Die nach Geschlechtern getrennten Mehadrin-Busse in Jerusalem sind nicht als Schutzraum gegen männliche Übergriffigkeiten gedacht – sondern als Schutz vor den Frauen. Rabiat wird das Privileg von den rechtgläubigen Herren der Schöpfung verteidigt. Gegen Frauen wie Shulamit und Sara etwa, die Heldinnen von Black Bus. Beide sind jung und kommen aus streng chassidischen Familien. Beide rebellieren gegen die Zwänge ihrer Herkunftsgemeinschaft und werden dafür von ihren Familien geächtet. Sara schreibt einen Blog für andere Aussteigerinnen. Shulamit geht gegen das haredische Sittsamkeitsideal in die Offensive und bepirscht mit der Kamera die orthodoxen Gemeinden. Regisseurin Anat Yuta Zuria scheint das kaum zu interessieren, zu sehr ist sie in den Gestus der Rebellion und die beiden hübschen Mädchen vor ihrer Kamera verliebt.
Als Verräter am rechten Glauben wird von manchen auch Abu Jandal gesehen, ehemaliger Leibwächter von Osama bin Laden. Zur Drehzeit fährt er in Sana’a Taxi. Die Sorge um Familie und Ehefrau habe ihn aus Afghanistan desertieren lassen, erzählt der eloquente Mann. Später hat er ein jemenitisches Reedukationsprogramm durchlaufen. Doch auch vorher schon führte er den Dschihad lieber mit Worten als Granaten, sagt er und trifft sich zu Gesprächen mit jungen Adepten und westlichen Reportern. Denen erzählt er – wie auch dem FBI – aus dem fundamentalistischen Nähkästchen. Zu schaffen macht ihm das Leid eines Freundes, der lange in Guantanamo saß. Laura Poitras’ The Oath montiert Szenen aus Abu Jandals Leben mit dem Verlauf des Militärtribunals gegen den ehemaligen Fahrer bin Ladens, Salim Hamdam, in den USA und bewegt sich dabei ebenso klug wie sein Protagonist zwischen opportunistischer Anbiederung und hohlem Eifer. Faszinierend ist dabei weniger die von der Autorin herausgestellte „menschliche Dimension“, sondern der brillante Einsatz „westlicher“ Rhetorikmethoden des reformierten Dschihadisten. So wird neben den üblichen Vorstellungen vom Fundamentalismus auch jede Authentizitätserwartung demontiert. Silvia Hallensleben
Black Bus: Heute 19. 30 Uhr (Cinemaxx 4), 15.2., 12.30 Uhr (Cubix 7), 16.2., 22.45 Uhr (Arsenal 1). The Oath: Heute 14 Uhr (Delphi), 15.2., 19.30 Uhr (Cinemaxx 4), 21.2., 15 Uhr (Cubix 7)
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