„Träume“ lautet das Motto des diesjährigen Kurt-Weill-Fests in Dessau. Traumhaft in mehrfacher Hinsicht ist schon das Eröffnungskonzert: Mit dem Mahler Chamber Orchestra gastiert einer der lebendigsten, aufregendsten Klangkörper der Klassikszene im Anhaltischen Theater. Die jungen Musiker kommen frisch vom Kammermusikfestival im israelischen Eilat. Weills Konzert für Violine und Blasorchester wurde schon in Israel stürmisch gefeiert und ruft mit dem exzellenten Solisten Kolja Blacher auch in Dessau Jubel und begeistertes Füßetrampeln hervor. Der ehemalige Konzertmeister der Berliner Philharmoniker erfüllt sein rasantes Passagenwerk mit feuriger, mitreißender Leidenschaft, fesselt mehr noch in seiner ausladenden Melodik mit glutvoll sprechendem Ton. Als Dirigent hält Blacher die rhythmisch eng geknüpften Fäden fest in der Hand, vermag mit wenigen Akzenten Impulse zu geben.
Weills Konzert träumt 1924 den Traum einer neuen Musik, die sich von vorgegebenen Traditionen löst und nach den Regeln der „jungen Klassizität“ des Lehrers Busoni ganz der Melodie den Vortritt lässt. Im dritten, „Notturno“ überschriebenen Satz knüpft Weill mit schattenreichen Klangmixturen eher an Gustav Mahlers Vorstellungen als an Mozart’sche Serenadentradition an. Taghell erklingt dessen „Gran Partita“ KV 361 in der hochvirtuosen Darbietung der zwölf Bläser, jeder ein vollwertiger Solist.
Geträumt werden wird auch im weiteren Programm: Dem Traum vom Fliegen huldigt die Radiokantate „Der Lindbergflug“ über die erste Atlantiküberquerung 1927. HK Gruber dirigiert außerdem die kaum bekannte „Ballad of Magna Charta“, die Jahre später im amerikanischen Exil den Traum der Menschenrechte benennt. Gruber, der vor Jahren mit dem Ensemble Modern eine hinreißende „Dreigroschenoper“ realisierte, ist Dessauer „Artist in Residence“ und wird im Festivalcafé über seine vielfältigen Tätigkeiten als Komponist, Dirigent und Singschauspieler Auskunft geben. Unter seinen Händen könnte Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ in geschichtsträchtiger Bauhauskulisse zum Highlight werden. Ein szenisches Konzert widmet sich mit den Musicalstars Teri Hansen und Nmon Ford den „Broadway Dreams“. Hochkarätiges dürfte auch das Kammerkonzert im Schloss Georgium unter dem Motto „Youkali – Land der Sehnsucht“ bieten, mit Künstlern aus dem Palastorchester Max Raabes.
Ein Dinner mit Musik sowie der traditionelle „Traumtänzerball“ veranschaulichen, wie gerade in Dessau von der Übereinstimmung von Kunst und Leben geträumt wurde. Sehenswert auch die Ausstellung mit Zeichnungen Einar Schleefs zur „Dreigroschenoper“ im Haus Feininger. So bedauernswert es ist, dass das Festival diesmal keine szenische Neuproduktion bieten kann – traumhaft ist in jedem Fall jetzt schon die Platzauslastung. 25 von insgesamt 36 Veranstaltungen sind bereits ausverkauft. Isabel Herzfeld
Bis 9. März, www.kurt-weill-fest.de
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