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Kunstforum der Berliner Volksbank: "BankArt" - ein großer Rückblick mit kleiner Sensation

Heisig, Tübke, Fetting: Das Kunstforum der Berliner Volksbank zeigt vor dem Umzug ein letztes Mal die Bilderschätze des Geldinstituts.

Im Schatten der Mauer duckt sich die Gasse, gelbes Licht fällt aus einem einsamen Fenster auf den Asphalt. Rainer Fetting hat die „Mauer“ 1978 gemalt, seine farbstarken Ansichten vom Berliner Westen in den Osten der Stadt, der sich mit einem Wall aus Beton und dem Todesstreifen dahinter abrupt verschloss, gehören zu den stärksten Werken des expressiv arbeitenden Künstlers. Diverse Sammlungen, öffentliche wie von Unternehmen, besitzen eine Variation – auch die Berliner Volksbank, die seit drei Jahrzehnten kontinuierlich sammelt und aus dem Bestand von knapp 1500 Werken nun ihre Jubiläumsausstellung speist.

„BankArt“ ist ein großer Rückblick mit großen Namen: Neben Fetting tauchen Maler wie Bernhard Heisig, Harald Metzkes, Werner Tübke oder Gerhard Altenbourg auf. 80 Werke von 47 Künstlern, Flachware wie auch Skulpturen, passen diesmal in die Rotunde der Bank, ohne sich gegenseitig die Schau zu stehlen. Es gab viele Projekte von gleichem Niveau, doch mit dem Ort direkt am Zoo verbindet sich weit mehr: Bis zur Neueröffnung 2004 im ehemaligen Glaslager diente das Kunstforum auch der Berlinischen Galerie als zentrales Schaufenster ihrer Schätze.

Solche Erinnerungen schießen einem durch den Kopf, weil die Ausstellung gleich zwei Akzente setzt. Sie ist Highlight und Schlusspunkt einer Tradition, der die Volksbank mit dem Auszug aus ihrem markanten – wenn auch nicht unbedingt schönen – Zentralgebäude ein Ende setzt. Wo immer sie nun hinzieht, soll erneut ein ähnlich eleganter Schauraum entstehen. Noch aber sind alle Optionen offen. Das Unternehmen scheint vom Boom der innerstädtischen Immobilien und den schrumpfenden verfügbaren Flächen etwas überrascht. Ein Berlin, wie es sich in Fettings Bildern offenbart, ist lange passé.

Das Kunstforum der Berliner Volksbank (Fassade) zieht um. Bisher residierte es an der Budapester Straße, gegenüber dem Elefantentor des Zoologischen Gartens.
Das Kunstforum der Berliner Volksbank (Fassade) zieht um. Bisher residierte es an der Budapester Straße, gegenüber dem Elefantentor des Zoologischen Gartens.
© Berliner Volksbank

Schon deshalb lohnt ein Blick in die vielgestaltige Vergangenheit. Etwa auf das „Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm“, wie es Roland Nicolaus 2005 aus der Vogelperspektive festhielt. Noch ohne das von Designerhand veredelte „Treppenhaus“ nebenan, dessen oberstes Stockwerk sich über alle anderen Gebäude erhebt. Ähnlich singulär sind die Halbfiguren von Max Uhlig, deren Körper aus flirrend nervösen Pinselstrichen bestehen – wie Bildnisse, die sich mühsam aus unzählbaren Einzelteilen zum multiplen Ich zusammenfügen. Und natürlich bestechen nach wie vor die Welttheater eines Bernhard Heisig, in deren donnernden Spektakeln immer schon die Vergänglichkeit nistet.

Auch tolle Malerinnen sind versammelt: Angela Hampel, Britta von Willert

Als Kuratorin hat Janina Dahlmanns die Schau in Innen- und Außenwelten unterteilt. Als grobes Raster, das nicht in allen Fällen greift, aber doch für erste Ordnung sorgt. So ist der „Torero“ (1984) von Luciano Castelli, der Berlin schon Mitte der achtziger Jahre verließ und deshalb zu einer Randfigur der Neuen Wilden geworden ist, im Vergleich mit Uhligs Porträts pur farbfröhliche Oberfläche. Magie verströmt das dunkle Hochformat von Clemens Gröszer, dessen „Mummenschanz d’Enfant“ aus den späten Neunzigern wie eine Beschwörung der Rummelmärkte vor hundert Jahren wirkt. Doch dann erkennt man in der Gestalt mit Weste, Schal und spitzen Schuhen einen Typus Mann, wie ihn jede Epoche kennt – den introvertierten Ästheten, der noch das Alltäglichste mit tieferer Bedeutung aufzuladen vermag.

Zu den vertrauten Namen gesellen sich Malerinnen wie die 1956 in Sachsen geborene Angela Hampel, deren Werk in jüngerer Zeit etwas aus dem Blick geraten ist. Konfrontiert wird ihr „Selbstbildnis mit Wels“ (1987) mit ähnlich surrealen Szenen etwa von Britta von Willert, die sich 2013 im Gemälde „Licht stadt Zeit“ festhielt. Anders, wenn auch in jener figurativen Tradition, der sich die Sammlung von Beginn an verschrieben hat. Alles hängt am Menschen, und fast immer spielt Stadt eine Rolle. Der Blick aus dem Fenster zum Potsdamer Platz, wie ihn K.H. Hödocke pflegt, gehört ebenso dazu wie Christian Thoelkes seltsam isolierte Personen in anonymen Innenräumen.

Tolle Papierarbeiten: ein feines Konvolut von Gerhard Altenbourg

Eine kleine Sensation verbirgt sich in der zentralen Koje des Raums. Hier breitet sich ein feines, fragiles Konvolut von Gerhard Altenbourg an den Wänden aus, das so zum ersten Mal gezeigt wird. Sämtliche Papierarbeiten stammen aus der Sammlung der Bank, in ihnen erweist sich der Spätberufene einmal mehr als sensibler Chronist physischer wie psychischer Zustände. Collagen wie „Dort geistern Erinnerungen unaussprechlicher Wälder“ (1966/67) scheinen hinter dem fragmentierten Antlitz auch die Geisteslinien des Porträtierten einzufangen.

Kunstforum der Berliner Volksbank, Budapester Str. 35; bis 24.7., tägl. 10–18 Uhr, Eintritt: 5 Euro. Vortrag über Altenbourg: 31.5., 19 Uhr ( Janina Dahlmann)

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