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Unerträglich. Ein früherer syrischer Militärfotograf schmuggelte Bilder von Oppositionellen, die in Assads Kerkern erst gefoltert und dann getötet wurden, ins Ausland.
© Lucas Jackson/Reuters

Krieg in Syrien: Assads Folteropfer und ihre Berliner Anwälte

Wer im Gefängnis des syrischen Militärgeheimdienstes landet, hat vom Leben nicht mehr viel zu erwarten. Yazan Alkhatib überstand die Qualen dort. Nun will er seine Peiniger vor Gericht bringen – von Kreuzberg aus. Unser Blendle-Tipp.

Wenn er tanzt, kann er vergessen. Die Schreie, die Enge. Häftlinge nebeneinander, übereinander. Die Verzweiflung. Yazan Alkhatib macht einen Schritt nach links, einen nach rechts.

Lateinamerikanische Rhythmen vom Band füllen den „Freiraum“, einen großen Saal mit Bühne in der Berliner Hardenbergstraße, der auch für Sportkurse der TU genutzt wird. Drehung. Es ist Alkhatibs kurzer Moment der Leichtigkeit, eine Pause von der Vergangenheit, die ihn nicht loslässt. Von den Erinnerungen an seine Zeit in einem syrischen Folterkeller des Assad-Regimes. An die Prügel mit dem Plastikschlauch und daran, wie sein Kopf mit aller Kraft gegen die Wand im Verhörraum geschleudert wurde. Dienstag ist Salsa-Tag.

Yazan Alkhatib, ein Mann Mitte 30 mit Bart und kurzen schwarzen Haaren, der sich im „Freiraum“ mit zwei Dutzend anderen Studenten im Kreis bewegt, der jetzt so scheinbar unbekümmert lächelt, hat die Misshandlungen der syrischen Staatsmacht überlebt. Er hat es nach Deutschland geschafft. Und er ist bereit, der Welt davon zu berichten. „Ich will Gerechtigkeit. Die Verbrechen sollen nicht ungesühnt bleiben.“

Donald Rumsfeld - angezeigt wegen Kriegsverbrechen

Ein paar Stunden vor dem Salsa-Kurs sitzt Yazan Alkhatib an einem Sommertag in einem kargen Büro einer Kreuzberger Fabriketage. Dort befindet sich das 2007 gegründete European Center for Constitutional and Human Rights, kurz ECCHR. Der durch Spenden finanzierte, gemeinnützige Verein setzt sich dafür ein, dass jene juristisch zur Rechenschaft gezogen werden, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind.

Mehrere Juristen und deren Mitarbeiter versuchen – unterstützt von knapp 20 Anwälten und Dutzenden Bürgerrechtsorganisationen in aller Welt – von der Zossener Straße aus, nicht nur die unmittelbaren Täter, sondern ebenso die Entscheidungsträger vor Gericht zu bringen. Bekannt wurde das ECCHR unter anderem mit Strafanzeigen gegen den ehemaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wegen Kriegsverbrechen und Folter in den amerikanischen Gefängnissen Abu Ghraib und Guantanamo. Nun sollen jene vor Gericht kommen, die in Syrien Folter und willkürliche Hinrichtungen anordnen.

Neben Yazan Alkhatib sitzt Anwalt Patrick Kroker und erklärt den Plan. Eigentlich müsse die juristische Aufarbeitung dort passieren, wo die Verbrechen begangen werden, sagt er. „Daran ist in Syrien auf absehbare Zeit nicht ...

Den vollständigen Text lesen Sie für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.

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