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Das Jüdische Museum in Berlin.
© Jens Ziehe

"Gehorsam" im Jüdischen Museum: Abraham und die drei Religionen

Es wird "die spektakulärste Ausstellung, die je bei uns zu sehen war", verspricht das Jüdische Museum in Berlin. "Gehorsam" setzt sich mit der Geschichte Abrahams auseinander, kuratiert von Peter Greenaway. Jetzt haben die Macher ihre Planung vorgestellt.

Es sei das erste Ausstellungsthema gewesen, das sich das Jüdische Museum bei der Gründung vorgenommen habe: die Geschichte Abrahams, der bereit ist, seinen Sohn Isaak zu opfern. Eine Geschichte, die für Juden, Christen und Moslems bedeutend ist – und für alle auf eigene Weise problematisch.14 Jahre später ist es soweit. „Gehorsam“ wird die „spektakulärste Ausstellung, die im Jüdischen Museum je zu sehen war“, verspricht Cilly Kugelmann, die Programmdirektorin des Hauses. Als Kuratoren der Schau, die am 22. Mai eröffnet wird, verpflichtete sie den für seine suggestiven, bildgewaltigen Filme bekannten Regisseur Peter Greenaway und die Bühnenkünstlerin Saskia Boddeke, Greenaways Ehefrau.

Es soll eine Multimedia-Schau mit 12 Themenräumen werden, die den Besucher durch die biblische Erzählung leitet. Die Zuschauer werden Abrahams Drama als gefilmte Tanzperformance erleben, im eigens komponierten Soundtrack schwelgen, per Videomapping in religiöse Legenden eintauchen, Kunstwerke von Superstars wie Damien Hirst betrachten und in einem gefliesten „Widder- Raum“ Hammelgestank riechen. „Eine intensive Erfahrung für alle Sinne, wie in einem Videospiel“, so Boddeke, die gemeinsam mit Greenaway schon mehrere Installationen realisiert hat. Zuletzt setzte das Künstlerpaar auf diese Weise in Moskau die Russische Avantgarde in Szene, in der altehrwürdigen „Manege“ am Roten Platz.

Bei der Präsentation der Berliner Ausstellung, die bis zum 13. September zu sehen sein wird, ließ Greenaway seiner Partnerin Boddeke den Vortritt. Es könne in so einem Projekt nur „einen Diktator“ geben, das kenne er vom Film, witzelt der Brite. Und wie in Greenaways Spielfilmen will das Künstlerpaar in der Ausstellung auf eine klassische Narration verzichten. Metaphorisch und poetisch soll es zugehen. Bloß keine Didaktik!

Greenaway und Boddeke bekennen sich mit Verve zum „Entertainment“, es sei für sie kein „böses Wort“, so der Regisseur und ausgebildete Maler, der kürzlich bei der Berlinale sein jüngstes Werk, „Eisenstein in Guanajuato“, vorstellte. „Im Kino ist vieles möglich, vieles aber auch nicht“, so Greenaway. Das Museum sei im Moment spannender als das Kino. Das Thema „Abrahams Gehorsam“ wird auch auf aktuelle Kriegsschauplätze und ins Persönliche projiziert. Eine multimediale Fotogalerie soll entstehen, in der Jugendliche und Kinder „Ich bin Isaak“ sagen. Wer dabei sein möchte, sende ein Bild an gehorsam@jmberlin.de.

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