Fashion Week - Nachwuchs: Tim Labenda gewinnt "Start Your Fashion Business"
Tim Labenda hat den Nachwuchsdesignpreis „Start Your Fashion Business“ des Berliner Senats gewonnen. Jetzt muss er dafür nach Berlin ziehen.
Tim Labenda muss umziehen: Am Donnerstag hat der Designer den mit 22 000 Euro dotierten Senatspreis „Start Your Fashion Business“ gewonnen. Die knallharte Bedingung, damit das Geld auch auf seinem Konto landet: Er muss seinen ersten Wohnsitz in Berlin haben, und er sollte mehr sein als ein Briefkasten. Deshalb beeilt sich Tim Labenda, direkt nach der Blumenübergabe im Kronprinzenpalais zu verkünden: „Wir werden umziehen und den ganzen künstlerischen Teil nach Berlin umlagern.“ Aber ganz will er Würzburg nicht verlassen. Dafür ist ihm die Stadt zu sehr ans Herz gewachsen.
Seine Siegerkollektion hat Labenda in seinem Würzburger Atelier entworfen. Dort kann man ihn in einem unvollendeten Schwimmbad eines Architektenhauses antreffen, das beschaulich zwischen Weinbergen und dem Main in bester Würzburger Wohnlage liegt. Und eigentlich ist er hier auch sehr zufrieden: „Es mag wie ein Klischee klingen, aber in Würzburg ist wirklich immer gutes Wetter“, sagt er.
Am 8. Juli hat er die sechs wichtigsten Looks aus seiner 80-teiligen Sommerkollektion im Rahmen der Show und Preisverleihung von Start Your Fashion Business bereits gezeigt. Weitere Looks präsentiert Tim Labenda ausgewählten Händlern und Gästen erneut im Vogue Salon. Am 10. und 11. Juli hat er zusätzlich in seinen ersten eigenen Showroom in der Brunnenstraße geladen.
Danach geht es auf die Premium Order in München, bevor er die Umzugskisten in Würzburg packt, um nach Berlin zu kommen. Denn das Preisgeld aus dem Wettbewerb soll vor allem als Startkapital für sein neues Atelier und den dauerhaften Umzug nach Berlin dienen. In der Stadt warten nicht nur seine Grafiker auf ihn, sondern auch sein bester Freund und einige Berliner Designer, die Tim Labenda auch schon zu seinen Freunden zählt. Sein neues Zuhause ist greifbar nah.
Noch vor einem Jahr designte sich Tim Labenda durch die Fernsehsendung „Fashion Hero“, in der der beste deutsche Designer von einer Jury um Claudia Schiffer gesucht wurde. Er schaffte es auf Platz vier, gewonnen hat sein Münchner Kollege Marcel Ostertag, der gestern im Erika-Heß-Stadion seine Kollektion zeigte. Richtig weitergebracht hat ihn die Castingschau nicht, auch wenn er lange als Geheimfavorit galt. Vielleicht waren seine Entwürfe dann doch zu anspruchsvoll für den Massenmarkt, den die Sendung bediente. Immerhin, ein wenig Geld und Rückenwind hat er mitgenommen, um sich seinen Traum vom eigenen Atelier in Würzburg zu erfüllen. Wenig später lud ihn „Vogue“-Chefredakteurin Christiane Arp ein, seine Kollektion während der Fashion Week im Vogue Salon zu zeigen.
Arp überzeugte den Designer auch davon, lieber Kleidung für Frauen, anstatt wie bisher für Männer zu entwerfen. „Ich habe es mit den Jungs probiert und ich finde, es hat einfach nicht richtig funktioniert. Der Typ, den ich sehe, der ist etwas jünger, nicht so festgefahren, eher sprunghafter. Diesen männlichen Kunden zu erreichen, ist schwierig“, sagt Labenda.
Seine weibliche Kundin profitiert dafür von den klaren Linien und reduzierten Farben. Klassische Elemente aus der Männermode verbindet der gelernte Herrenschneider geschickt mit weiblichen Formen und Stoffen. In seiner aktuellen Kollektion wechselt er spielend leicht von weit geschnittenen Anzughosen und überlangen Blazern zu knappen Shorts und lässigen Seidenblusen in Rosé. Neben klassischen Woll- und Baumwollstoffen finden sich auch feste Netzstoffe aus Neopren und Lederelemente in seiner Kollektion. Sehen würde er seine Mode gerne an intellektuellen Galeristinnen und aufstrebenden Autorinnen.
In Würzburg hat Labenda, der aus Nordrhein-Westfalen stammt, nicht nur einen Ruhepol gefunden, sondern auch einen Produktionsstandort. Die Firma, bei der er produzieren lässt, befindet sich nur 60 Kilometer von seinem Atelier entfernt, und eine Strickmanufaktur hat er ebenfalls in der Nähe gefunden. Seine Materialien bezieht Labenda dagegen fast ausschließlich aus dem Norden Italiens. In seinem Atelier gehen ihm seine Assistentin und zwei Schneiderinnen zur Hand.
Er wird den Standort in Würzburg schon allein deshalb nicht aufgeben, weil er hier so gut vernetzt ist, doch ab August will er schon in Berlin sein. Vor allem, um dem Schmelztiegel Berlin wieder ein wenig näher zu sein. Würzburg ist zwar schön, aber auch sehr, sehr ruhig. „Ich habe ganz stark das Gefühl, dass mir viele Tendenzen entgehen, weil ich so weit weg bin von dem Ganzen. Ich will wieder mehr mitkriegen“, sagt der Designer.
Am Donnerstag hat er dann doch noch so etwas wie den nachträglichen Sieg bei „Fashion Heros“ davongetragen: Einer der damaligen Juroren, Andre Maeder vom KaDeWe, wählte ihn diesmal auf den ersten Platz und sagte in seiner Laudatio: „Dass du dein Handwerk gelernt hast, das sieht man auf den ersten Blick.“
Franziska Deus
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