„Pour le Mérite“-Sitzung im Konzerthaus: Auszeichnung für Ausgezeichnete
Der Orden "Pour le Mérite" für Verdienste um die Wissenschaft und Künste hat vier neue Mitglieder. Die Medaille, die schon Otto von Bismarck trug, wurde bei einer Sitzung im Berliner Konzerthaus weitergegeben.
Der Rechtshistoriker Michael Stolleis trägt jetzt denselben Orden „Pour le Mérite“ um den Hals, der einst Otto von Bismarck geschmückt hat – dessen Name ist hinten eingraviert. Immer, wenn ein Mitglied des Ordens stirbt, wird dessen Medaille weitergegeben an einen neu Aufgenommenen, erläutert Ordenskanzlerin Christiane Nüsslein-Volhard bei der Öffentlichen Sitzung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt am 31. Mai, dem Gründungstag des Ordens. Er geht zurück auf Friedrich den Großen, war 1740 ursprünglich für militärische und zivile Verdienste ohne nationale Begrenzung gestiftet worden, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts nur noch als preußisch-deutscher Kriegsorden verliehen, bis Alexander von Humboldt 1842 eine Friedensklasse für Verdienste um die Wissenschaften und Künste anregte. Letztere überdauerte die Monarchie, starb unter den Nazis fast aus und erneuerte sich auf Anregung von Theodor Heuss 1952.
Nach dem Totengedenken wurden vier neue Mitglieder feierlich aufgenommen und dekoriert. Dabei assistierte der Kanzlerin der Dichter Durs Grünbein, der zuvor aus seinen Werken gelesen hatte.
Die Zusammenziehung der Welt
Obwohl er als Hamburger pflichtgemäß Reserven gegenüber Orden hege, habe er sich sehr gefreut über die Nachricht, hier aufgenommen zu werden, erklärte der Kunsthistoriker Horst Bredekamp in seiner Dankrede. Sie habe ihn in einem Moment erreicht, da er sich am Tiefpunkt der öffentlichen Wahrnehmung sah, sagte er, da sein Laudator Hans Belting das Galilei-Ereignis angesprochen habe. Der Orden habe in diesem Fall auch das Recht auf Irrtum hinzu gewählt, das charakterisiere ihn in seiner Souveränität. Im Zusammenhang mit dem Humboldt-Forum, wo er laut Belting zu den Hoffnungsträgern gehört, die den Ort mit Inhalt füllen sollen, betonte er den Reiz der Zusammenziehung der Welt in der Tradition der Brüder Humboldt. Bredekamp gehört der Gründungsintendanz an.
Peter von Matt hielt die Laudatio für den Literaturwissenschaftler Claudio Magris, der sich geistreich mit Gedanken über die unmögliche Kunst der Dankesworte revanchierte. Die Begriffe Pflicht und Tugend wählte James Sheehan als Leitmotive seiner Lobrede auf die Philosophin Onora O’Neill, die in exzellentem Deutsch in einer aus ihrer Sicht ziemlich bedrohten Welt, in der die Staaten nicht mehr so mächtig sind, für die Besinnung auf alte Werte zur Bewahrung der Menschenrechte warb.
Bismarck erhielt den Orden als "Schriftsteller großer Memoiren"
Das Protokoll ist stark von Tradition geprägt. Mit Bundespräsident Joachim Gauck, der qua Amt als Protektor fungiert, und Georg Friedrich Prinz von Preußen, der die ordensstiftenden Vorfahren vertrat, zogen die Mitglieder von „Pour le Mérite“ zu den Klängen aus Beethovens Bläser-Sextett Opus 71 in den Saal ein und am Ende auch wieder heraus, Richtung Dinner im Schloss Bellevue.
Traditionell können Politiker und Publizisten den Orden nicht bekommen. Bismarck erhielt ihn darum in seiner Eigenschaft als „Schriftsteller großer Memoiren“. Vielleicht auch deshalb erwähnte Christian Tomuschat in seiner Laudatio, dass der Rechtshistoriker Michael Stolleis wegen der hohen literarischen Qualität seiner Schriften auch als Schriftsteller hätte aufgenommen werden können.
Elisabeth Binder
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