zum Hauptinhalt
Mads Gylling Jensen ist Lehrer an einer Schule im dänischen Jütland. Er findet, die Kinder haben sich am ersten Tag super benommen.
© privat

„In der Sprachstunde gehen wir in den Wald“: Wie ein Däne den ersten Unterrichtstag nach dem Shutdown erlebt

Fern-High-Fives, getrennte Eingänge, Unterricht im Freien – in Dänemark sind Schulen wieder geöffnet. Mit strengen Regeln. Ein Lehrer berichtet.

Mads Gylling Jensen, 32, Lehrer an einer Grundschule im dänischen Jütland. Hier berichtet er von seinem ersten Tag zurück an der Schule:
„Meine Klasse ist eine Spezialklasse mit Kindern, die ein bisschen mehr Unterstützung brauchen. Die Kinder gehen in die vierte bis siebte Klasse. Eigentlich kehren nur die Kinder bis zur fünften Klasse zurück in die Schule, aber die Kinder aus Spezialklassen sollen laut Ministeriumsbeschluss auch wieder unterrichtet werden.

[Alle wichtigen Updates des Tages zum Coronavirus finden Sie im kostenlosen Tagesspiegel-Newsletter "Fragen des Tages". Dazu die wichtigsten Nachrichten, Leseempfehlungen und Debatten. Zur Anmeldung geht es hier]

In den vergangenen Tagen waren wir Lehrer jeden Tag ab morgens in der Schule und haben die Räume vorbereitet. Ich habe Glück, denn meine Klasse besteht nur aus sieben Kindern und hat sowieso einen extra großen Klassenraum. Andere Klassen müssen sich auf zwei Räume aufteilen, mit je einem Lehrer als Aufsicht, weil maximal zehn Schüler zur gleichen Zeit in einem Raum sein dürfen.

Außerdem haben sich die Laufwege verändert, man soll durch eine andere Tür gehen, als man hereingekommen ist.

Ich finde, die Kinder haben sich heute am ersten Tag super benommen. Die Eltern haben im Vorfeld Informationen von der Schulleitung und dem Gesundheitsministerium bekommen und die Kinder wussten, dass sie oft ihre Hände waschen müssen und sich nicht umarmen dürfen.

Wir versuchen, sehr bestimmt zu sein: Sie müssen etwa Hände waschen, wenn sie hinausgehen, reinkommen, vor dem Essen und wenn sie eine Fläche berührt haben, die andere vorher berührt haben. Das versuche ich zur Gewohnheit zu machen. Wir geben Luft-Abklatscher und winken, um Körperkontakt zu vermeiden.

Heute ging es sehr viel um Information und weniger um Unterricht. Morgens fangen wir nicht um Punkt acht Uhr an, damit nicht alle Eltern ihr Kind zur gleichen Zeit bringen. Dann schauten wir ein Video des Gesundheitsministeriums zu den Hygieneregeln.

[Wie die Lockerungen in Berlin vorankommen, können Sie hier in unserem Liveblog verfolgen]

Ich versuche derzeit, so viel Unterricht wie möglich draußen zu halten. Wir haben auch deshalb Glück, weil unsere Schule nahe an einem Wald liegt und eine große Rasenfläche hat. Im Dänischunterricht gehen wir in den Wald und üben Namenworte und Eigenschaftswörter: Da ist ein Baum, und der ist schön. Leider reicht die Internetverbindung nicht in den Wald und wenn wir etwas auf dem iPad arbeiten müssen, müssen wir zur Schule zurückkehren.

Normalerweise dürfen die Schüler nur in Fünfergruppen zusammen lernen und in Zweier- und Dreiergruppen spielen. Das ist vor allem eine Herausforderung für die Pausenaufsicht, die muss die Kinder davon abhalten, spontan zu Kindern aus anderen Gruppen zu rennen. Jeder Lehrer muss jetzt in der Pause seine eigene Klasse beaufsichtigen.

Mein erster Eindruck war auf jeden Fall positiv. Wir schauen von Tag zu Tag und werden klüger dabei.

Zur Startseite