlich lange her.

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