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Die Metropolitan Opera in New York.
© REUTERS/Carlo Allegri

Metropolitan Opera New York: Arena der Viertausend

Die New Yorker Met ist das größte Opernhaus der Welt: Seit 50 Jahren residiert sie im Lincoln Centre.

Auch wer mitten in den größten Schwierigkeiten steckt, sollte gelegentlich mal feiern. Und sei es nur, um die Sorgen kurz zu vergessen. Deshalb setzte Peter Gelb, Intendant der New Yorker Metropolitan Opera, jetzt eine fast fünfstündige Jubiläums-Gala an, bei der kaum einer der ganz großen Sängernamen unserer Tage fehlte. Anlass war der 50. Jahrestag der Einweihung des größten Opernhauses der Welt im Lincoln Centre. Die 3900 Plätze sind der Met inzwischen aber zum Problem geworden, denn selbst in einer Achtmillionenstadt wie New York finden sich nicht mehr automatisch genügend Menschen, um das unüberschaubare Parkett und die riesigen Ränge des goldbronzierten Saals jeden Abend zu füllen.
Das ist bei einer Gala allerdings anders, denn hier zeigt der New Yorker Geldadel gerne seine Edelsteine, sowie Abendkleider von überwältigend bis schockierend. Dass Anna Netrebko als Lady Macbeth die Koloraturen nur als unverbindliche Empfehlung Giuseppe Verdis ansieht und ihre Madame Butterfly klingt, als neigte sie zu häuslicher Gewalt, wenn Pinkerton nicht bald erscheint, fällt da nicht weiter ins Gewicht. Die New Yorker feiern ihre Lieblinge mit Hingabe und verzeihen auch Placido Domingo, dass er im Abendsonnenglanz seiner Karriere nur als Bariton auftritt. Wahre Liebe brandet auf, als Intendant Peter Gelb den Überraschungsgast Dmitri Hvorostovski ankündigt, der wegen eines Gehirntumors seine Karriere eigentlich beendet hat, aber zum Jubiläum noch einmal auf dieser Bühne stehen wollte. So wurde seine Rigoletto-Arie zum emotionalen Höhepunkt des Abends mit stehenden Ovationen schon beim Auftritt und einer warmherzigen Verabschiedung danach. Eine subtile politische Botschaft wiederum platzieren die Veranstalter mit einem Video, in dem Präsident Eisenhower bei der Grundsteinlegung von der völkerverbindenden Kraft der Kultur schwärmt. Direkt danach hat der mexikanische Tenor Javier Camarena seinen Auftritt.

Der designierte Musikchef Yannick Nézet-Séguin überzeugt

Der schwerkranke, geradezu kultisch verehrte Generalmusikdirektor James Levine zeigt sich nur kurz zum Schluss der Gala, den Taktstock führen sonst sein designierter Nachfolger Yannick Nézet-Séguin sowie Marco Armiliato. Niemand muss in den Graben schauen, um zu wissen, wer gerade dran ist: Routinierte Klangabwicklung bei Armiliato, wenig inspirierend für Sänger und Orchester, das genaue Gegenteil bei Nézet-Séguin: Rhythmisch pointiert, dabei immer federnd, einfallsreich im Details und getragen von einer mitreißenden Freude am gemeinsamen Atem mit den Sängern. Das sind gute Zeichen für die Zukunft der Met.

Mit ihm singt Michael Volle einen extrem differenzierten „Figaro“-Grafen und eine sehr komödiantische Papageno-Arie. Eher ungewöhnliches Repertoire für den deutschen Bariton, der an der Met gerade als dämonisch-kraftvoller Fliegender Holländer in der alten Everding-Inszenierung auf der Bühne steht und dort in den kommenden Jahren als Scarpia und Iago zu erleben sein wird. Gemeinsam mit René Pape und Diana Damrau bezeugte er an diesem Abend die starken Bande des Hauses nach Deutschland – die nicht erst seit den Tagen des aus Berlin emigrierten Intendanten Rudolf Bing stammen, der die Met von 1950 bis 1972 leitete.

Balanceakt zwischen moderner Regie und Sponsorenwünschen

Sein Nachfolger Peter Gelb weiß, dass es heute nicht mehr ausreicht, die weltbesten Sänger um den Souffleurkasten zu versammeln und schön singen zu lassen. Ihm muss der Balanceakt gelingen, moderne Regiehandschriften zuzulassen, ohne die millionenschweren Sponsoren zu verschrecken. Klug ist es auch, die Plätze in den obersten Rängen extrem günstig anzubieten: Hier treffen sich die Enthusiasten, die für die notwendige Stimmung sorgen. Sie strömen am Samstag ganz sicher auch in den schon seit Monaten ausverkauften „Rosenkavalier“ von Robert Carsen mit Elina Garanca in der Titelrolle, Renée Fleming als Marschallin und dem Berliner Kammersänger Markus Brück als Faninal. Wer nicht live dabei sein kann, muss auf dieses Erlebnis übrigens nicht verzichten: Die Aufführung wird weltweit in Kinos übertragen.

Weitere Infos unter www.metimkino.de

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