Kunstberater Helge Achenbach: Auch Sammlung "Rheingold" betroffen
Der Skandal zieht immer weitere Kreise: Nun hat die Staatsanwaltschaft Essen den Anteil von Helge Achenbach an der Sammlung "Rheingold" gesperrt, die der Kunstberater seit 2001 mit den Allkauf-Erben aufgebaut hat.
Seit der Inhaftierung des Düsseldorfer Kunstberaters Helge Achenbach im Juni fragen sich nicht nur die beiden offiziell Geschädigten, ob und wie viele Male sie von dem international vernetzten Kunsthändler wohl betrogen worden sind. Neben der Witwe des 2012 verstorbenen Sammlers und Aldi-Erben Berthold Albrecht und Pharma-Unternehmer Christian Boehringer, dem als erstem Unregelmäßigkeiten bei früheren Kunst-Transaktionen auffielen, gehörten auch große Firmen wie VW, Telekom und deutsche Banken zu Achenbachs Kundenkreis.
Allein im Fall der Albrecht-Sammlung soll ein Schaden von mindestens 20 Millionen Euro entstanden sein. Achenbach hatte seinerzeit vertraglich zugesagt, als Berater und Zwischenhändler die von ihm erworbenen Werke zum selben Preis weiterzugeben. Dafür wurde er mit einer mehrprozentigen Provision entlohnt. Babette Albrecht wirft ihm nun vor, die Kaufpreise auf unterschiedliche Arten manipuliert zu haben. Im Gespräch sind diverse Strategien bei der Umrechnung von Dollar in Euro bis hin zu zusätzlichen Provisionen, die Achenbach von den eigentlichen Verkäufern bekommen haben könnte - die diese dann auf ihre Rechnungen für die Endkunden schrieben. So erhöhten sich die Margen für Achenbach gleich mehrfach, weil zugleich seine Provision stieg.
Noch halten sich weitere Opfer in der Öffentlichkeit zurück. Eine bittere Konsequenz bringen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Essen allerdings mit sich: Sie sperrte nun jenen Teil der privaten Kunstsammlung "Rheingold", der Helge Achenbach gehört. Seit 2001 hatte er gemeinsam mit den vier Söhnen des früheren Allkauf-Chefs Eugen Viehof ganze Werkgruppen zeitgenössischer Künstler erworben. Die Ankäufe erfolgten in enger Abstimmung mit vier großen Kultureinrichtungen aus dem Rheinland - darunter das Museum Ludwig und das Museum Abteiberg -, die mindestens 20 Jahre über die Sammlung verfügen können. Sie umfasst inzwischen über 700 Arbeiten, unter anderem von Joseph Beuys, Martin Kippenberger, Sigmar Polke, Rosemarie Trockel, Neo Rauch, Thomas Struth oder Candida Höfer, und bereichert die Ausstellungen der Häuser um zentrale Werke.
Die Staatsanwaltschaft Essen habe ausschließlich Achenbachs Anteil der Sammlung gesperrt, teilte Mitgesellschafter Eugen Viehof inzwischen mit. Zudem legte Achenbach auch sein Mandat als "Rheingold"-Geschäftsführer nieder. Die "Rheinische Post" hatte zuvor berichtet, man habe das gesamte Vermögen des 62-Jährigen eingefroren, im Zuge eines gerichtliches Eilverfahren zur Sicherung finanzieller Ansprüche. Gleichzeitig sieht die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk "im Moment keine konkreten Anknüpfungspunkte auf weitere Geschädigte".
Auch Pharma-Unternehmer Boehringer erhebt jetzt keine Ansprüche mehr. Sie rührten aus jener Zeit, in der Achenbach und das private Geldhaus Berenberg kooperierten: Ab 2011 kaufte der Kunstberater zwei Jahre lang für Bankkunden ein, zu denen auch Boehringer gehörte. Dessen Schaden von 1,2 Millionen Euro hat Achenbach diskret beglichen, der Strafbestand des Betrugs bleibt jedoch bestehen. (mit dpa)
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