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Watchmen - Leserdebatte: "Alles ist richtig und alles ist falsch"

Selten hat eine Verfilmung unter Comic-Lesern so unterschiedliche Reaktionen provoziert wie "Watchmen". Wir haben unsere Leser gefragt, was sie vom Buch halten - und wie sie die filmische Umsetzung finden. Hier eine Auswahl der Antworten - und ein paar ungewöhnliche Lektüre-Tipps für Fans.

Wie sehr "Watchmen" die Comic-Leserschaft bewegt, zeigt sich auch daran, wie sehr der Film, das Buch und alles, was damit zusammenhängt, im Internet diskutiert wird. Mit besonderer Spannung erwarten viele Leser des Buches, was mit der Piratengeschichte "Tales of the Black Freighter" passiert, die ein integraler Bestandteil des Moore/Gibbons-Werkes ist, aber bei der Verfilmung von Regisseur Zack Snyder aus Zeit- und Platzgründen außen vor gelassen wurde - bislang. Denn wie Snyder bereits angekündigt hatte, wird die Piratengeschichte jetzt als Trickfilm separat veröffentlicht und später in einen neue Fassung des Realfilmes hineinmontiert. Einen ersten Ausblick auf den Trickfilm bekommt man unter diesem Link.

Unter den zahlreichen Websites, die sich mit dem Film beschäftigen und seine Vor- und Nachteile diskutieren, sticht www.watchmencomicmovie.com als besonders reichhaltig heraus.

Die Frage, wieweit "Watchmen" mit all seinen wissenschaftlichen Anspielungen tatsächlich dem Stand der Wissenschaft in der realen Welt entspricht, geht eine andere Website nach (Link hier), die sich unter anderem auf den in Comic-Kreisen hochgeschätzten und auch dem Tagesspiegel-Leser nicht unbekannten Physikprofesor James Kakalios bezieht.

Die Frage, was den düsteren Antihelden Rorschach ticken lässt, beantwortet diese Website. Die Frage, wie das nicht gerade für sexuelle Freizügigkeit bekannte amerikanische Mainstream-Publikum damit umgeht, dass während des ganzen Films immer wieder Dr. Manhattans blaues Genital ins Bild baumelt, wird auf dieser Website erörtert.  Einen der witzigsten Beiträge zu dieser pikanten Debatte findet man unter diesem Link - inklusive blau strahlendes Kondom! Eine hübsche Parodie der Watchmen-Hauptfiguren als Werbeträger für Fruchtkuchen findet man unter diesem Link. Und Interessantes über die Entstehungsgeschichte der "Watchmen"-Charaktere erfährt man auf dieser Website.

Unsere Leser empfinden angesichts der Umsetzung des Klassikers in den Film gemischte Gefühle, wie folgende Antworten auf unsere Umfrage zeigen:

Das Buch ist genial, der Film ist Wahnsinn. Oder war's andersrum?
Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, dachte ich nur: Wie kann irgendjemand ernsthaft annehmen, so etwas verfilmen zu können? Die Geschichte ist so unglaublich eindringlich, klug und komplex, dass ich mehr als einmal innehalten musste, um das Gelesene/Gesehene zu genießen, zu verstehen und zu verbinden. Das konnte im Film einfach nicht gutgehen.
Oder doch?
Der Film ist das Gegensätzlichste, was ich seit Langem im Kino erlebt habe. Alles ist richtig und alles ist falsch. Regisseur Zack Snyder kopiert wie besessen, lässt bewusst aus und ändert gnadenlos. Rigorosität und Kulanz reichen sich die Hände. Eine Faszination wird aufgebaut, ein Zauber wird zerstört. Ich muss diesen Film unbedingt noch einmal sehen. Schon allein wegen der Musik.
Karsten Jellinek


