Humboldtjahr 2019: Abenteuerlicher Alexander
Schöne Bücher: Andrea Wulf wagt sich in die Welt der Bilder, die Friedenauer Presse bringt Humboldts Tierleben heraus.
Alexander von Humboldt, der die Schönheit der Natur pries, inspiriert heute zu schönen Büchern – zwei davon sind gerade erschienen, weitere, etwa zur Botanik, werden im Laufe des Jahres folgen.
Das überraschendste Buch ist sicherlich das neue Werk von Andrea Wulf, die mit ihrer Biografie "Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ im Jahr 2016 einen internationalen Bestseller landete. Sie wagt sich, ganz wie ihr Held, in eine neue Welt: die der Bilder. „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt“ erzählt Humboldts Amerikareise (1799-1804) mit Illustrationen der jungen New Yorker Künstlerin Lillian Melcher, ein aufwendig gestalteter Band, keine schnelle Zweitverwertung des Wulfschen Bestsellers. Bei der Buchpräsentation in der Staatsbibliothek sagte die in London lebende Historikerin: Der Anblick der Original-Reisetagebücher hier in der Staatsbibliothek, mit ihren Zeichnungen, Anmerkungen, aufgeklebten Zetteln habe in ihr den Wunsch erweckt, die Geschichte visuell umzusetzen, mit einem Ich-Erzähler Humboldt. Das Ergebnis ist verblüffend. Die Art, wie Lillian Melcher gleichzeitig verspielt, humorvoll und historisch korrekt die Dschungeltouren und Bergexpeditionen Humboldts und seiner Gefährten auf Papier bannt und dabei seine Tagebücher, Skizzen, Pflanzenproben collagenartig zusammenfügt, ist für jüngere wie ältere Betrachter ein Vergnügen.
Andrea Wulf musste vieles nachrecherchieren, als sie das Buch mit Lillian Melcher erarbeitete. Denn in einer Biografie kann man schreiben „Die Indianer bemalten ihre Körper“, ohne zu wissen, in welchen Farben und mit welchen Mustern sie das taten. Eine Zeichnerin dagegen muss sich entscheiden: rot, grün, braun? Flächig, eckig, blumig? So detailversessen zeigte sich die Künstlerin, dass sie sogar den Schimmel auf Papier, den Alexander erwähnt, nachzüchtete. Die Dialoge der Figuren basieren auf den Tagebuchaufzeichnungen, sind aber fiktiv und erhalten dadurch einen frischen Ton.
Wer Humboldt im Original lesen möchte, erlebt auch in dem neuen Buch „Tierleben“ Lese- und Sehvergnügen: Die Schweizer Literaturwissenschaftlerin Sarah Bärtschi hat erstmals seine Texte und Bilder über die Tierwelt Südamerikas zusammengestellt und ein Nachwort über die Bedeutung der zoologischen Schriften Humboldts verfasst. Er erforschte Tiere eher zufällig, wie sie ihm gerade begegneten. Aber ob Zitteraale, Löwenaffen, Jaguare oder Moskitos: Wie Humboldt schreibt und zeichnet, das ist einfach nur – schön.
Andrea Wulf, Lillian Melcher: Die Abenteuer des Alexander von Humboldt. C. Bertelsmann Verlag, München. Hardcover, 282 Seiten, 28 Euro.
Alexander von Humboldt: Tierleben. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Sarah Bärtschi. Friedenauer Presse, Berlin, 124 Seiten, 24 Euro.
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