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Sommer voraus: Rosé im Glas.
© Sopexa

Drink Pink: Rosé ist Fernweh

Roséweine erinnern an Urlaub und werden immer seriöser, ohne dabei ihre Leichtigkeit zu verlieren. Eine Typologie und aktuelle Trink-Empfehlungen.

Kein anderer Wein verströmt so sehr das Gefühl von Sommer und Urlaub. Mit seinem Geruch verbinden sich Pinienwälder und Lavendelhauch, Meeresatem und Mistral, Fisch und Merguez vom Grill. Seine Farben reichen von zarten Flamingo- und Cavaillonmelonentönen bis hin zum letzten Aufflammen des Sonnenuntergangs. Rosé ist eine emotionale Angelegenheit, weshalb manche Flasche, zu Hause getrunken, dann doch einiges von ihrem Zauber einbüßt. Die Sehnsucht aber bleibt und wächst sogar in diesem Jahr, in dem noch nicht sicher ist, ob der Sommer vorm Balkon oder vielleicht doch am Mittelmeer stattfinden wird.

Rosé-Weine sind beliebt; ob schäumend oder still machen sie jeweils gut 13 Prozent des deutschen Weinkonsums aus, Tendenz steigend. Dabei haftet den transparenten Flaschen mit ihrem leuchtenden Inhalt noch immer das zweifelhafte Image von Resteverwertung an. Da wird halt zusammengekippt, was bei der industriellen Weinproduktion so übrig bleibt, Hauptsache, die Farbe stimmt. Den Verdacht, bei Rosé werde gepanscht, hätte die EU beinahe mit einem Gesetz erhärtet. 2009 wollte sie die Annäherung an die „Neue Weinwelt“ wagen, wo fertige Weiß- und Rotweine tatsächlich zur Herstellung von Rosé zusammengeschüttet werden können. Dem erbitterten Widerstand französischer Winzer ist es zu verdanken, dass das Vorhaben scheiterte.

Ein Rosé aus der EU wird also noch immer ganz traditionell aus roten Trauben gewonnen. Da die Farb- und Gerbstoffe in den Schalen der Beeren stecken, wird der Kontakt mit dem Most stark eingeschränkt. Während bei der Herstellung von Rotwein etwa vier Wochen lang Aromen und Farbe aus den eingemaischten Traubenhäuten mazeriert werden, sind es, je nach Stil, nur wenige Stunden. So bleiben mehr Frucht und Frische im zartfarbigen Most, während zugleich weniger Gerbstoffe als beim Rotwein extrahiert werden.

Ein Rosé wird aus roten Trauben gekeltert - mit nur wenigen Ausnahmen

Von dieser Regel gibt es nur wenige erlaubte Ausnahmen. Die eine betrifft die sogenannten Rotlinge, die je nach Region auch Schillerwein, Schieler oder Badisch Rotgold heißen können. Hier dürfen rote und weiße Trauben zusammen gepresst und vergoren oder die Moste spätestens vor der Vergärung gemischt werden. Fertige Weine dürfen zur Roségewinnung nur bei Schaumweinen verschnitten werden, wie es in der Champagne üblich ist.

Bevor er unter seinem heute üblichen französischen Namen bekannt wurde, trat der Rosé in Deutschland vor allem als Weißherbst in Erscheinung. Dabei darf jeweils nur eine Rotweinsorte verwendet werden, was zu einer Flut schwachbrüstig-klebriger Portugieser-Weißherbste geführt hat, bei denen man den erlösenden Zusatz „trocken“ meist vergeblich auf dem Etikett suchte.

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Aus dieser Zeit hält sich auch der Verdacht, dass für Rosé Trauben verwendet werden, die für den Rotwein nicht gut genug sind. Tatsächlich birgt es für den Winzer weniger Gefahr, nicht voll ausgereifte oder gesundheitlich angeschlagene rote Trauben zügig zu Rosé zu verarbeiten, als sich damit die Maische für den Roten zu verderben. Allein: Daraus wird kein wirklich guter Wein, egal welcher Färbung.

Wie genau es die deutschen Winzer mittlerweile mit ihrem Rosé nehmen, verrät ein Wettbewerb, den das Deutsche Weininstitut (DWI) vor einer internationalen Jury ausgerichtet hat. Dabei wurden mehr als 200 deutsche Roséweine verkostet, die besten sollten im März bei der wichtigsten Weinmesse der Welt vorgestellt werden. Doch die „ProWein“, wo Zehntausende Profis tagelang schlürfen, spucken und manchmal auch einen Schluck trinken, musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Das DWI hat seine „Drink Pink!“-Kampagne auf 2021 verschoben, doch die Favoriten der 15-köpfigen Jury aus 15 Ländern stehen fest. Das Ergebnis ist eine Überraschung: Auf den ersten Plätzen landeten ausschließlich Weine, bei deren Reifung auch ein geschmacklicher Einfluss von Holz eine Rolle spielte. Die Spitzenreiter wurden sämtlich durch die Verwendung von Barrique-Fässern geadelt, wie man sie sonst für gehaltvolle Rotweine einsetzt.