Das Buch ist großartig und eine Herausforderung an den Leser und den Liebhaber gut gezeichneter Comics zugleich.
Eine Herausforderung für den Leser, weil es schwierig ist, trotz der manchmal nicht besonders guten Dialoge die Geschichte, die sich auf mehreren Ebenen präsentiert, in den Griff zu bekommen. Und die Geschichte oder die Idee(n) des Buchs an sich ist/sind - trotz der manchmal nicht guten Dialoge - sehr gut.
Eine Herausforderung für den Liebhaber gut gezeichneter Comics, weil man auf den ersten Blick die Vielfältigkeit der Zeichnungen nicht erfassen kann. Oftmals unterstützen die Grafiken den unmittelbaren Text, oft die ganze Geschichte, oft geben sie Hinweise und oft geben sie Rätsel auf. Das erschließt sich unmöglich alles beim ersten Lesen.
Fazit: Man muss das Buch mehr als einmal lesen, aber man wird beim zweiten und dritten Durchgang mit neuen Perspektiven und Erkenntnissen belohnt. Es steckt viel mehr im Buch als eine Demontage der Superhelden.
Was an und für sich schon faszinierend ist.
Und die Verfilmung?
Aufgrund der oben angegebenen Gründe hätte ich eine Verfilmung des Stoffes an sich für unmöglich gehalten. Und der Film lässt ja auch ein paar Ebenen aus, z.B. die Piratengeschichte. Das Ende hat mich auch etwas verblüfft.
Aber als Liebhaber „dunkler“ und Endzeitfilme war ich begeistert. Ich fand’s auch schön, daß Zack Snyder nicht an der Vorlage rumgemurkst hat. Was hätte er denn anders machen sollen? Und warum? Nur weil er könnte? Sollte er Dr. Manhatten in eine Krake verwandeln oder als den wortwörtlichen Grünen Mann?
Der grafische Roman lebt für manchen Leser mehr als ein Buch, und der Film haucht dem Werk noch mehr Leben ein, denn das Bild bewegt sich plötzlich. Es hätte mich geärgert, wenn Snyder die deprimierenden Kulissen und die schönen Blickwinkel und Einstellungen des Buches geändert hätte. Und er hat auch darauf geachtet, dass jedermann die Idee des parallelen Universums versteht. Zeppeline waren 1985 keine normalen Fortbewegungsmittel und ich habe mich gefreut, sie auch im Film wiederzufinden. Aus diesem Grund hätte er eigentlich auch auf die "zeitgenössische Musik" verzichten können. Ich verstehe ja, dass Night Owl außerhalb seines Alter-Ego-Superhelden impotent zu sein scheint, aber muss mein seinen „Erfolg“ schließlich mit Leonard Cohens „Hallelujah“ untermalen? Der erste Trailer war mit Smashing Pumpkins “The End is the Beginning is the End“ unterlegt und das war ein echter Hammer. Passte viel besser zu den Bildern als Bob Dylan.
Und trotz- und alledem hat mir der Film gefallen und ich werde ihn mir sicher nochmal ansehen. Die DVD ist schon vorbestellt. Mein Mann, den ich gegen allen Widerstand in den Film geschleppt habe und der das Buch nicht gelesen hatte, war zumindest fasziniert und hat mir hinterher viele Fragen gestellt. Ich denke mal, dass der Film vielleicht viele Zuschauer zum Lesen des Buchs animiert. Das ist doch auch was!
Sylvia Horne


Ich hab mir kurz vor dem Kinostart den Comic besorgt und fand Ihn unglaublich. Eine so düstere bzw. realistische Darstellung hätte ich mir nicht vorstellen können. Der Film trifft diese Atmosphäre fast zu 100 % und zieht einen gleich in seinen Bann. Die Farben des Films und die Atmosphäre passen meiner Meinung nach zu dem Gefühl, das ich beim lesen des Comics hatte.
Die Stimmung in Watchmen hat mir besser gefallen als im letzten Batman-Film. Obwohl dieser ja auch echt Klasse war.
Erdal Kocabas

Zum Buch: Einer der innovativsten Comics der 80er Jahre; entstanden zu einer Zeit als Autoren, Zeichner, Redakteure bei DC Comics einen Smash-Hit nach dem anderen veröffentlichten. (Beispiele aus den Jahren 1985-88: Watchmen, Camelot 3000 (Brian Bolland & Mike W. Barr; übrigens die allererste "Maxi- bzw. "limited" series überhaupt!), Batman: The Dark Knight (Miller), Batman Year One (Miller), Crisis On Infinite Earths (Marv Wolfman & George Perez), Wonder Woman: Gods & Mortals ("Year One") (George Perez) etc. etc.) Alle diese Titel gelten heute unter Comic-Sammlern als moderne Klassiker!
Watchmen selbst habe ich damals in der Org.-Version gelesen (12 Einzel-Hefte die monatlich erschienen). Ich empfand den Comic damals einfach als "perfekt": Die wahrhaft nihilistische Story, das detailverliebte Artwork von Dave Gibbons, ja selbst das Publikations-Design (von DC & Dave Gibbons entwickelt), mit der "tickenden Uhr" auf jedem Cover... Einfach fesselnd & großartig zugleich.
Und der Film? Meiner Meinung nach eine der gelungensten filmischen Comic-Umsetzungen. Perfekt eingesetzte "Oldie"-Musik, klasse Special-Effects... Lediglich mit der Besetzung der Figur des Ozymandias hatte ich ein wenig Probleme. In der Comic-Vorlage kommt diese Figur mehr als "amerikanischer Strahle- u. Saubermann" herüber... die Filmversion dagegen wirkt von Beginn an düster. Das ist aber auch das einzige negative Detail das mir zum Film einfällt. Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Streifen; vergleichbar mit dem letztjährigen "Dark Knight".
Mike Hasse

