Die Rahmen sind schmal geworden. Anton Hennings Malerei drohte in ihren bombastischen Holzkäfigen zu ersticken. Statt in gedämpften Raucherzimmertönen leuchten die Stillleben nun in den Farben des Frühsommers. Nach einigen überladenen Seitensprüngen bei Matthias Arndt ist der Künstler erstmals seit 2005 wieder in der Galerie von Friedrich Loock zu sehen. „Bildschön“ heißt die wohltuend sparsame Ausstellung in Hennings vertrauter Selbstbehauptung. Tatsächlich tut die erneute Zusammenarbeit mit seinem früheren Galeristen dem Künstler gut. Die Halle am Wasser lässt Übertreibungen nicht zu. Henning verliebt sich schnell mal in seine eigenen Pirouetten. In der spröden Umgebung findet er einen Widerstand, der seine Bilder härtet.
Als der Maler vor zehn Jahren sein „Interieur No. 85“ in Loocks winziger Galerie Wohnmaschine in der Tucholskystraße zeigte, da wirkte die Lounge wie die Quintessenz des umgestalteten Berlin. Nach Jahren der Tristesse war mit den Clubs der Spaß in die Stadt gezogen. Hennings übermütige Farben bejubelten die neue Lebenslust. Doch in den fetten Jahren schien Hennings Kunst sich in einer Endlosschleife selbst zu verschlingen. Die Berliner Doppelausstellung 2009 verlief noch zweigleisig, überlegte Reduktion im Haus am Waldsee, maßlose Übertreibung im Georg-Kolbe-Museum.
Jetzt scheint das Muster durchbrochen. Die Formen zerfallen, werden spitz und eckig und verraten deutlich Hennings Bewunderung für Matisse. Die Bilder hängen auf olivgrünem Untergrund. Einziger Gag in der klassischen Präsentation: zwei Stillleben rutschen aus der Symmetrie, als würden sie schielen. Der matte Ton der Wand lässt die Malerei blitzblank funkeln. Noch immer wohnt der Künstler im brandenburgischen Dorf Manker. Von hier stammt das Grün von frischem Weizen, das Gelb von Raps und Sonnenblumen, Süßwasserblau und Erdbeerrot. Mal sind die Farben fast durchsichtig mit dem Pinsel aufgetragen, mal pastos mit den Fingern (28 5000 €). Hier verfängt wieder der Charme von Hennings Unbekümmertheit, der zuletzt unter der Last des Dekors verloren schien.
Die Sonnenblumensträuße enden allerdings in der Sackgasse (18 500 €). Nichts Neues nach van Gogh. Auch die Plastiken erliegen dem Hang zur Gefälligkeit. Aber der Galerist hat Diät verordnet, und so bedrängen sich die Werke nicht in atemloser Enge. Das „Interieur No 462“ in einem Seitenraum verrät sogar einen Hauch Melancholie. (63 000 €). Es gewährt Pause von der ewigen Fröhlichkeit und hängt den Träumereien der blauen Stunde nach. Das Luftholen bekommt der Malerei. Zwar fehlt Hennings Arbeiten sichtlich die Anregung von außen, die Störung, die Rauheit der Stadt. Aber die Richtung stimmt: abspecken, um Gewicht zu gewinnen. Denn Anton Hennings Kunst funktioniert nach dem Sahnetortenprinzip: in Maßen ein Genuss, im Überfluss Verdruss. Simone Reber
Loock Galerie Halle am Wasser, Invalidenstraße 50/51; Bis 4.6., Di –Sa 11 -–18 Uhr.
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