Bundestagswahlkampf: Martin Schulz, der Schattenboxer
Schulsanierungen, gleicher Lohn in Ost und West, für Mann und Frau. Martin Schulz verspricht viel. Wie aber eine Kanzlerin attackieren, die den Wählern zu genügen scheint? Unser Blendle-Tipp.
Martin Schulz soll jetzt ein Bauteil aus Plastik mit der Hand hochhalten. Der Roboter, so ein Monstrum, wie es irgendwann in der Fertigung eingesetzt werden soll, um effizient zu sein und den arbeitenden Menschen zu entlasten, sollte sich nun dem Kanzlerkandidaten zuwenden. Sollte ihn scannen, seine Hand erkennen, sein Gesicht auch, ihn einordnen als befehlsberechtigt, ihm dann das Bauteil aus der Hand nehmen und es dort einbauen, wo es hingehört. Doch dann streikt der Roboter. Kein Erkennen, keine Verwendung. Die Spielerei im Fraunhofer-Institut Chemnitz scheitert. Der Roboter blinkt hysterisch, schließlich bewegt er sich nicht mehr, aus.
Man kann die Szene in Sachsen natürlich symbolisch interpretieren. Martin Schulz, 61 Jahre alt, im März des Jahres bei der Installation zum Kanzlerkandidaten gehypt als der Mann, der den Wechsel schafft, bei der Inthronisierung zum SPD-Vorsitzenden umjubelt und angebetet als der Heilsbringer und Retter des Abendlandes, mindestens der Sozialdemokratie hierzulande und gleich auch in Europa, der Mann für den Ruck in Deutschland. Völlig aufgelöst und aufgeregt blinkte die Anhängerschaft.
Der Wahlkampf fängt jetzt erst an?
Die Erinnerung daran fühlt sich schon an wie aus einem anderen Leben. Inmitten größter Ernüchterung hat Martin Schulz nun den Wahlkampf für eröffnet erklärt, sieben Wochen vor der Bundestagswahl am 24. September. Am Dienstag startet er seine zweitägige Sommerreise durch Ostdeutschland. Gefühlt sagt er auf dieser Tingeltour etwa 15 Mal, dass „der Wahlkampf jetzt anfängt“. Es soll ihn wohl selbst bestärken im Glauben, die Pfründe würden erst ab jetzt verteilt.
Der Wahlkampf fängt jetzt erst an? Gehören zu einem Kampf nicht zwei Gegner, die sich leidlich satisfaktionsfähig gegenüberstehen? Hier die Kanzlerin Angela Merkel, die sich zurücklehnt, weil sie seit 2005 regiert und nichts darauf hinweist, dass sich daran ab September etwas ändert. Dort Martin Schulz, der vormalige Europapolitiker aus Brüssel, der eine vor sich hin siechende SPD zu versorgen hat und erst einen Rückschlag hinnehmen musste – die verlorene Landtagswahl im Saarland –, dann noch einen – die verlorene Landtagswahl in Schleswig-Holstein –, dann noch einen – die verheerende Niederlage bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen –, dann ...
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