Das Buch: Geniale Story die super umgesetzt wurde.
Der Film: Schön düster genau wie der Comic, eine der besten Comic-Umsetzungen die es gibt!
Marc Jaeger

Der Comic war für mich neben der Sandman-Reihe von Neil Gaiman der Auslöser für eine intensive Beschäftigung mit dem Medium. Und der Beweis dafür, dass die gängige Abwertung des Comics als „Schund“ nicht länger haltbar ist. Sowohl Moore als auch Gaiman haben das Medium an seine Grenzen gebracht, indem sie sämtliche Möglichkeitsräume des Narrativen, die dieser Kunstform (sic!) eignen, ausgeschritten haben. Gerade Moores komplexe Storyarchitektur, seine intertextuellen Verwebungen und die kongeniale Bildsprache von Dave Gibbons lösen für mich das Versprechen der Postmoderne ein: „Cross the border, close the gap!“ Nebenbei wurde auch noch der uramerikanische Mythos des Superhelden dekonstruiert, mit schwer wiegenden Folgen: Watchmen erlöste das Genre aus einer Schockstarre, indem es die Helden vom Drama ihrer Unbesiegbarkeit (und die Leser von der damit einhergehenden Langeweile) erlöste. Kurz: Der Comic „Watchmen“ ist ein Meisterwerk und steht für mich auf einer Stufe mit den Romanen von Thomas Pynchon, echt jetzt.
Von dem Film kann man das leider nicht behaupten. Zwar hat er eine großartige Optik, und die Anfangssequenz ist Snyder meisterhaft gelungen. Allerdings scheitert er grandios, da er krampfhaft versucht, die hochkomplexe Story quasi eins zu eins ins Medium Film zu überführen. Dumm nur: Ein Film folgt anderen narrativen Gesetzen als der Comic.
Snyder ist ein Fanboy vor dem Herrn, und seinen Respekt vor der Vorlage in allen Ehren; aber ich hätte mir gewünscht, dass er sich konsequent als Filmregisseur (und nicht als Abpausartist) begreift. Das hätte zwar eine größere Distanz zum Original notwendig gemacht, aber vielleicht wäre dann am Ende auch ein Film (und kein abgefilmter Comic) herausgekommen, der spannend und ergreifend ist, ohne allzu flach daherzukommen. Denn was bitteschön ist von einem Regisseur zu halten, der anscheinend keinerlei Vertrauen in die narrativen Möglichkeiten des Kinos hat?
Michael Thiel

Das Buch ist spannend vom Anfang bis zum Ende.
Der Film hat mich enttäuscht.
Mechthild Holzer

Ich finde die Verfilmung leider nicht so gut gelungen, wie es das Buch verspricht. Es ist einfach immer etwas anderes, sich die geschriebenen Sachen selbst vorzustellen, als etwas vorgesetzt zu bekommen. In diesem Sinne werde ich das Buch sicher nochmal lesen - den Film aber nicht nochmal schauen.
Laura Pehla

Das Buch "Watchmen" zeigte mir, dass unter der bunten Fassade des Superheldengenres mehr steckt als profane Jungenfantasien. Sie wurde zum Vehikel für Deutungen der Welt um uns herum - Pop Art eben. Neben der fesselnden Geschichte (ich habe „Watchmen" viele, viele Male gelesen, seit ich im Alter von 13 damit angefangen habe) bedeuteten die Bilder von Dave Gibbons eine gänzlich neue Erfahrung im Bereich der Visualisierung. Obwohl Gibbons das Superheldengenre zeichnerisch nicht neu erfindet (er ist ja eher Traditionalist), gelingt es ihm mit seinen Mitteln, Moores Story perfekt zu inszenieren. Bilder und Worte gehen hier eine fruchtbare Symbiose ein. Und Moore? Ich habe mal gehört, dass auf Londons Häuserwände in den frühen 70ern "Clapton is God" gesprüht wurde. Ich denke: "Moore is God". Der Comic "Promethea" von ihm und dem Zeichner J.H. Williams III ist sehr zu empfehlen.
Den Film habe ich noch nicht gesehen. Ich hoffe, dass er viele Leute dazu bringen wird sich mit "Watchmen" und anderen Werken Moores vertraut zu machen.
Mirko Macke

