Unterwegs mit der Identitären Bewegung: "Heimatgefühl ist, wie wenn man Drogen nimmt"
Ein paar Hundert gegen eine Armee. So sieht die Identitäre Bewegung ihren Kampf gegen Flüchtlinge. Paul Z. ist einer von ihnen. Unser Blendle-Tipp.
An einem Mittwochnachmittag im Mai steigt Paul Z. in München mit drei Männern in einen gelben Wagen. Im Gepäck hat er eine Kamera und sechs Nikabs, islamische Vollverschleierung. Paul Z. sagt Burka dazu. Er wird sie später an seine Mitfahrer verteilen. Sie sind spät dran, der Verkehr stockt. Um 18 Uhr wollen sie an der Regensburger Universität sein. Sie wollen die Deutschen aufrütteln. Ihnen zeigen, dass die Muslime ihnen das Land wegnehmen.
Wäre er ein arabischer Prinz in Deutschland, sagt Z., würde er sein ganzes Geld in die Moscheen hierzulande pumpen. Er würde wollen, dass sich sein Glaube in dem neuen Land ausbreitet. Aber er würde nicht erwarten, dass er damit durchkäme. Er würde erwarten, dass das Land, in das er kommt, dagegen kämpft.
Z. ist kein arabischer Prinz. Er ist 24, groß gewachsen, wird Jurist, hat schmale Augen, ein scharfes Kinn. An dem rechten Ärmel seiner Jacke haftet ein Stoffzeichen: das Lambda, der elfte Buchstabe des griechischen Alphabets. Das Symbol der Identitären Bewegung.
Die Spartaner sollen es auf ihren Schilden getragen haben, als sie im antiken Griechenland gegen das überlegene persische Heer kämpften. 300 Mann gegen eine mächtige Armee. So sehen die Identitären heute den Kampf, den sie führen: ein Kampf von Patrioten gegen die Flüchtlinge.
Gerade erst wurde eines ihrer Mitglieder in Kreuzberg verprügelt
Seit Mai 2016 wird die Bewegung bundesweit vom Verfassungsschutz beobachtet. Die rechte Ideologie der Bewegung gefährdet die liberal-demokratische Struktur im Land, sagt der Verfassungsschutz. Die Identitären gehören zu der Neuen Rechten, fordern ein „Europa der Vaterländer“. Fremde würden respektiert, sagen sie, auf ihrem „geschichtlich gewachsenen Gebiet“.
Die Identitäre Bewegung gab es zuerst in Frankreich, mittlerweile auch in Österreich, Tschechien, Italien und den Niederlanden. Mit Aktionen macht sie auf sich aufmerksam. Im vergangenen August befestigten neun Identitäre am Brandenburger Tor ein Banner: „Sichere Grenzen - sichere Zukunft“. Mitte Juni marschierte Paul Z. in Lederhose und mit Hunderten anderen Identitären durch Berlin-Mitte. Sie riefen „Europa für Europäer, Antifa für Nordkorea“.
Die Demonstration in der Hauptstadt, sie war das „Highlight des Jahres“, sagt Z. Auch wenn Gegendemonstranten den Zug der Identitären nach 600 Metern stoppten. Sie haben es nicht leicht in Berlin. Am Mittwoch erst wurde eines ihrer Mitglieder in Kreuzberg verprügelt.
An diesem Tag im Mai aber steht die Universität Regensburg an, Vielberth-Gebäude. Es ist 18.30 Uhr, in Raum H24 betreten ...
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Hannah Knuth
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