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Der Stehaufmann. Altman wurde heute vor 90 Jahren geboren. Er starb 2006.
© IMAGO

Dokumentarfilm über Robert Altman: Absturz? Ich würde es Aufstieg nennen

Robert Altman war eine störrische Hollywood-Legende. Der Regisseur begann seine Karriere mit "Bonanza" im Fernsehen, hatte mit "M.A.S.H." einen Riesen-Antikriegshit, scheiterte mit "Popeye" und schaffte mit "The Player" ein spätes Comeback. Zum 90. Geburtstag feiert ihn der Dokumentarfilm „Altman“.

Er müsse eine „Vorspiegelung falscher Tatsachen“ zugeben, sagte Regisseur Robert Altman, als er 2006 für seinen Ehren-Oscar in Los Angeles auf dem Podium stand. Und gestand, dass er bei einer Transplantation Jahre zuvor das Herz einer jungen Frau erhalten habe. Deshalb sei die Auszeichnung fürs Lebenswerk vielleicht verfrüht, denn er könne durchaus vierzig weitere Schaffensjahre vor sich haben. Und die werde er gut nutzen.

Ein anrührender Auftritt, der – wie auch sein letzter ungewöhnlich sentimentaler Film „A Prairie Home Companion“ – auf echt altmaneske Art an den nahenden Abschied mahnte. Nur ein halbes Jahr später war er tot. Altman gelang es wie keinem anderen, Innovationslust und Beharrlichkeit zusammenzubringen. Bei ihm ist jeder Film sein eigener Kosmos, doch am Ende fügt sich alles zum Ganzen: Einem vitalen, bis heute produktiven Spannungsfeld, auf dessen Spuren sich ein pünktlich zu Altmans 90. Geburtstag ins Kino kommendes Filmporträt begibt.

Regisseur Ron Mann modelt die konventionelle Form des Doku-Porträts kongenial zu einer eigenen Variante, die statt der üblichen Statements von Weggefährten weitgehend auf Aussagen von Altman selbst setzt. Dazu Filmclips, zu denen viele bisher unveröffentlichte Kurzfilme und Making-ofs gehören. Und, als Einleitung zu jedem Kapitel, Altman-Darsteller von Keith Carradine bis Bruce Willis, die in wenigen Worten Facetten des Adjektivs „altmanesque“ benennen.

So gelingt Mann das Kunststück, zugleich chronologisch wie thematisch Schneisen durchs Lebenswerk zu schlagen. Die Chronologie reicht von Altmans Militärzeit und der erschwindelten ersten Stelle bei einer Industriefilm-Firma („meine Filmschule“) über die langen Fernseh-Jahre mit „Bonanza“ & Co. bis zur Location-Suche für den letzten, nicht mehr realisierten Film. Dazwischen die Aufs und Abs einer Laufbahn, die vom ersten Riesenerfolg mit „M.A.S.H.“ und der Malibu-Villa in den Abgrund sauste und vom „Popeye“-Debakel 1980 zu den späten Triumphen mit „The Player“ und „Short Cuts“ fand. Über seine Zwischenzeit als New Yorker Off-Theatermacher sagt er: „Manche sage, ich sei abgestürzt, ich würde es einen Aufstieg nennen.“

Große Anekdoten: Die Stante-pede- Entlassung wegen der eigenmächtig inszenierten „overlapping voices“, die später zum Markenzeichen werden sollten. Oder wie er sich beim Dreh von „M.A.S.H.“ in einem abgelegenen Studio der Fox versteckte, im (richtigen) Kalkül, dass man dort über Großprojekten wie „Tora!Tora!Tora!“ und „Patton“ seinen Film vergessen würde. Die Doku macht Lust, Altmans Werke noch einmal auf der Leinwand zu sehen. Im New Yorker MoMA lief zum Geburtstag eine große Retro. Vielleicht wäre der zehnte Todestag nächstes Jahr ein Anlass, sie nach Berlin zu holen.

Kant-Kino, Rollberg (OmU); Kino in der Kulturbrauerei

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