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 Drei bis fünf Jahre alt wird der Gemeine Holzbock.
© Imago/Richter Montage: Tsp

Zecken in Berlin: Die Hautbesetzer

Zecken können lange warten, drei Blutmahlzeiten reichen für ein Leben. Berlin ist mit seiner Artenvielfalt für sie die Stadt der tausend Wirte. Lesen Sie hier einen Auszug und den vollständigen Beitrag im digitalen Kiosk Blendle.

Im Kühlschrank hat Konrad Winkler immer etwas Colostrum auf Lager, die Milch, die eine Kuh in den ersten zwölf Stunden nach der Geburt ihres Kalbes absondert. Wenn es wieder so weit ist, wird er regelmäßig ein paar Milliliter davon trinken. Er lagert auch Aloe Vera, das ebenfalls entzündungshemmend wirkt.

Er spürt, wenn es wieder Zeit für diese Maßnahmen ist, wenn eine Welle sich ankündigt wie eine aufkommende Grippe. Wenn die Entzündungsherde sich in seinem Körper ausbreiten, die Knie schmerzen, die Fingergelenke versteifen, und die Haut sich an vielen kleinen Stellen öffnet. Spätestens jetzt wird es Zeit, dass er sich auf die Spezial-Liege aus Südkorea legt, 60 Zentimeter mal zwei Meter. Winkler hat sie für knapp 3000 Euro angeschafft, damit sich ihre Jadesteine massierend, wärmend und lockernd seine Wirbelsäule hinauf- und hinunterbewegen können. „Zwei Quadratmeter der Wohnung sind damit schon mal weg.“

Dies ist nur der messbare Raum, den Konrad Winkler über die Jahre an die Zecke abtreten musste, der Raum, den jene Zecke heute in seinem Leben einnimmt, die ihn nach allen Berechnungen 1983 gestochen haben muss, ohne dass er es auch nur bemerkte. Winzige, korkenzieherförmige Bakterien der Gattung Borrelia waren es, die seinem Leben fortan eine ungeahnte Richtung gaben. Die Antikörper in seinem Blut wurden erst Jahre später entdeckt, da war das dritte Stadium der Borreliose bereits erreicht – und die gefürchteten, chronischen Spätfolgen gehörten längst zu seinem Leben.

Winkler, dessen Bräune man vorschnell gesund nennen würde, spreizt in einem Café im Potsdamer Hauptbahnhof die Finger und zeigt seine runden Gelenke. „So sieht eine Rheuma-Hand aus“, sagt er. Ist aber kein Rheuma. So wie die Knieschmerzen nicht auf eine Arthrose hindeuten und seine entzündeten Hautstellen auf kein dermatologisches Problem. Es ist jetzt 15 Jahre her, dass Winkler verrentet wurde, da war er mit 45 Jahren an seinem Schreibtisch zusammengebrochen und nie wieder zurückgekehrt.

Das Verhältnis zwischen der Zecke und dem Menschen ist vergiftet. Bis zu 30 Prozent der Zecken sind mit Erregern verseucht...

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