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Wunderkind am Herd. Der Amerikaner Flynn McGarry eröffnete als Zehnjähriger sein erstes Pop-up-Restaurant im Wohnzimmer seiner Eltern. Der Film "Chef Flynn" erzählt seine Erfolgsstory in der Berlinale-Sektion "Kulinarisches Kino".
© Will McGarry/promo

Kulinarisches Kino: Wo die Berlinale schmeckt

Wunderkinder in der Küche, friedensstiftende Mahlzeiten: Zum zwölften Mal servieren die Berliner Filmfestspiele ein Programm für Gourmets.

Die Erinnerung an einen besonders guten Geschmack kann reines Glück sein. Deshalb wird die weltweite Jagd auf Köstlichkeiten für manche Menschen lebensbestimmend. Diesem Thema widmet sich der Film "La quete d'Alain Ducasse" von Gilles de Maistre. Gezeigt wird er im "Kulinarischen Kino" der Berlinale, einer besonderen Sektion, die sich schon lange zum Publikumsliebling entwickelt hat und auch im Ausland bereits nachgeahmt wurde. Schließlich gibt es dort zwei Genüsse in kürzester Reihenfolge zu erleben: erst speisen, dann schauen. Alain Ducasse reist zwar rastlos um die Welt zu seinen 23 Restaurants auf drei Kontinenten. In Berlin wird der stolze Träger von 18 Michelin-Sternen aber dennoch nicht am Herd stehen. Zu seinen Ehren kocht Thomas Bühner, dessen "La Vie" in Osnabrück von immerhin drei Sternen geschmückt ist.

Ein kulinarisches Wunderkind gibt Schülern Kochunterricht

Ein besonderer Leckerbissen lockt beim "Youth Food Cinema"-Tag, der dieses Jahr auf den zweiten Berlinale-Donnerstag fällt. Da wird Flynn McGarry, Koch-Wunderkind aus Amerika, gemeinsam mit Schülern kochen und anschließend an einem Gespräch darüber teilnehmen, wie man mit gut, sauber und fair produzierten Lebensmitteln wirklich leckeres Essen zubereitet und welche positiven Wirkungen sich daraus für das Klima und die Lebensbedingungen von Menschen weltweit ergeben. "Chef Flynn" spielt freilich schon ein paar Tage vorher, am 18. 2., eine tragende Rolle, wenn der Dokumentarfilm über ihn als Weltpremiere das Programm eröffnet.

Cameron Yates hat die Geschichte des jungen Shooting-Stars Flynn McGarry verfilmt. Geboren 1998, hat er bereits im Alter von zehn Jahren das elterliche Wohnzimmer in Los Angeles in ein Pop-up-Restaurant mit dem bezeichnenden Namen "Eureka" umgewandelt. Dort servierte er mehrgängige Menüs, deren Qualität sich herumsprach. Bald schon feierte ihn die New York Times als kulinarisches Wunderkind.

Kulinarische Wunder passieren derzeit auf Kuba, wo die heimischen Küchen-Traditionen unter dem Sozialismus lange vernachlässigt wurden. Jetzt erleben sie ein Comeback. "Cuban Food Stories" von Asori Soto zeigt entlegene Orte, wo feine Gerichte mit tiefen regionalen Wurzeln unter freiem Himmel zubereitet werden. Die mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Sonja Frühsammer wird mit ihrem Menü dazu das Land würdig vertreten.

In Singapur kann Essen als Mittel zur Versöhnung dienen. Eric Khoo zeigt dazu den Spielfilm "Ramen Teh". Duc Ngo der 2917 zum Gastronomischen Innovator der Berliner Meisterköche gewählt wurde, kocht dazu ein asiatisches Menü.

Michael Kempf schließlich feiert geschmacklich die Renaissance der Amphore, wie sie in "Our Blood is Wine" von Emily Railsback zu erleben ist.

Licht- und Schattenseiten der kulinarischen Welt werden im Spätprogramm betrachtet. Da gibt es zwar kein Menü, aber dafür jede Menge Anregungen zum kritischen Nachdenken. „Soufra“ spielt in einem libanesischen Flüchtlingslager, "Patrimonio" in einem mexikanischen Fischerdorf, das vor der Eroberung durch US-Baulöwen bewahrt werden will. "Lorello e Brunello" handelt von der Aussichtslosigkeit der Kleinbauern in der Toskana und in "The Green Lie" geht es um die fragwürdigen Methoden, mit denen große Konzerne ihre Kunden täuschen. Oscar-Preisträger Louie Psihoyos schließlich zeigt Ausnahmeathleten, die auch ohne Fleischkonsum fit bleiben.

Wissenschaftlich wird es in der "Tea Time" am 19. Februar zugehen, wenn der Mediziner Thomas Ellrott, der Physiker Thomas Vilgis und Sternekoch Thomas Bühner Kostproben aus ihrer Show "T hoch 3" geben, die sie an der Universität Osnabrück entwickelt haben.

Beim Kartenkauf ist Schnelligkeit gefragt. Normalerweise sind die Tickets innerhalb allerkürzester Zeit ausverkauft. Es beginnt am 12. Februar um 10 Uhr an den üblichen Vorverkaufsstellen sowie online unter www.berlinale.de

Wer leer ausgeht, kann trotzdem einen kulinarischen Berlinale-Ausflug planen. In der Joseph-von-Eichendorff-Gasse stehen wieder Food Trucks bereit mit interessanten, zeitgemäßen Kreationen zum Essen und Trinken. Beteiligt an der Zusammenstellung des Streetfoods waren Slow Food und Bite Club.

Alle Filme und Veranstaltungen der Reihe "Kulinarisches Kino" der Berliner Filmfestspiele finden Sie hier. Weitere Beiträge zu gutem Essen, Trinken und Kochen in Berlin gibt es auf unserer Themenseite Genuss.

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