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Musik, Theater, Tanz. Beim Fest am Kulturforum trafen sich die Künste, wie hier bei der Theateraufführung "Forever Young" im Foyer der Gemäldegalerie.
© AVIDS/Gregor Fischer

Fest am Kulturforum: Aus einem Guss

Bei der großen Offensive, das Kulturforum mit einem großen Sommerfest populär zu machen, dürfen natürlich die Philharmoniker nicht fehlen. Sie spielen die „Carmina Burana“.

Das „Fest am Kulturforum“ am Potsdamer Platz ist fast vorbei. Doch der wichtigste Auftritt fehlt noch: die Berliner Philharmoniker, die unter freiem Himmel mit dem opulenten Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff auftrumpfen. Kein Wunder also, dass sich schon eine Stunde vor Spielbeginn eine Schlange vor dem Tor an der Freilichtbühne bildet. Auch ein wenig ärgerlich ist die recht schwache Klangqualität der Lautsprecheranlage. Als die Berliner Philharmoniker pünktlich zum gewaltigen „O fortuna“ einsetzen, das Sir Simon Rattle keck, dreist und spitzbübisch nach vorne peitscht, wollen sich die verschiedenen Klangelemente nicht ganz fügen: Chor und Orchester driften auseinander. Besonders ärgerlich sind die vielen Pärchen, die nicht still sein wollen. Anscheinend regt die Freiluftatmosphäre zum Plaudern an.

Je später aber der herrliche Sommerabend wird, desto mehr lassen sich die an den Bratwurst- und Bierbuden stehenden Gäste von der Mammut-Gewalt der Komposition fesseln. Als der fantastische Christian Gerhaher zum Singen ansetzt, herrscht nur noch elektrisierte Stille. Gerhaher macht alles richtig: Er nimmt seinen Part nicht zu ernst, gibt den mittelalterlichen Versen eine ironische Note, wirbelt seinen Haarschopf wild umher und zeigt damit, dass er seine Steh-Rolle mit der nötigen Verspieltheit interpretiert. Ein Genuss!

Auch Sopranistin Sally Matthews und Tenor Benjamin Bruns überzeugen nicht nur durch Stimmgewalt, sondern durch filigrane Körperhaltung und bestechende Mimik. Da erschallen zwischenzeitlich Bravo-Rufe, die Gerhaher mit einem überraschten „Pscht!“ dämpfen muss. Schon okay, man darf sich ja mal mitreißen lassen! Jetzt klingt auch das Orchester kompakter und in sich stimmiger – wie ein einziger Klangkörper, der sich aus den Philharmonikern, dem Rundfunkchor und den Knaben des Staats- und Domchors Berlin zusammensetzt. Und dann ist da noch der brillante Kinderchor, der durch das neue Education-Projekt „Vokalhelden“ (Tsp. vom 13.6.) rekrutiert wurde. Zum Schluss spielen und singen sie alle in vereinter Kraft, so dass das abschließende „O fortuna“ sich jetzt ganz anders anfühlt als noch am Anfang: packend, kernig, wie aus einem Guss.

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