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Arztbrief: Endometriose

Unser Experte Uwe Ulrich ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Martin-Luther-Krankenhaus. Die Klinik ist das von den niedergelassenen Gynäkologen Berlins für die Durchführung von gynäkologischen Operationen am zweithäufigsten empfohlene Krankenhaus (Ärzteumfrage 2015 von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin).

Erklärung Bei einer Endometriose findet sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, außerhalb der Gebärmutterhöhle - also an Orten, wo es eigentlich nicht hingehört. Am häufigsten wuchert die Endometriose im Bauchfell, in den Eierstöcken, der Gebärmutterwand und im Darm. Auch im Oberbauch und sogar in der Lunge kann sie sich einnisten. „Das ist aber extrem selten. Überwiegend treten die Herde im Becken auf“, sagt Uwe Ulrich, Chefarzt der Frauenklinik des Martin-Luther-Krankenhauses.

Genau wie die Schleimhaut in der Gebärmutter selbst verändern sich bei Endometriose auch ihre „gewucherten“ Ableger während des Menstruationszyklus, bauen sich auf und ab.

Endometriose ist eine der am weitesten verbreiteten chronischen Frauenkrankheiten: Schätzungen zufolge leiden bis zu 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter daran, jährlich wird die Krankheit in Deutschland bei rund 40 000 Frauen diagnostiziert.

Endometrioseherde (1), also chronische, gutartige Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut, finden sich meist im Bereich des Beckens, sehr häufig in den Eileitern (2) oder Eierstöcken (3).
Endometrioseherde (1), also chronische, gutartige Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut, finden sich meist im Bereich des Beckens, sehr häufig in den Eileitern (2) oder Eierstöcken (3).
© Fabian Bartel

Symptome Die auffälligsten Beschwerden sind krampfartige Schmerzen. Diese treten zum Beispiel während der Regelblutungen auf, beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen oder Stuhlgang sowie als permanente Beschwerden im Unterbauch. Außerdem kann es zu Blutungsstörungen kommen. Nicht selten ist die Endometriose mit Unfruchtbarkeit verbunden.

Zwischen dem Ausmaß der Erkrankung und dem Grad der Beschwerden besteht keine direkte Beziehung. So können bei der einen Patientin die Geweberäume zwischen Gebärmutter und Harnblase oder Darm verkleben oder Darm und Blase selbst befallen sein, ohne dass überhaupt Beschwerden verspürt werden. Im anderen Fall kann eine Patientin, bei der es nur wenige Endometrioseherde im Bauchfell gibt, unter heftigsten Schmerzen leiden. Es können sich auch Zysten an den Eierstöcken bilden, die Beschwerden verursachen.

Nach den Wechseljahren klingen diese Belastungen einer Endometriose meist ab.

Ursachen Die genaue Ursache für Endometriose ist unklar. Momentan werden mehrere Theorien zu ihrer Entstehung diskutiert. Zum Beispiel könnten mit dem Menstrualblut, das durch die Eileiter in den Bauch gelangt, Gebärmutterschleimhautzellen verschleppt werden.

Diagnose Häufig bleibt die Erkrankung über längere Zeit unerkannt. Ärzte schätzen, dass vom Auftreten der ersten Symptome bis zur korrekten Diagnose der Krankheit durchschnittlich sieben bis zehn Jahre vergehen.

Therapie Endometriose lässt sich bisher oft nicht vollständig heilen. Doch auch nicht jede Frau mit Endometrioseherden im Körper braucht eine Therapie. Entscheidend sei laut Chefarzt Ulrich, ob sie Schmerzen hat, ob befallene Organe bereits in ihrer Funktion eingeschränkt sind und ob ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.

Medikamentös werden die Beschwerden mit Gelbkörperhormonen - sogenannten Gestagenen - behandelt. Diese bremsen die Produktion des weiblichen Hormons Östrogen in den Eierstöcken, was wiederum das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und damit auch der Endometrioseherde verringert. Ein anderer medikamentöser Weg führt über den Regelmechanismus, mit dem die Hirnanhangdrüse mithilfe von Botenstoffen die Östrogenproduktion in den Eierstöcken stimuliert. Ein Medikament - ein sogenannte GnRH-Analoga - blockiert die Ausschüttung dieses Botenstoffes und damit die Östrogenherstellung. Dadurch bildet sich das Endometriosegewebe zurück. Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Frau damit durch den Hormonmangel quasi in die Wechseljahre versetzt wird.

Man kann das krankhafte Gewebe aber auch durch eine Operation entfernen. Das geschieht in der Regel durch eine Laparoskopie. Dabei werden über nur wenige Millimeter große Zugänge die Endometrioseherde aus dem Bauch-innenraum herausgeholt. Die Ärzte könnnen nicht wie bei einer offenen Operation direkt in den Bauchraum schauen, sondern verfolgen den Eingriff über eine Kamera am Monitor.

Die Krankheit sei jedoch oft schwierig zu operieren, sagt Ulrich - weil die Herde in Nähe zu wichtigen Organen liegen können und die Gebärmutter und Eierstöcke der zumeist jungen Patientinnen nicht entfernt werden dürfen, um nicht deren Fruchtbarkeit zu gefährden.

Problematisch ist, dass sich auch nach einer erfolgreichen Operation oft wieder neue Endometrioseherde bilden. Um solche Rückfälle hinauszuzögern, empfehlen dann die Ärzte, sich mit Hormonen behandeln zu lassen.

In schweren Fällen, bei denen Beckenorgane befallen oder geschädigt oder die Beschwerden anders nicht in den Griff zu kriegen sind, können ausgedehnte Operationen mit teilweiser Entfernung des Darms und der Blase erforderlich werden.

Die Redaktion des Magazins "Tagesspiegel Kliniken Berlin 2016" hat die Berliner Kliniken, die diese Erkrankung behandeln, verglichen. Dazu wurden die Behandlungszahlen, die Krankenhausempfehlungen der ambulanten Ärzte und die Patientenzufriedenheit in übersichtlichen Tabellen zusammengestellt, um den Patienten die Klinikwahl zu erleichtern. Das Magazin kostet 12,80 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel Shop.

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