Ich bin ja eigentlich meist kritisch gegenüber Comicverfilmungen, aber manchmal sind sie ja doch ganz unterhaltsam - wie im Fall von Watchmen. Als Vergleich sollte man das Buch aber trotzdem lesen, weil es eben doch mehr Fantasie zulässt.
Sibel Baldede

Zum Buch: 1986 war das Jahr, in dem ich angefangen habe, amerikanische Comics zu lesen. Damals gab es noch „Taschen Comics“ in Köln, den Laden in der Pfeilstraße 47, in dem der Taschen Verlag von Benedict Taschen seine Anfänge hatte. Wie üblich – siehe „Modern Graphics“ oder „Grober Unfug“ (damals in der Zossener Straße) befand sich die Abteilung mit den internationalen Comics nicht im Hauptgeschäft, sondern im 1. OG.
Irgendwann drückte der Verkäufer im 1. OG mir „The Dark Knight Returns“ in die Hand. Alleine die Cover haben mich umgehauen. The Rest is History. Und dann kamen die Watchmen. Es wäre vermessen, zu behaupten, ich hätte damals mehr als die Hälfte von dem verstanden. Aber nach Frank Millers Batman und Alan Moores Watchmen war klar, dass das Medium Comic endgültig die triviale Schmuddelecke verlassen hatte. Und ich war süchtig. Nach Qualität.
Irgendwann bin ich dann nach Berlin gekommen. Gottseidank habe ich Modern Graphics und den Groben Unfug entdeckt. 
Und die Verfilmung?
Selten habe ich bei einem Trailer einer Comicverfilmung so eine große Nähe zur Comicvorlage gesehen. Ein befreundeter Journalist, der dem Film in der Preview gesehen hat, sagte mir: Vergiss den Trailer, der Film ist noch viel besser. We`ll see…
Den Medienberichten zufolge hat sich Snyder sehr eng an die Vorlage gehalten. Falls dem so ist und Alan Moore wie üblich bei Verfilmungen seiner Werke dabei bleibt, arrogant-autistisch abzuwinken – F**k You!
Ich bin gespannt, ob der Film nur was für Comicfans oder auch für ein breites Filmpublikum das Filmereignis des Jahres ist.
Im Übrigen betrachte ich mich nicht als pickliger Geek oder Nerd, wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe die Fans des Genres beschreibt. Es reicht offensichtlich nicht, dass „Watchmen“ vom Time Magazine zu den 100 besten Büchern des Jahrhunderts gezählt wird. Gibt es eigentlich Feuilleton-Artikel über die Arroganz des Establishments? Angemessen wär’s schon.
Magnus Büth

Das Buch ist eines der besten, die es gibt! Die Zeichnungen sind phänomenal und die Story und Komplexität einfach genial. Selbst nach mehrmaligen Lesen hat man immer wieder neue Entdeckungen gemacht. Die Charaktere, die in diesem Buch geschaffen wurden, sind überragend, da man sich sehr leicht wiederfindet mit der Frage: Was würde man selber tun, wenn man diese Person wäre. Schade war allerdings in dem Buch, dass es kein Ende gab. Man wurde ziemlich alleingelassen, was aber die eigene Phantasie förderte und zum Nachdenken anregte.
Und der Film?
Ich war zuerst sehr skeptisch als ich von dem Plan hörte, nur Teile von „Watchmen“ zu verfilmen, da das Buch ja viele Extras hat, wie den Comic im Comic und Dokumente, die am Ende jedes Kapitels angeführt wurden. Nachdem ich den Trailer sah, der sehr eng am Comic orientiert war, hatte ich eine gewisse Vorfreude und ging dann gestern zur Vorpremiere. Ich muss sagen das der Comic sehr gut umgesetzt wurden ist. Manche Szenen sahen so aus wie im Comic. Die Charaktere kamen sehr gut rüber. Bis auf ein paar Ausnahmen war das Drehbuch wohl sehr nah an dem Comic angelegt. Besonders das Ende hat mir sehr gut gefallen, da Dr.Manhatten und Rorschach da sehr gut mit Ihrer Einstellung rüberkommen. Enttäuscht bin ich von der filmischen Darstellung von Ozymandias; am Ende des Comics hat er eher Selbstzweifel und fragt sich ob er das richtige getan hat. Das ist im Film anders. Insgesamt ist das aber ein sehr toller Film nach einem noch besseren Buch. Beides ist sehr zu empfehlen und eine Bereicherung für jeden der sich darauf einlässt und auch ein bisschen darüber nachdenkt.
Selim Chaib

