Kultur: Alter vor Schönheit
Desirée Nick startet ihre Anti-Aging-Kampagne: Ein Saunabesuch
Desirée Nick zieht den Pelz aus und schlüpft in den weißen Frotteebademantel. Sie wolle bitte sehr nicht aussehen wie Susan Stahnke in der Dschungelsauna, ließ sie uns über ihren Manager mitteilen. Für Anwendungen aber sei sie zu haben.
Samstagabend im Club Olympus im Hotel Grand Hyatt: Die jungen Menschen in dem Wellness-Tempel über dem Potsdamer Platz tragen Badetuch zu Solariumsbräune. Für eine Qi-Massage ist es zu voll, aber in der Umkleidekabine bleibt Zeit genug für ein paar Damenwitze. Desirée Nick geht mal wieder in die Offensive. „The Joy of Aging - and how to avoid it“ heißt das neue Programm der Kabarettistin (Premiere am 27.1. in der Bar jeder Vernunft). Nicht von ungefähr spielt der Titel auf den bekannten Ratgeber „The Joy of Sex“ an: Guter Sex und Lust am Älterwerden, das scheint beides gleich schwer zu sein.
Man sollte es nicht anderen überlassen, über das eigene Alter zu sprechen, begründet Nick ihren humoristischen Präventivschlag. Und den Männern dürfe man Witze über 39-jährige Frauen sowieso nicht überlassen. Humor statt Hormonkur: Es steht zu befürchten, dass die Entertainerin wieder manch gut gehütetes Geheimnis liften wird. Über Anouschka Renzi und andere unterm Skalpell entstandene Schönheiten ist ist die gefürchtete Lästerzunge bereits ausgiebig herzogen. Die Zeitschrift „ TIP“ verwies sie dafür auf Platz 13 der gefürchteten Liste der peinlichsten Berliner. Das stört die Besitzerin der bekanntesten Oberweite Berlins allerdings wenig. Wer unter dem geschmacksfreien Titel „Hängetitten de luxe“ auf flächendeckend geklebten Plakaten blank zieht, dem ist sowieso nichts peinlich.
Nun lässt Nick die Kritikerin am Jugendwahn heraushängen: „Wir sind die erste Generation von Frauen, die über die Möglichkeiten des Anti-Aging verfügt“, sagt die Entertainerin über die Altersgruppe derer, die zum wiederholten Male den 39. Geburtstag gefeiert hat und über tausend Cremetiegel und Tinkturen herrscht. Diese Klientel empfindet das Altern als Strafe. Nicht so Nick. „Meine Lebenskurve erreicht ihren Höhepunkt mit 60, danach altere ich dann in Würde – wie Joan Collins“, glaubt die Übertreterin aller Weiblichkeitsgebote. Und natürlich hat sie auch dafür ein Patentrezept zur Hand: „Wenig essen, mit dem Alter schummeln und die Partner wechseln.“ An den männlichen Wechseljahren können sich Frauen nur ein Beispiel nehmen, findet sie, die seien schließlich viel amüsanter: „Männer glauben von sich mit 50, dass sie in den besten Jahren sind. Von diesem Selbstbewusstsein kann man nur lernen.“ Und irgendwie ist all dies auch eine Angelegenheit der Kultur, jedenfalls für Nick. „Überlasse ich mich dem Verfall oder will ich gepflegt altern? Das eine ist Natur und das andere Kultur – ich entscheide mich eigentlich immer für Kultur.“ Tatsächlich sieht man ihr an, dass es mit harter Arbeit gelingt, das Beste herauszuholen: „Und zwar ohne Skalpell!“
Die neuen Plakate der ehemaligen Tänzerin sehen denn auch aus wie eine Bewerbung für den Playboy. Statt der berühmten „Hängetitten“ preist sie nun ihre Revuegirl-Maße an. Und tatsächlich scheint auch Nick einen seltsamen Wandel durchzumachen. Denn wie passt es zu ihrer Altersphilosophie, dass sie selbst demnächst eine eigene Kosmetiklinie mit Anti-Aging-Produkten auf den Markt bringt?
Vielleicht muss man mit ihr erst in die Sauna gehen, um einen Blick hinter die Gurkenmaske der aufgeschminkten Kunstfigur zu werfen. Nur ist das Hyatt leider so überfüllt, dass die Zeit abgläuft, bevor wir die Umkleidekabine in Richtung Schwitzhütte verlassen können. Macht aber auch nichts. Denn zum Abschied verrät Nick noch ein Geheimnis: Nach einem langen Arbeitstag rennt sie sowieso nicht zur Wellnesskur. Am Besten entspanne sie sich beim Bügeln.
Vom 27.1. bis 15.2. in der Bar jeder Vernunft .
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