Rückkehr der 00er-Jahre: That’s hot
Alles kommt wieder, auch Paris Hilton. Doch nicht nur die Hotelerbin feiert gerade ein Comeback, sondern mit ihr auch die Mode der 00er-Jahre. Adé Zurückhaltung! Trendsetter tragen heute wieder platinblondes Haar, Pink und ganz viel Blingbling.
Es begann damit, dass Kim Kardashian ein gemeinsames Foto auf ihrem Instagram-Kanal postete und sie damit wieder ins Gespräch brachte. Es ging weiter mit Auftritten bei den Shows von Designer Philipp Plein während den Mailänder Modewochen. Dann widmete ihr das angesehene New Yorker W Magazine einen mehrere Seiten langen Artikel. Und plötzlich war es offiziell: Paris Hilton, heute 36, ist zurück im Scheinwerferlicht. Einst war die Hotelerbin darin zu Hause wie keine andere. Sie war die Stilikone der 00er-Jahre, eine Influencerin, lange bevor dieser Begriff überhaupt existierte. Doch irgendwann hatte man sich an ihr sattgesehen, Paris Hilton galt fortan als künstlich und geschmacklos. Nun aber erfährt sie eine Art Rehabilitation. Und mit ihr zusammen der Stil der 2000er, den sie prägte.
Wir erinnern uns: Paris Hilton erfand nicht nur im Alleingang eine neue Form des Berühmtseins. Sondern auch eine Reihe von, nun ja, zweifelhaften Modetrends. Da wären beispielsweise Trucker-Caps, bevorzugt die Modelle der Marke von Dutch. Zwischenzeitlich als Accessoire für Proleten abgestempelt, werden sie nun wieder neu aufgelegt. Ähnliche Modelle sind schon jetzt auf den Laufstegen zu sehen, etwa beim angesagten New Yorker Label Supreme und in den Kollektionen von Fenty by Puma, für die Popstar Rihanna mit großem Erfolg designt. Auch ein anderer Klassiker aus dem Hilton'schen Kleiderschrank sorgt wieder für Begeisterung: Jogginganzüge aus Nickistoff. Anfang der 2000er trug die Hotelerbin am liebsten die der Marke Juicy Couture, mit dem nicht zu übersehenden Schriftzug Juicy (übersetzt: saftig) auf dem Po. Damals verging kaum ein Tag ohne Paparazzi-Fotos von Paris Hilton im Schlabberlook beim Einkaufsbummel. Nach einigen Jahren der Verbannung kehrt Juicy nun zurück, wiederbelebt vom Label Vetements, das für sein Debüt auf der Pariser Haute-Couture-Woche mit der Marke kooperierte und sie auf den großen Laufsteg holte. Auch Designer Marc Jacobs ist neuerdings begeistert von Trainingsanzügen. Er kombiniert sie zu Anglerhüten der Marke Kangol - ebenfalls ein 00er-Klassiker, der auf die Köpfe von Modemutigen zurückgekehrt ist.
Die Liste lässt sich noch endlos fortführen. Was Paris Hilton Anfang des Jahrtausends trug, liegt heute wieder im Trend: Camouflage-Muster, T-Shirts mit aufgedruckten Slogans, Hüftjeans, Sonnenbrillen mit farbig getönten Gläsern und - ganz besonders wichtig - die Farbe Pink. Wer angesichts all dieser Comebacks das modische Grausen bekommt, muss sogar noch ein weiteres verkraften: Strasssteinchen. In den 00er-Jahren zierten sie bei Paris Hilton absolut alles - Handys, Gürtel und Jeans. Eben diese besetzt nun auch das italienische Label Dsquared2 wieder mit ihnen. Designer Alessandro Michele geht für Gucci so weit, seine Models in strassbesetzte Ganzkörperanzüge zu stecken, die sogar das Gesicht umhüllen. Der endgültige Beweis für die Rückkehr des Blingblings kam aber von Kendall Jenner. Das Model feierte im vergangenen Jahr seinen 21. Geburtstag in einer beinahe exakten Kopie des silbernen Glitzer-Kleidchens, das Paris Hilton 2002 zur Feier ihrer Volljährigkeit trug, inklusive strassbesetztem Choker.
Kendall Jenner habe ihr gesagt, das Outfit sei als Hommage an sie gedacht gewesen, erzählte Paris Hilton danach in Interviews. Das wäre tatsächlich nicht verwunderlich. Denn die aktuellen Trendsetter, zu denen auch Kendall Jenner gehört, sind in den frühen 90er-Jahren geboren worden. Ihr modisches Erwachen fand etwa um die Jahrtausendwende statt. Das Comeback von Paris Hilton und dem Stil der 00er-Jahre hat also viel mit einer frühen Nostalgie der sogenannten Millenial-Generation zu tun. Auch in Großraumdiskotheken lösen die 00er-Partys mit Hits von Beyoncé und 50 Cent inzwischen die lange beliebten 90er-Partys ab.
Dass die 2000er aktuell die liebste Inspirationsquelle von Designern sind, folgt also im Grunde einer logischen Reihenfolge. Doch es steckt noch mehr dahinter als der übliche Modekreislauf, der irgendwann jedes Jahrzehnt wieder nach oben spült. Am 00er-Trend zeigt sich exemplarisch die Freude an der Hässlichkeit, die sich momentan in der Mode breit macht. Je uncooler, desto besser, lautet bei vielen Modehäusern das Motto der Stunde. Und was wäre dafür besser geeignet als Jogginganzüge in Kombination mit Anglerhüten? Stars und Models, die als „in“ gelten wollen, greifen heute bewusst zu Teilen, die einen Großteil der Bevölkerung eher abschrecken würden und grenzen sich damit ab. Es spielt also viel Ironie eine Rolle, wenn junge, modebewusste Menschen im Paris-Hilton-Gedächtnislook herumlaufen. Aber vielleicht auch ein bisschen Sehnsucht nach den guten alten Zeiten. Damals, in den 00er-Jahren war doch alles noch so einfach, jedenfalls verglichen mit heute. Die Sorglosigkeit, die unentschuldigte Protzerei und Oberflächlichkeit, die Paris Hilton wie keine andere verkörperte, erscheint im Rückblick wunderbar leicht. Diese Ausstrahlung hat die Hotelerbin bis heute nicht verloren. Und gewinnt vielleicht gerade deswegen wieder neue Fans.
Ann-Kathrin Riedl
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