Zum Comic kann ich nur sagen, dass es eines der durchdachtesten und genialsten ist. Die Verfilmung kann dem vielschichtigen Werk natürlich nur peripher nachkommen. Aber dies sehr gut. Mit Popcorn und 'ner kühlen Cola habe ich in einem Gefühl der Dankbarkeit eine schöne Zeit verbringen können. Halt was ich von Kino erwarte.
Martin Schneider

"Watchmen" ist ein Meilenstein der Comic-Geschichte. Wenn es Zack Snyder tatsächlich geschafft hat, die epische Geschichte in einen Film zu gießen (und nach den Kritiken, die ich bislang gelesen habe, hat er das), wird er ganz groß, auch wenn er für das breite Publikum womöglich leider immer noch zu sperrig geworden sein könnte. Zumal Hollywood seine Zuschauer mit Comicverfilmungen bis dato gerne chronisch unterfordert hat.
Der Kritik von Herrn Handke möchte ich übrigens widersprechen. Werktreue ist keineswegs grundsätzlich der einfache Weg, mit dem "Abfilmen von Bildern" ist es da nicht getan. Im Gegenteil. Der Stoff galt nicht umsonst über Jahre hinweg als unverfilmbar.
Sascha Bunzel


Ich kenne die Vorlage nicht - meine Comic-Zeit liegt schon 20 Jahre und länger zurück, und generell teile ich die Aufregung um Graphic Novels und ihre Stilisierung zu einer eigenständigen und zudem bedeutenden Kunstform nicht -, war aber nach "300" neugierig auf einen weiteren hirnlosen aber abgefahren durchgestylten Film von Zack Snyder. Und meine Verwunderung kennt keine Grenzen! Denn der Film besitzt nicht allein enorme ästhetische Wucht und die erwartete Bildgewalt, er ist überdies sehr witzig, präzise erzählt und bewegt sich zudem sicher auf dem schmalen Grat, der sich zwischen mainstreamiger Küchenphilosophie und esoterischer Verkitschung erhebt.
Wenn das das Verdienst der Vorlage ist, ändere ich meine Meinung zu Graphic Novels stante pede. Zweifellos ein Meisterwerk modernen Filmschaffens und seit längerem der in mehrfacher Hinsicht beste Grund, ins Kino zu gehen. Das werde ich vielleicht sogar noch ein zweites Mal tun, was ich seit Peter Jacksons "King Kong" nicht mehr in Erwägung gezogen habe. Und eventuell kaufe ich mir sogar den Comic - und das wäre der erste seit vielen Jahren.
Oliver Knels


Der Comic realisiert die Superheldengeschichte mit einer Vielzahl von Anspielungen auf vorangegangene Superheldencomics: hart, knapp und pointiert. Die rasche, kleinteilige Szenenfolge des Comics zieht den Leser in das Vor und Zurück der Narration, aber sie umhüllt ihn nicht magisch. Das macht Zack Snyders Filmbild. Auf der großen Leinwand versinken die Augen des Zuschauers in die weite und fremde der Watchmen-Universen. Der Film entrückt die Superhelden ein weiteres Mal ihres alten Mythos, aber nicht durch Realismus, sondern durch die Wunderkammer Kino, und schließt sie in einen merkwürdig abgeklärten neuen Mythos ein. Die Ambivalenzen des Comics, die konsequente Darstellung der Dilemmata der selbsternannten Superhelden wird im Film trotz der getreuen Adaption tendenziell der Good-Guy-Bad-Guy-Logik mit Identifikationsangebot geopfert. Zack Synder hat - wenn auch ungewollt - eine zeitgenössische Variante des Films erzeugt.
Christiane Ketteler


Wie die meisten Comics von Alan Moore ist auch Watchmen ungeheuer vielschichtig. Ganz zu Recht steht das Buch auf der "Best of"- Liste der New York Times. Schon die reinen Textpassagen, die die Comichandlung unterbrechen, zeigen wie Moore das Medium Comic erweitert. Auf die Verfilmung bin ich sehr gespannt, obwohl ich befürchte, dass bei aller optischen Werktreue die Geschichte in allen ihren Details zu kurz kommen wird. Ich hoffe aber auch, dass die DVD-Veröffentlichung einiges mehr zu bieten haben wird als die Kinofassung des Films. Ein Spaß wird es in jedem Fall.
Francisco Serrano Buch


Hinweis: Unsere Watchmen-Verlosung ist beendet, die Gewinner werden per Post benachrichtigt.

Auf die oben genannten Watchmen-Links wurden wir freundlicherweise von Mike vom Berliner Comicladen Grober Unfug hingewiesen - Danke! lvt

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