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Der Literaturnobelpreisträger Dario Fo.
© dpa

Dario Fo ist tot: Abschied von Italiens berühmtestem Gaukler

Er war ein Satiriker und ein Moralist, ein fruchtbarer Dramatiker und sein bester Schauspieler dazu: Mit 90 Jahren ist Dario Fo gestorben

Es war eine herrlich absurde, eine verwegene und fast verrückte Entscheidung, als Dario Fo 1997 zum Literaturnobelpreisträger gekürt wurde. Denn der 71-jährige Italiener wurde ja nie in erster Linie als Schriftsteller wahrgenommen. Sondern als Autor, dessen Kunst man eigentlich nicht auf dem Papier, sondern so richtig erst auf der Bühne erleben kann. Gespielt, verkörpert von ihm selber - und des Öfteren auch begleitet von Franca Rame, seiner Ehefrau und Co-Autorin.

Gemeinsam schrieben sie Stücke, die uns qua Lachen nicht nur den Mund, sondern "das Gehirn aufreissen" wollten, zum Wohle eines "Volkstheaters", das die "einzige nicht korrumpierbare Quelle der Kultur" sei. Dario Fos Stücke über supermarktplündernde Hausfrauen ("Bezahlt wird nicht"), bekiffte Kleinfamilien ("Mamma hat den besten Shit") oder delirierende Mafia-Richter (" Hilfe, das Volk kommt"), sind, wenn auch ins Satirische hochgetrieben, reinster Agitprop.

Mit Fo und Rame machte es Spaß, ein Linker zu sein

Die Zeiten, als das politische Theater noch politisch in die Gesellschaft hineinwirkte und die Welt veränderbar erschien, waren die goldenen Jahre von Dario Fo. In den siebziger und achtziger Jahren wurden diese Farcen überall aufgeführt. Aus der Commedia dell'arte schöpften die Stücke ihren Witz, der zugleich brachial und subtil sein konnte. Der 1926 als Sohn eines Eisenbahners und einer Bäuerin am Lago Maggiore geborene Fo war eines der letzten Kinder dieser italienischen Theatertradition, also auch des Dialekttheaters, der Improvisation und der Kunst des Stegreifspiels. Mit Fo und Franca Rame machte es Spaß, ein Linker zu sein.

Dario Fo mit seiner Frau Franca Rame 2006 in Rom.
Er sprach stets von "unserem Nobelpreis": Dario Fo mit seiner Frau Franca Rame 2006 in Rom.
© AFP / Tiziana Fabi

Der Vatikan reagierte 1997 "bestürzt" auf die Verleihung des Literaturnobelpreises an Fo, der sich in vielen Theaterstücken satirisch mit dem Katholizismus auseinandersetzt hatte. Die Auszeichnung an den Autor solcher "umstrittener Texte übersteigt jede Vorstellungskraft" und sei sehr überraschend, kritisierte die Vatikanzeitung "Osservatore Romano". Fo sei ein "Gaukler", schreibt das Vatikanblatt weiter. Der so Gescholtene konterte darauf mit dem ihm eigenen Sarkasmus: Es treffe zu, dass er ein Gaukler sei, "aber auch Gott ist ein Gaukler". "Erinnere dich, Kirche, wie viele Gaukler du aufgehängt hast", fügte der Dramatiker hinzu.

Freiheit, über die Mächtigen lachen zu dürfen

Den Nobelpreis widmete er allen Straßenkünstlern und Opfern von Menschenrechtsverletzungen gewidmet. Der den italienischen Kommunisten nahestehende Autor versprach, "den Kampf weiterzuführen". Er sagte, der Sieg gehöre dem Humor, der Satire, dem Grotesken und der Freiheit, über sich selbst und vor allem die Mächtigen lachen zu dürfen.

Drei Jahre nach dem Tod von Franca Rame ist Dario Fo nun im Alter von 90 Jahren in einem Mailänder Krankenhaus einer Lungenerkrankung erlegen. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi erklärte: „Mit Dario Fo verliert Italien eine seiner großen Hauptfiguren des Theaters, der Kultur, des bürgerlichen Lebens unseres Landes. Seine Satire, seine Recherche, seine Arbeit auf der Bühne, seine vielseitige künstlerische Tätigkeit bleiben als Erbe eines großen Italieners in der Welt.“ Tsp

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