Jetzt braucht Edith Schröder erst mal einen Futschi: Investoren wollen sie aus ihrer Hinterhofbude in der Nogatstraße schmeißen! Zum Glück hat Kneipenwirtin Jutta noch genug Cola und Weinbrand für das Trostgetränk da. Neukölln wird Trendbezirk in Ades Zabels Ghettomusical „Linie 8“, das Bernd Mottl im BKA inszeniert hat. Easyjet-Spanier, Schwaben und Immobilienmakler fluten die Gegend, Ediths Freundin Biggi kommt mit ihrer Leggings-Lounge ganz groß raus, während die türkische Urberlinerin Hatice davor zittert, an den Stadtrand zwangsumgesiedelt zu werden.
Derb wie der Kiez sind die Witze, hochprozentig die Pointen, immer kräftig unterhalb der Linie, die Ediths knallrosa Flechtgürtel markiert. Für den Hauch Hochkultur sorgen bei dieser No-Budget- Produktion die Einspielfilme von Jörn Hartmann und Michael Binder. Cineastische Kabinettstückchen, mal rasant geschnitten wie ein Thriller, mal im Stil von Stummfilmen, dann wieder gedreht mit Dogma-Wackelkamera, die alles erzählen, was sich auf der handtuchschmalen Bühne selbst mit größtem Improvisationstalent nicht erzählen lässt.
Wunderbar die Szenen, wenn die obdachlos gewordene Edith wie Mutter Courage mit dem Handkarren durch die Straßen irrt, um schließlich von einem barmherzigen BVG-Mitarbeiter (Nicolai Tegeler) den Schlüssel für ein leer stehendes Abfertigungshäuschen unten im Bahnhof Hermannplatz zu bekommen, in dem sie sich dann auch häuslich einrichtet. Biggi van Blond und Bob Schneider sekundieren Zabels Travestien gewohnt trashig, zum Showstopper aber wird Stefan Kuschner in der Doppelrolle als lokalpatriotische Türkin Hatice sowie als Designertucke Harald Glööckler.
Das Ende ist natürlich happy: Edith schlägt die Heuschrecken in die Flucht und die vom Kapitalismus zerrütteten Freundschaften werden in „Jutta’s Inn“ gekittet. Futschi für alle! Frederik Hanssen
Weitere Aufführungen bis 1. September. Infos unter: www.bka-luftschloss.de
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