Internationale Kritiker wählten die besten deutschen Rosé-Weine - gerne mit Barrique

Plötzlich stehen auf der internationalen Bühne Flaschen, die betonen, wie seriös Rosé doch sein kann und die das mit selbstbewussten Preisansagen verbinden. Die bestplatzierten Weine kosten zwischen 15 und 25 Euro, der teuerste holte sich den Siegerlorbeer, vor dem „Rosé Fumé“ des Kaiserstühler Weinguts Dr. Heger auf Rang zwei.

„Der Rosé“ von Braunewell-Dinter, hervorgegangen aus einer Kooperation der Winzer-Brüder Christian und Stefan Braunewell mit dem Unternehmer Frank Dinter aus Rheinhessen, präsentiert sich in einer bauchig-eleganten Flasche, die direkt auf einen prominenten Erfolg anspielt. Angelina Jolie und Brad Pitt haben mit ihrem südfranzösischen Rosé „Miraval“ eine Ikone geschaffen, die auch ihre Trennung überlebt hat. Dieser Wein wurde schon immer von Vollprofis gemacht, von der in der Weinwelt nicht weniger bekannten Familie Perrin.

Braunewell-Dinter stellt seine Cuvée aus Spätburgunder, St. Laurent und Merlot zusammen, für die Reifung geht es ins Barrique-Fass. Heraus kommt ein Rosé, der den Apéro überspringt, um beherzt den gedeckten Tisch zu erobern. Hört der Spaß hier auf? Nein, er geht gerade in eine neue Runde!

Trink-Empfehlungen

2018 Rosé R, Battenfeld Spanier, Rheinhessen

Seine "Reserve" aus Cabernet Sauvignon und Syrah baut Winzer H.O. Spanier biodynamisch zu einem würzigen Rosé aus, bei dem etwas Holz eine kühle Note beisteuert. Vielseitiger Essensbegleiter, nicht nur wegen der Farbe toll zu Stremellachs (13,50 Euro). Anregender Kontrast: der 2019 Bentz Rosé vom Weingut Aldinger aus Württemberg. Aus Lemberger und Merlot entsteht ein mit 11,5 Prozent betont leichter, mit einem Schuss Gärkohlensäure abgefüllter Rosé, der zart nach Kräutern duftet (8,50 Euro). Mit der Aktion "Think pink, drink pink and help!" von Weinladen Schmidt gehen 50 Cent je Flasche an die Berliner Krebsgesellschaft.

Weinladen Schmidt, 6 Filialen, z.B. Kollwitzstr. 50, Prenzlauer Berg

2019 Ba Ro Rosé, Holger Koch, Baden

Holger Koch macht mit Fingerspitzengefühl feine Burgunder am Kaiserstuhl. Für den Naturwei-Spezialisten Holger Schwarz hat er seine Version von "Badisch Rotgold" entwickelt: Grauburgunder, angeschubst mit einem Schuss Spätburgunder. Klasse Balance von Frucht und Gripp, ungefiltert abgefüllt (12,90 Euro).

Viniculture, Grolmanstr. 44 – 45, Charlottenburg

2019 Kaliber 11, Adams Wein, Rheinhessen

Simone Adams ist Jägerin und eine überaus treffsichere Winzerin. Mit ihrem Kaliber 11 präsentiert sie einen Rosé aus präzise auf den Punkt gelesenem Spätburgunder. Strahlende Säure fern jeder Fruchtbombenexplosion bei zarten 11,5 Prozent (12,80 Euro).

Weinmichel, Bayerischer Platz 8, Schöneberg

2019 Triennes Rosé, Domaine de Triennes, Provence, Frankreich

Ein Provence-Rosé, wie man ihn gerne häufiger finden würde. Zwei Spitzenwinzer aus dem Burgund setzen im Süden auf die regionalen Sorten, auf Cinsault von alten Reben, ergänzt durch Grenache, Syrah und etwas Merlot. Ein nahezu perfekt balancierter, eleganter Rosé (14 Euro).

Planet Wein, Charlottenstr. 30, Mitte

2018 Cab & Friends Rosé, Klaus & Marius Meyer, Pfalz

Jungwinzer Marius Meyer bringt Schwung ins elterliche Weingut und schenkt auch seinem Rosé aus Cabernet Sauvignon, Blaufränkisch und Syrah volle Aufmerksamkeit. Würze von Orangenzeste in der Nase, erfrischende Säure und Cassis im Mund. Ende Mai kommt der neue Jahrgang (7,50 Euro).

Paasburg's, Südwestkorso 17, Steglitz

NV Pink Solera, Johannes Zillinger, Weinviertel, Österreich

Drei Rebsorten, drei verschiedene Ausbaustile im Weinkeller und Cuvées über Jahrgangsgrenzen hinweg: Bei seinen Solera-Weinen spielt der österreichische Biowinzer Johannes Zillinger auch mit unseren Erwartungen. Ein herrlicher Rosé auf der Basis von St. Laurent (13 Euro).

Fräulein Brösels Weinerwachen, Friedelstr. 28, Neukölln

2019 Peplo Rosé, Skouras, Peloponnes, Griechenland

Auch hier kommen drei Rebsorten zusammen: Agiorgitiko, Syrah und Mavrofilero, ausgebaut in Akazienholz, Edelstahltank und Amphore. Die griechische Winzerlegende George Skouras macht daraus auf dem Peloponnes einen Wein, der vielschichtig und schwebend zugleich ist (16,90 Euro).

Cava, Schustehrusstr. 20, Charlottenburg

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