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Ein Bild aus dem Straßenumzug beim diesjährigen Karneval der Kulturen.
© REUTERS/Hannibal Hanschke

Feste in Berlin: Nach dem Chaos ist vor dem Chaos

Auf Berlins Straßen jagt ein Fest das nächste. Der feiermüde Bürger? Muss sehen, wo er bleibt. Eine Polemik und unser Blendle-Tipp.

Der routinierte Berliner weiß es längst: Nach dem Chaos ist vor dem Chaos. Das hat damit zu tun, dass die Stadt nun einmal so ist, wie sie ist, unzureichend regiert und notdürftig verwaltet. Aber seit einiger Zeit verdichtet sich zudem der Verdacht, dass jemand im Hintergrund einen lautlosen Krieg gegen die Bürger inszeniert, sie mit heimtückisch platzierten Attraktionen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkt, sie in kunstvoll inszenierten Mega-Staus festhält im Namen von Veranstaltungen, deren Sinn allein darin besteht, möglichst viele Touristen anzusaugen.

Denn Touristen, so scheint es, sind längst zum wesentlichen Lebensziel und Daseinszweck einer Metropole geworden, die nicht viel auf die Reihe bekommt, aber zumindest ihren weltweit bekannten Duft von Freiheit und Abenteuer zielsicher in bare Münze umzuwandeln vermag.

Für dieses Ziel ist die jeweils größtmögliche Narretei gerade recht. Einzige Voraussetzung: Der eigentliche Anlass muss in mildem Öko-Grün erstrahlen oder zumindest mit Sport zu tun haben. Radeln, E-Autos, buntes globales Klingklong – oder eben Fanmeile. Das Jahr 2016 ist ein gutes Beispiel dafür, weil hier all diese Elemente in einem Maße zusammentreffen, das nur noch schwer zu steigern sein dürfte. Die Idee ist nicht ganz abwegig, dass die Regie eine Art „Nudging“ im Großmaßstab betreibt, eine Beeinflussungsstrategie, deren Ziel darin besteht, alle Bürger zu klimaneutralen Radlern globalster Gesinnung umzuerziehen, die fröhlich singend von Fest zu Fest strampeln, voller Hohn auf die letzten Benzinauto-Fahrer, die wütend in ihr Lenkrad beißen, wenn sie die Wohnung denn überhaupt noch verlassen möchten. Individuum? Ach je.

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