„Planet der Affen: Survival“: Aufstand der Anständigen
Krieg unter Verwandten: „Planet der Affen: Survival“ ist das düstere Abschlusskapitel der Primaten-Trilogie.
Ein Urwald, irgendwo im Nordwesten der ehemaligen Vereinigten Staaten. Schwerbewaffnete Soldaten kriechen durch das Unterholz, ihr Ziel: ein Refugium intelligenter Affen. Der Angriff ist verheerend, doch schließlich können die Primaten das Blatt wenden. Nur wenige Menschen überleben das Gemetzel.
Der Anführer der Affen, der Schimpanse Caesar (Andy Serkis), schickt die Gefangenen als Geste der Versöhnung zu den Ihren zurück. Nicht er hat den Krieg zwischen Menschen und Affen begonnen, aber er würde ihn gern beenden. Doch schon in der folgenden Nacht dringen Soldaten in das geheime Versteck der Affen ein, ihr Anführer, der skrupellose Colonel (Woody Harrelson), tötet Caesars Frau und Sohn.
Während der Stamm eine neue Heimat fernab der Menschen suchen soll, nimmt der verbitterte Caesar mit einer kleinen Schar von Getreuen die Verfolgung der Soldaten auf. Unterwegs adoptieren sie eine stumme Menschenwaise (Amiah Miller) und treffen einen ehemaligen Zooschimpansen in einer eingeschneiten Seilbahnstation. Als sie endlich das Lager der Soldaten finden, müssen sie entsetzt erkennen, dass die ihren Stamm interniert haben.
Der dritte Teil ist der pessimistischste
Der in entvölkerten Winterlandschaften spielende Abschluss der „Planet der Affen“-Trilogie ist nicht nur der düsterste (Kamera: Michael Seresin) und im Ton pessimistischste Teil, er vollendet auch den Perspektivwechsel innerhalb dieser bemerkenswerten Science-Fiction-Saga. Während Teil eins, „Prevolution“, noch in der Menschenwelt spielte, wo eine durch wissenschaftlichen Leichtsinn ausgelöste Pandemie den evolutionären Sprung der Primaten beförderte, und es bei Teil zwei, „Revolution“, immerhin noch Annäherungen zwischen Affen und Menschen gibt, haben sich die Fronten in „Planet der Affen: Survival“ verhärtet.
Regisseur und Co-Autor Matt Reeves lässt keinen Zweifel daran, wem seine Sympathien gehören: Die Affen leben in einem autoritären, aber von Fürsorge geprägten Stammesverband, sie gehen respektvoll miteinander um und wollen eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Die Menschen hingegen, repräsentiert durch eine Einheit der US-Armee, unterwerfen sich einem offensichtlich irrsinnigen Anführer, der mit einer von Angst und Hass getriebenen Ideologie einen Vernichtungskrieg gegen die Affen anzettelt. Sie halten sich unterworfene Primaten als mit Brandzeichen markierte Sklaven und haben eine Art Konzentrationslager eingerichtet, in dem sich Caesars gefangener Stamm zu Tode schuften soll. Die Bestie ist eindeutig der Mensch.
Empathie für die unterdrückte Spezies
Von der Verdrängung und Vernichtung der amerikanischen Urbevölkerung über die Jahrhunderte der Sklaverei bis zum Holocaust reichen die überdeutlichen Analogien, mit denen der Film um Empathie für die unterdrückte Spezies wirbt. „Survival“ ist durchaus radikal in seiner fast ausschließlich auf die Affen konzentrierten Sichtweise und trägt mit diversen Bedeutungsebenen dick auf. Dies funktioniert nicht zuletzt, weil die Erzählmuster von Vorbildern wie „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „12 Years a Slave“ bekannt sind.
Die technische Virtuosität der 150-Millionen-Dollar-Produktion ist enorm. War es im ersten Teil noch eine Sensation, wie die Mimik des von Andy Serkis im Motion-Capture-Verfahren gespielten Caesar selbst in Großaufnahmen völlig natürlich wirkte, so sind hier die computergenerierten Affen längst die eigentlich „echten“ Darsteller.
Die Affen wirken lebendiger als die stumpfen Soldaten
Wie sie in komplexen Gesten und einer rudimentären Sprache aus Klick- und Schnalzlauten miteinander kommunizieren (einzig Caesar ist der Menschensprache mächtig), das ist viel lebendiger als das von stumpfen militaristischen Ritualen geprägte Miteinander der menschlichen Darsteller, die denn auch bis auf den von Woody Harrelson mit maximaler Überzeichnung in Anlehnung an berüchtigte Film-Wahnsinnige wie Marlon Brandos Colonel Kurtz („Apocalypse Now“) gegebenen Evil Guy lediglich Statistenrollen einnehmen.
„Planet der Affen: Survival“ ist der erfreuliche Fall eines Blockbuster-Sequels, das die Versprechen seiner Vorgänger nicht nur einlöst, sondern den Erzählbogen auch zu einem stimmigen Abschluss bringt. Schön wäre es, wenn Hollywood, in diesem Fall das Studio 20th Century Fox, es dabei mal belassen könnte – und nicht, wie so oft von „Fluch der Karibik“ bis „Transformers“, das Franchise durch weitere Episoden ruiniert.
In 20 Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony Center, Cineplex Neukölln Arcaden, Rollberg
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