Gesundheit: Wie sicher sind Blutspenden?
Auszeichnung für kritische Virusforscherin
Die Biologin Liv Bode vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat am Freitag den „Whistleblower-Preis“ erhalten, gemeinsam mit der Altenpflegerin Brigitte Heinisch. Durch die mit insgesamt 3000 Euro dotierte Auszeichnung möchte die „Vereinigung Deutscher Wissenschaftler“ Personen würdigen, die „in ihrem Wirkungskreis schwerwiegende Missstände aufgedeckt haben“.
Liv Bode habe herausgefunden, dass Blutspenden durch Bornaviren verseucht sein könnten, sagte Dieter Deiseroth, Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, in seiner Laudatio. Trotz fundierter Arbeit habe Bode bei ihren Vorgesetzten kein Gehör gefunden und sogar Publikationsverbot erhalten.
Die vor allem in Pferden zu findenden Bornaviren können auch auf Menschen übergehen und zu psychiatrischen Leiden, Depressionen oder Schizophrenie, führen, sagt Hanns Ludwig, Virologe an der FU Berlin. Die meisten Infektionen verliefen jedoch ohne Symptome.
Bodes Verdacht gründet sich auf Untersuchungen aus dem Jahr 2002. Als Leiterin der Projektgruppe „Bornaviren“ am RKI wandte sie sich damals an ihre Vorgesetzten und schlug vor, das Rote Kreuz zu informieren. Der Spender solle ausfindig gemacht werden, um zu verhindern, dass weitere Blutprodukte verseucht würden. Nach Bodes Rechnungen könnte ein Prozent der täglich rund 4000 Blutspenden mit Bornaviren verseucht sein.
Die Leitung des RKI hielt die von Bode vorgeschlagenen Maßnahmen für verfrüht. Erst müssten die Ergebnisse wissenschaftlich überprüft werden. Ringversuche des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen, das als Bundesamt für Impfstoffe und Seren zuständig ist, hätten gezeigt, dass die gängigen Testverfahren auf Bornaviren unzuverlässig seien. So heißt es in einer aktuellen Internet-Stellungnahme des RKI: „Es ließ sich nicht einmal klären, ob Patientenmaterial überhaupt mit Bornaviren belastet war.“ Bei zwei vom RKI initiierten Untersuchungen hätten sich keine Hinweise auf Bornaviren gefunden. Es sei unseriös, ein bloß hypothetisches Risiko öffentlich bereits als Gefahr zu bezeichnen, sagt das RKI.
Das Institut führt die alarmierenden Resultate Bodes auf Fehler in der Diagnostik zurück. Die Nachweisverfahren seien so empfindlich, dass sie auf kleinste Verunreinigungen mit Erbmaterial von Bornaviren reagierten. Und solche Verunreinigungen seien bei der Isolierung des Erregers unvermeidlich. Das Erbgut der Bornaviren, das aus menschlichen Proben stammen solle, sei nicht vom Erbgut der Erregerstämme zu unterscheiden, die im Labor bearbeitet würden.
Als Konsequenz wurde Bodes Projektgruppe aufgelöst; seit Ende 2005 wird am RKI nicht mehr an Bornaviren geforscht. Nach Auffassung der zuständigen Institute sind Sorgen unnötig. „Wir haben in Deutschland ein Höchstmaß an Sicherheit bei Blut und Blutprodukten, das auch schon im Jahre 2002 existierte“, sagt Johannes Löwer, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.
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Paul Janositz
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